Die fulminante Show der Rolling Stones hat die Hansestadt elektrisiert. Warum Hamburg mehr Kulturhöhepunkte von Weltrang braucht.
Wenn in Hamburg Großveranstaltungen angekündigt werden, stehen sich in der Regel zwei Lager unversöhnlich gegenüber: diejenigen, die grundsätzlich ihre Ruhe haben wollen, aber dafür nicht an den Stadtrand ziehen möchten. Und diejenigen, die der Meinung sind, die Bewohner einer Großstadt müssten auch den zehnten Schlagermove und die 20. Harley Days klaglos hinnehmen – in der Regel aber nicht selbst betroffen sind, weil sie nicht an einer der Partymeilen wohnen.
Auch in Sachen Rolling Stones gab es vorab die übliche Lagerbildung. Unmut über temporäre Sperrzonen im Stadtpark und mögliche Rasenschäden auf der einen Seite, die fast schon traditionelle „Dann zieht doch ins Umland“-Replik auf der anderen Seite.
Rolling Stones haben Hamburg elektrisiert
Dabei liegt dieser Fall tatsächlich etwas anders: Beim Konzert der Rolling Stones ging es nicht um eine der üblichen Hauptsache-laut-und-lustig-Veranstaltungen, die gefühlt an jedem Sommerwochenende stattfinden und verständlicherweise nicht nur Freude aufkommen lassen. Hier ging es um ein kulturelles Großereignis, das weit über Hamburg hinaus strahlt, aber auch die Stadt selbst im positiven Sinne elektrisiert hat.
Seit Wochen war die Vorfreude in der Stadt zu spüren. Auch wer sonst nicht auf Rockkonzerte geht, verfolgte den Fortgang des Bühnenaufbaus im Stadtpark, registrierte interessiert die Ankunft der Band in Hamburg oder schüttelte den Kopf über Kartenpreise von bis zu 800 Euro.
Dies war eben nicht irgendein x-beliebiges Konzert, sondern der Auftakt der Europa-Tournee der bekanntesten Rockband der Welt. Und der fand nicht in Paris, London oder Barcelona statt, sondern in Hamburg. Der Stadt, die schon so lange Musikstadt sein will und es nun, dank Elbphilharmonie-Effekt, mehr und mehr wird. Eine Auszeichnung, ein Grund zur Freude.
Gute Organisation von Sicherheit und Verkehr
Wer die fröhlich-entspannte Stimmung unter den 82.000 Fans im Stadtpark erlebte, wer über das riesige Areal blickte, auf dem so viele Menschen in der Liebe zu einem Sound, häufig wohl dem Sound ihrer Jugend, vereint waren, konnte kaum anders, als in diesem Konzert einen Glücksfall für Hamburg zu sehen.
Übrigens auch deshalb, weil die Organisatoren ihre Hausaufgaben gemacht hatten. An- und Abreise liefen trotz des Ansturms weitgehend störungsfrei, Flora und Fauna des Stadtparks waren umfassend geschützt, für eventuelle Schäden wurde eine hohe Bürgschaft hinterlegt, die Kommunikation auf dem Gelände und über die sozialen Medien etwa in Sachen Einlasskontrollen gelang vorbildlich.
Die Rolling Stones im Stadtpark
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Natürlich war dies keine karitative, sondern eine kommerzielle Veranstaltung. Veranstalter FKP Scorpio dürfte an diesem Konzert kräftig verdient haben. Darum ging es. Aber eben nicht nur, denn der wirkliche Wert dieses Konzerts lässt sich nicht so einfach in Euro und Cent ausdrücken. „Wir packen Hamburg wieder auf die Karte“ heißt es im Song „Ahnma“ der Beginner. Und genau das ist an diesem Sonnabend geschehen, an den sich nicht nur die 82.000 im Stadtpark noch lange erinnern werden.
Wir brauchen gewiss keine weiteren seelenlosen Großveranstaltungen mit röhrenden Motoren oder 08/15-Fressmeilen, wohl aber Kulturhöhepunkte mit Weltrang, die den Alltag für einige Tage durchbrechen. Dass der Stadtpark dafür – sorgsam dosiert! – der richtige Ort sein kann, hat das umjubelte Konzert der Stones bewiesen.
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