Hamburg. Unbekannter erstach Victor E. vor zwei Wochen an der Kennedybrücke. Nun taucht ein Bekenntnis der Terrormiliz auf.

Nachdem am späten Sonnabend ein vermeintliches Bekenntnis aufgetaucht ist, demzufolge die Terrororganisation IS für den Mord an dem 16 Jahre alten Victor E. in Hamburg verantwortlich sein soll, hat sich nun Innensenator Andy Grote (SPD) zu dem Vorfall geäußert: "Wir nehmen den aktuellen Hinweis auf einen möglichen IS-Hintergrund in dem Mordfall an der Kennedybrücke sehr ernst, wenngleich die Bekennung auch Ungereimtheiten enthält", sagte Grote am Sonntag. "Ziel des IS – auch bei Bekennungen – ist regelmäßig, Angst und Verunsicherung zu verbreiten." Deshalb sei es richtig, dass die Ermittlungen mit Hochdruck, aber auch mit professioneller Unaufgeregtheit und in alle Richtungen weitergeführt würden. Grote betonte weiter, er habe großes Vertrauen in die Arbeit der Ermittlungsbehörden.

Seit zwei Wochen rätselt die Hamburger Polizei über den tödlichen Messerangriff auf den 16 Jahre alten Victor E. unter der Kennedybrücke an der Alster. Am Sonnabend tauchte dann das Bekenntnis auf einer Propaganda-Webseite der Terrororganisation IS auf. Zwei Personen seien "von einem Soldaten des Islamisches Staates am 16. dieses Monats in Hamburg erstochen" worden, heißt es in dem Post der sogenannten Nachrichtenagentur Amaq. Diese setzt als Stimme des IS Propaganda-Nachrichten vor allem über den Krieg in Syrien und im Irak sowie über Anschläge von Attentätern ab.

Bundesanwaltschaft prüft Mitteilung

Die Bundesanwaltschaft prüft die Übernahme von Ermittlungen in dem Fall. Wie ein Sprecher der Karlsruher Behörde am Sonntag sagte, gehen Ermittler der Nachricht des IS-Verlautbarungsorgans Amaq nach. „Wir nehmen die Mitteilung zur Kenntnis und müssen den Inhalt genau auf seine Verlässlichkeit hin prüfen“, sagte der Sprecher.

Kommentar: "IS"-Mord? Das wären die Folgen

Der 16-Jährige war am 16. Oktober gegen 22 Uhr hinterrücks angegriffen und erstochen worden. Er hatte zusammen mit seiner ein Jahr jüngeren Freundin den Abend an der Außenalster verbracht. Gemeinsam hatten sie auf den Stufen unterhalb der Brücke gesessen. Ein Unbekannter schlich sich nach Polizeiangaben an das Pärchen heran. Dann soll der Täter mehrfach auf Victor E. eingestochen haben. Der Jugendliche starb kurz darauf an seinen Verletzungen im Krankenhaus. Die 15-Jährige stieß der Täter ins Wasser. Auf sie stach er nicht ein. Das Mädchen konnte sich später selbst aus dem Wasser retten.

Hamburger Polizei: Bekennung wirft Fragen auf

Das angebliche Bekenntnis des IS zum Mord an der Hamburger Kennedybrücke
Das angebliche Bekenntnis des IS zum Mord an der Hamburger Kennedybrücke © Screenshot Amaq Agency

Am Sonntag äußerte sich auch die Hamburger Polizei: "Die Mordkommission führt die Ermittlungen zur Aufklärung des Tötungsdeliktes an der Kennedybrücke mit Hochdruck. Die Mordkommission geht unter Beteiligung des Staatsschutzes auch dem Hinweis auf eine vermeintlich IS-motivierte Tat nach, wobei die Bekennung nach wie vor eine Reihe von Fragen aufwirft. An dieser Stelle ist der Hinweis wichtig, dass nach wie vor durch die Mordkommission in alle Richtungen ermittelt wird."

Von dem Angreifer fehlt bislang jede Spur. Zwar gibt es eine Beschreibung, für ein Phantombild reichten die Angaben der 15-Jährigen jedoch nicht aus. 23 bis 25 Jahre alt soll der Mann sein, ein „Südländer“ mit Dreitagebart, der vermutlich mit einer Jeans und einem braunen Pullover bekleidet war. Ansonsten gab es keinen weiteren Punkt, an dem die Ermittler der Mordkommission bisher ansetzen konnten. Erst vor Kurzem hatten sie die Tat noch einmal nachstellen lassen.

Bekenntnis kein Beweis für Tat durch den IS

Das angebliche Bekenntnis des IS ist kein Beweis dafür, dass der Täter tatsächlich in Kontakt mit den Terroristen stand. Normalerweise äußert sich der IS nach seinen Taten innerhalb von rund 48 Stunden. Auffällig an dem Post ist auch, dass von zwei niedergestochenen Opfern die Rede ist. Tatsächlich wurde die Freundin des Getöteten aber nicht mit einem Messer attackiert.