Hamburg. Erneuerung des Vorfeldes schreitet planmäßig voran. Lange Fahrten für Passagiere und Gepäck werden ab Sommer stark reduziert.
„Tak, tak, tak, tak, tak“, dröhnt es über den nördlichen Teil des Hamburger Flughafens an den Terminals. Ein Bagger haut unablässig mit einem Stemmhammer am Arm auf den Belag ein. Der sechs Jahrzehnte alte Beton wird aufgebrochen. Ein Netz um den Hammer fängt den aufgewirbelten Staub ein. Seit zwei Wochen wird auf dem Abschnitt der Boden beackert und abgetragen. Die grundhafte Erneuerung des Vorfeldes 1 ist in die fünfte Phase gegangen. Seit März 2016 läuft das Projekt, erst im Herbst 2020 wird es abgeschlossen sein. Doch bereits in diesem Sommer könnte es für die Passagiere deutliche Verbesserungen geben.
„Das ist der letzte Abschnitt direkt an den Terminals, danach stehen alle Fluggastbrücken wieder zur Verfügung“, sagt Pressesprecherin Janet Niemeyer. Durch die Bauarbeiten fallen nun drei Fluggastbrücken weg. Das ist eine weniger als bei den vorherigen Abschnitten der Vorfelderneuerung, als jeweils vier „Finger“ betroffen waren. Ab Ende Juni – pünktlich vor Beginn der Hauptreisezeit in den Sommerferien – sollen alle 15 Fluggastbrücken wieder im Einsatz sein. Die alten wurden saniert, neu kamen zwei Doppelfluggastbrücken hinzu, an denen entweder ein Großraumjet wie der Airbus A380 oder zwei Mittelstreckenjets vom Typ A320 oder Boeing 737 abgefertigt werden können.
Bis zu 15 Minuten dauert der Transfer
Der Flughafen hofft, ab Juli rund 200 Busfahrten pro Tag sparen zu können. Deutlich mehr Flieger als früher müssen während der bisherigen Bauphasen auf einem weiter entfernten Stellplatz parken. Teilweise müssen sie sogar auf das Vorfeld 2 ausweichen, das auf halben Weg zu Lufthansa Technik im Süden des Airport-Geländes liegt. Wenn die Passagiere dort ein- oder aussteigen, haben sie eine lange Busfahrt hinter oder vor sich. „Zwölf bis 15 Minuten dauert der Transfer im Schnitt“, sagt Stefan Dechow (34), der Teilprojektleiter Flugbetrieb für das Vorfeld 1 ist.
Zwar ist das Vorfeld 2 nur 2,5 Kilometer entfernt, aber Flugzeuge haben stets Vorrang. Das sorgt mitunter für lange Wartezeiten. Wird der Flieger auf dem Vorfeld 1 auf einer Außenposition abgestellt, dauere der Bustransfer fünf bis acht Minuten. Die schnellsten Wege in die Terminals führen logischerweise über die „Finger“. Durch den Ausfall der drei Brücken im Bauabschnitt fünf müssen nun täglich Passagiere von rund drei Dutzend Flügen mehr als sonst über das Flughafengelände gefahren werden.
Wenn Passagiere nach der Landung an den Gepäckbändern angekommen waren, mussten sie dort in der Vergangenheit häufiger lange auf ihren Koffer warten. Gründe dafür waren zu wenig Personal und hohe Krankheitsstände bei den Gepäckentladern. Aber auch der lange Weg fürs Gepäck spielte eine Rolle. Niemeyer machte Reisenden Hoffnung, dass auch in diesem Bereich ab dem Sommer eine Verbesserung eintritt: „Wenn die Gepäckwagen nicht 2,5 Kilometer fahren müssen, sind sie schneller und auch flexibler einsetzbar.“
120 Millionen kostet das Projekt
Mit 58.000 Quadratmetern ist der aktuelle Bauabschnitt die größte zusammenhängende Fläche, die erneuert wird. Neben dem Vorfeld werden auch Rollwege erneuert, die zur Start- und Landebahn führen. Durch die Nähe zur Piste 05/23 (Niendorf/Langenhorn) gelten dabei bestimmte Sicherheitsabstände. Bedingt durch die Baustelle sind vom 12. April bis zum 23. Mai keine Landungen aus Richtung Nordosten (Langenhorn) möglich. In Richtung Niendorf wird über eine verkürzte Bahn gestartet.
Wenn der fünfte Abschnitt fertiggestellt ist, sind zwei Drittel des insgesamt 330.000 Quadratmeter (umgerechnet mehr als 30 Fußballfelder) großen Hauptvorfeldes saniert. Gesamtprojektleiter Martin Helf ist zuversichtlich, dass die Bauarbeiten Ende Juni pünktlich beendet werden. „Die einzelnen Bauphasen sind bisher rechtzeitig fertig geworden. Mit der Terminplanung und den Kosten liegen wir absolut im Rahmen“, sagte der 55-Jährige. 120 Millionen Euro hat Hamburg Airport für das „Mammutprojekt“ veranschlagt, wie es Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler beim ersten Meißelschlag 2016 nannte. Flughäfen wie Amsterdam, Frankfurt, München und Düsseldorf würden das Projekt interessiert verfolgen, sagte Dechow. Dort müssen in Zukunft die gleichen Arbeiten erfolgen.
Auf der Baustelle wird weiter gehämmert, Schutt auf Lastern abgefahren und in die Tiefe gebohrt. Alle paar Meter ragen kleine Erdhaufen aus dem blank gelegten Erdreich. Maulwürfe? Nein, der Kampfmittelräumdienst sucht in fünf Meter tiefen Rohren mit einer Sonde nach Bomben aus den Kriegen.