Hamburg. Eine Datenbank offenbart Verstrickungen von Persönlichkeiten mit der Hitler-Diktatur, die bislang unbekannt waren – auch an der Uni.

Mit einer neuen Internet-Datenbank will die Stadt Hamburg sich ihrer Geschichte im Nationalsozialismus auf moderne Art und Weise stellen und gleichzeitig Personen als „Mitläufer“ und Unterstützer von Hitlers NS-Diktatur identifizieren. Die Landeszentrale für Politische Bildung hat dazu eine Webseite („Die Dabeigewesenen“) freigeschaltet, in der man nach Namen, Orten und Institutionen auch in der Volltextsuche recherchieren kann. Auch das Eingrenzen auf Stadtteile oder Adressen ist möglich. Bislang finden sich erst 759 Einträge dort, doch die Macher versprechen Zuwachs. Die Landeszentrale verweist außerdem darauf, dass viele Akten und Dokumente vernichtet wurden oder verschwunden sind.

Dafür macht die Datenbank auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Zwar ist sie schwer zu erreichen.

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Doch bei schneller Suche ist zum Beispiel Wilhelm Koch sofort gefunden, der frühere Präsident des FC St. Pauli, nach dem jahrzehntelang das Stadion am Millerntor benannt war. Erst ein Buch und die Berichterstattung darüber, unter anderem im Hamburger Abendblatt, haben die Fans und Verantwortlichen des Vereins dazu bewogen, den Stadionnamen zu ändern. Wilhelm Koch hatte von Enteignungen von Juden in besonderem Maße profitiert.

Zu Heinrich Pette gibt es ebenfalls einen Eintrag in der neuen Datenbank. Nach dem berühmten Neurologen ist ein Institut an der Universität Hamburg benannt. Pette war Professor an der Uniklinik und früh der NSDAP beigetreten. Die Nazi-Rassenideologie vertrat er auch in der Lehre, wie ein 2014 veröffentlichtes Buch nachzeichnet. Das zeigt, wie aktuell die Einträge der Datenbank sein können, wenn zeitgeschichtliche Forschung integriert ist.

Die Macher der Datenbank sprechen davon, „Dabeigewesene“ zu identifizieren, das seien „Karrieristen, Profiteure, Befehlsempfänger, Denunzianten, Mitläufer und Täter“ des Nazi-Systems. Gestapo-Spitzel zählen für sie ebenfalls dazu. So dürfte es nicht verwundern, wenn aufmerksame Rechercheure unter den Namen in Kürze noch prominente Hamburger finden werden.