Hamburg. To stay statt to go: Das Recup-System könnte Becher-Müll verhindern helfen. Doch einen Haken gibt's auch.
Sie sind türkis oder braun und sollen helfen, die Flut von Pappbechern einzudämmen – die neuen Mehrweg-Pfandbecher, die Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) gestern in Wilhelmsburg vorgestellt hat. Das Partnerunternehmen Recup bekommt als Starthilfe bis zu 30.000 Euro von der Behörde.
Die Becher aus recyceltem Kunststoff haben nach Angaben von Recup-Geschäftsführer Fabian Eckert eine Lebensdauer von 500 Spülgängen. Kaffeetrinker können sie für einen Euro Pfand ausleihen und bei den teilnehmenden Cafés wieder zurückgeben.
Kommentar: Recup wäre perfekt
„Wir beschäftigen uns in der Behörde schon lange mit dem Thema Mehrwegbecher“, sagte Kerstan. „Durch die Kultur des To-Go-Konsums entsteht viel vermeidbarer Müll – auch und gerade durch die Milliarden von Wegwerf-Kaffeebechern, die in Deutschland jährlich über die Tresen in Cafés und Bäckereien gehen.“ Allein in Hamburg werden pro Jahr etwa 60 Millionen Einwegbecher für Kaffee und andere Heißgetränke verbraucht.
Die Umweltbehörde hat schon 15.000 Becher eingespart
In der Kantine der Umweltbehörde habe man bereits im November 2016 Mehrwegbecher eingeführt und seither etwa 15.000 Pappbecher eingespart, sagte Kerstan.
Auch weitere Behörden sowie große Unternehmen hätten Mehrwegsysteme eingeführt. „Klar war aber auch immer, dass wir ein System für ganz Hamburg brauchen“, so der Senator. Es sei aber auch deutlich geworden, dass das eine hochkomplexe Sache sei. Denn dazu müssten Fragen geklärt sein, wie und wo die Becher gespült werden, wie langlebig sie sind oder wie sichergestellt werden könne, dass überall genügend vorrätig sind.
Seit Ende 2017 gibt es bei der sogenannten Kehrwieder-Aktion in fast 300 Hamburger Cafés, Läden und Bäckerei-Filialen einen Rabatt von zehn bis 30 Cent für Kunden, die ihren eigenen Mehrwegbecher mitbringen. Die Bürgerschaft hatte den Senat bereits im November 2016 ersucht, eine Pfandlösung mit einem „Kehrwieder“-Kaffeebecher für Hamburg anzustoßen.
Jens Kerstan: 10 Millionen Pappbecher sparen
Die Umweltbehörde startete daraufhin ein Interessenbekundungsverfahren, um für ein Pfand- und Rücknahmesystem einen Partner mit überzeugendem Konzept zu finden. Am Ende habe es zehn Bewerber für Hamburg gegeben. „Wir sind froh, dass wir jetzt sagen können – es funktioniert“, so der Senator. Die Entscheidung für Recup sei leichtgefallen, da das Unternehmen sein System bereits in elf deutschen Städten eingeführt habe. Der Senator rechnete vor: Sollten 20.000 Recup-Becher im Umlauf sein, die jeweils 500-mal befüllt werden, könne man damit zehn Millionen Pappbecher einsparen.
„Wir sind startklar“, versicherte Fabian Eckert, Geschäftsführer des Münchner Start-ups. „Wir haben bereits bei 400 Anbietern in Hamburg Becher platziert“, sagte er. Je mehr Betriebe teilnähmen, desto erfolgreicher könne das System werden.
Ein Euro Pfand pro Becher
Für Betriebe wie Kunden ist das Prinzip denkbar einfach. Jedes Café, jeder Kiosk, bezahlt pro Becher einen Euro Pfand an das Unternehmen Recup, dazu einen Euro Teilnahmegebühr pro Tag, unabhängig von der Zahl der Becher. Dafür müssen die teilnehmenden Betrieb die Becher spülen, die die Kunden bei ihnen abgeben.
Für die Kaffeetrinker ist es ebenfalls simpel: Sie bezahlen einen Euro Pfand pro Becher und können ihn bei jedem Recup-Partnerbetrieb bundesweit zurückgeben. In München und Berlin sei das System schon etabliert, sagte Eckert, man sei in elf Städten besonders aktiv und insgesamt schon in 23 Städten mit etwa 850 Anbietern vertreten.
Einen kleinen Haken gibt es aber auch: Der Deckel sei nicht Bestandteil des Pfandsystems, weil sich die Reinigung schwieriger gestalte. Wer seinen Becher verschließen wolle, könne aber für 1,30 Euro einen wiederverwertbaren Deckel kaufen, sagte Eckert. Nur abwaschen muss der Besitzer ihn dann selbst und am besten stets bei sich führen.
In jeder Stadt gibt es ein eigenes Logo. In Hamburg zieren die Silhouetten von Elbphilharmonie, Rathaus, Speicherstadt und der Schriftzug „Moin Hamburg“ den Becher. Roman Witt, Projektleiter beim Kaffeeanbieter el rojito, hatte bereits im November 2016 mit einigen Hamburger Cafés ein Pfandsystem mit etwa 7000 Bechern eingeführt. Auch er unterstützt nun Recup: „Wir haben schon lange darauf gewartet, dass es ein einheitliches System für Hamburg gibt. Klar, dass wir dabei mitmachen und unsere Partner an Bord holen.“ Wer in Hamburg bereits Partner ist, findet man auf www.recup.de.