Hamburg. Fingierte Hilfefälle: Der Beschuldigte nutzte wohl die persönlichen Zugangscodes von Kollegen.

Der Bezirk Mitte löscht nach Abendblatt-Informationen aus Sicherheitsgründen die persönlichen Passwörter der rund 1500 Mitarbeiter, die als Zugang zu den Computern der Behörde dienen. Der Grund für diese Maßnahme steht im Zusammenhang mit dem Betrug im Jugendamt, bei dem ein Regionalleiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) gemeinsam mit einem Komplizen rund eine halbe Million Euro unterschlagen haben soll. Das Geld sollen sich Regionalleiter M. und Komplize H. durch fingierte Hilfefälle erschlichen haben.

Weiterer Verdacht

Dem Vernehmen nach gibt es jetzt einen weiteren Verdacht: Als im Jugendamt von 2012 an eine neue Software eingesetzt wurde, soll M. weitere Fälle über den Account von Kollegen angelegt haben. Zu dem Zeitpunkt, als diese angelegt wurden, soll zum Beispiel ein betroffener Mitarbeiter im Urlaub gewesen sein.

Offensichtlich soll sich M. mit dessen Passwort in das Programm eingeloggt haben. Es werden in diesem Zusammenhang dem Vernehmen nach noch weitere solcher Vorgänge untersucht, bei denen fremde Passwörter genutzt wurden. Für die rund 1500 Mitarbeiter des Bezirksamts soll es jetzt neue Passwörter geben. Diese müssen sich unter Vorlage des Personalausweises einen neuen Zugangscode abholen und ein individuelles Passwort anlegen.

„Jede potenzielle Sicherheitslücke schließen“

Falko Droßmann (SPD) wollte sich zu Details mit dem Hinweis auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft am Mittwoch auf Abendblatt-Anfrage nicht äußern. Nur so viel: „Wir werden versuchen, jede potenzielle Sicherheitslücke zu schließen“, sagte Droßmann.

Der Beschuldigte M., dem außerordentlich fristlos gekündigt wurde, soll bislang kein Geständnis abgelegt haben. Dafür aber sein Komplize H., der als freier Träger für den ASD tätig war.

Der Betrugsskandal im Bezirksamt wurde durch Falko Droßmann am 23. November öffentlich gemacht, als er die Medien unterrichtete. Damals sagte er: „Wir alle sind schockiert über die Vorwürfe, die hier im Raum stehen.“