Hamburg. 2017 gab es in Hamburg deutlich mehr Beschwerden als im Vorjahr. Aus welchen Stadtteilen die meisten Klagen kommen.
Als das "lauteste Flugjahr des Jahrhunderts" haben die Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW) das Jahr 2017 gegeißelt. Anlass war ein neuer Negativrekord bei der Zahl der Flugzeuge, die verspätet am Hamburg Airport in Fuhlsbüttel gestartet und gelandet sind. Der Unmut über den Luftverkehr macht sich nun auch bei der Zahl der Fluglärmbeschwerden bemerkbar.
Im vergangenen Jahr hat es 107.157 Beschwerden wegen Fluglärms gegeben – 24 Prozent mehr als im Vorjahr (86.120), wie aus einer Erhebung der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) hervorgeht. "Damit setzt sich der ansteigende Trend bei den eingehenden Fluglärmbeschwerden fort", so die Behörde.
Aus welchen Stadtteilen die meisten Beschwerden kommen
Knapp die Hälfte aller Beanstandungen kommen demzufolge aus Hamburg. Anwohner in Lehmsahl-Mellingstedt (10.992 Beschwerden) und Poppenbüttel (10.816) haben sich mit Abstand am häufigsten bei der Stadt über Fluglärm beschwert. Dahinter folgen Nienstedten (7583), Blankenese/Iserbrook (7313) und Niendorf (3503).
Auffällig ist, dass Stadtteile in direkter Nähe zum Flughafen, wie etwa Langehorn und Groß Borstel eher moderate Zahlen aufweisen. Im Umland kommen die mit Abstand meisten Beschwerden aus Ahrensburg (25.423). Dahinter folgen Norderstedt (7734), Bargteheide (6254), Großhansdorf (3339) und Jersbek (2698).
"Aus der Statistik geht auch hervor, dass wir eine relativ stabile Anzahl an Beschwerdeführern haben, die sich 2017 häufiger beschwert haben", sagte Jan Dube, Sprecher der Behörde für Umwelt und Energie dem Abendblatt.
Aus welchen Stadtteilen die Beschwerdeführer kommen
Die Gesamtmenge der Beschwerden verteilt sich auf 1950 Menschen, von denen mit 74 Prozent der Großteil aus Hamburg kommt. Die Zahl der Beschwerdeführer ist regional gleichmäßiger verteilt. Die meisten Hamburger, die sich im Schnitt 34 Mal im Jahr über von Flugzeugen ausgehenden Krach beschwert haben, kommen aus den Stadtteilen Barmbek-Süd (96), Niendorf (86), Winterhude (80) und Hamm (78). Im Umland kommen die meisten Beschwerdeführer aus Norderstedt (104).
Der Anstieg der Beschwerden korreliert laut BUE aber nicht mit der Entwicklung der Flugbewegungen, die 2017 um 0,5 Prozent gesunken sind. Drastisch gestiegen ist aber die Zahl der Flugzeuge, die verspätet in Fuhlsbüttel gestartet und gelandet sind. Laut Flughafen-Statistik gab es zwischen 23 und 24 Uhr 1038 Starts und Landungen, 774 waren es im Vorjahr, 652 im Jahr 2015.
Genannte Gründe für die Beschwerden
Meistgenannter Grund für die Beschwerden sei jedoch weniger die Störung der Nachtruhe als mehr die Häufigkeit der Flugbewegungen insgesamt, wie aus der Statistik hervorgeht. Dies wurde bei 81 Prozent der Beschwerden als Grund angegeben, wobei bei jeder Beschwerde Mehrfachnennungen im dafür vorgesehenen Formular möglich sind.
Auf Platz zwei der Gründe folgen weit dahinter mit 39 Prozent Lärm eines Flugzeugs im Einzelfall, 33 Prozent haben auch angegeben, sich durch sonstigen Lärm aus dem Flughafenbetrieb gestört zu fühlen. Die Störung der Nachtruhe folgt erst auf Platz vier (24 Prozent).
Dennoch hat der neue Negativrekord bei den späten Starts und Landungen die Diskussion um ein erweitertes Nachtflugverbot beflügelt. „Die Entwicklung bei den Nachtflügen geht in die komplett falsche Richtung", sagte Umweltsenator Jens Kerstan.
"Im April 2016 hatten sich die größten Fluggesellschaften und die Airlines in die Hand versprochen, hier eine deutliche Reduzierung der Verspätungen zu erreichen." Trotz der sogenannten Pünktlichkeitsoffensive sei das Gegenteil passiert, betonte Kerstan. Bei absehbaren Verspätungen müssten Flüge auch einmal ausfallen.
Eine von der Umweltorganisation BUND gestartete Volkspetition will nun erreichen, dass das Nachtflugverbot um eine Stunde erweitert wird, sodass es bereits um 22 und nicht um 23 Uhr wirksam ist. Nur ein konsequentes Verbot sei die richtige Antwort auf die hohe Zahl zu später Flüge, argumentierten die Umweltschützer. Gegner erwidern jedoch, dass ein solches dem Standort Hamburg und der Wettbewerbsfähigkeit des Flughafens schade.