Hamburg . Das Abendblatt stellt die besten Auszubildenden im Hamburger Handwerk vor. Teil 6: Kristina Körgesaar, die bei Fielmann lernte.
Vor einigen Jahren kam sie mit ihren Eltern aus Estland nach Heide (Dithmarschen), und das Leben in Deutschland war für Kristina Körgesaar anfangs nicht einfach: „Ich konnte kein Wort Deutsch und musste deshalb die zehnte Klasse wiederholen“, sagt die junge Frau. Doch schon ein Jahre später hatte sie die neue Sprache erlernt – und bald darauf ihr Abitur in der Tasche. Seit Kurzem ist Körgesaar Augenoptikerin und eine der Bundessiegerinnen im Leistungswettbewerb des Handwerks. „Ich habe danach ein wenig mit meiner Familie gefeiert“, sagt sie.
Eine von 1000 jungen Leuten, die ihre Ausbildung bei Fielmann machen
Nach dem Abitur wusste Körgesaar zunächst noch gar nicht so genau, was sie beruflich tun wollte. Etwas Technisches oder Wissenschaftliches sollte es sein. Sie googelte sich im Internet durch die Beschreibungen unterschiedlicher Berufe und stieß dabei auch auf das Schloss Plön, die Ausbildungsakademie der Firma Fielmann. „Da wusste ich, dass ich den Beruf des Augenoptikers erlernen möchte.“
Sie bewarb sich bei dem Hamburger Unternehmen und Marktführer in Deutschland, sie war in ihrem Jahrgang eine von etwa 10.000 Anwärtern und gehörte zu den rund 1000 jungen Leuten, die pro Jahr bei Fielmann eine Ausbildung beginnen. Über die drei Lehrjahre hinweg sind es derzeit gut 2800. Körgesaar absolvierte Teile ihrer praktischen Ausbildung in der Lehrwerkstatt in Schloss Plön. Dort werden unter anderem alle handwerklichen Fertigkeiten, die zur Herstellung einer kompletten Brille notwendig sind, vermittelt.
Die Kundenberatung macht mittlerweile zwar einen großen Teil des Augenoptikerberufs aus. Doch handwerkliche Fähigkeiten wie die Einarbeitung von Gläsern in die Fassung oder die Reparatur von Brillen bleiben nach wie vor wichtig. „Man lernt in Schloss Plön über die handwerkliche Praxis hinaus auch viel über die Anatomie des Auges oder über die Beratung unserer Kunden in fachlichen und in modischen Fragen“, sagt Körgesaar.
Beim Bundeswettbewerb der jungen Gesellen gab es den dritten Platz
Den ersten Teil ihrer Gesellenprüfung legte sie nach eineinhalb Jahren Lehrzeit ab: ein gebrochenes Brillengestell löten. „Diese Arbeit zählte zu 30 Prozent zum Endergebnis meiner Ausbildung.“ Die anderen 70 Prozent im zweiten Teil der Gesellenprüfung erledigte sie ebenfalls mit Bravour, war die beste Auszubildende in Hamburg in ihrem Jahrgang – und qualifizierte sich damit für den Bundeswettbewerb der jungen Gesellen in Karlsruhe.
Dort war die Aufgabe, eine Brillenfassung anzufertigen. Die Maße waren vorgegeben, das Thema auch: „Cocktails rund um die Welt“. Kristina Körgesaar fertigte eine Kunststofffassung mit Metallbügeln. Die Fassungsränder gestaltete sie wie ein Minzblatt und eine Zitrone. Ein Cocktailglas mit Strohhalm verleiht der Brille zusätzlich ein bisschen Karibik-Flair. Der Lohn: Platz drei im Bundeswettbewerb.
Jetzt arbeitet Kristina Körgesaar – wie bereits während der Ausbildung – in der Fielmann-Filiale an der Mönckebergstraße. Sie ermittelt Sehstärken, empfiehlt Gläser und Fassungen. „Es macht mir viel Spaß, mit Kunden zu sprechen und ihnen die passende Brille zu empfehlen“, sagt sie. Auch Reparaturen erledigt sie gern.
Meistertitel oder Studium – Möglichkeiten gibt es genug
Ganz oben im Laden liegt die Werkstatt, in der Mitarbeiter Brillen anfertigen und reparieren. Einige Fassungen werden auch nach Rathenow in Brandenburg geschickt. Von dort aus liefert das Hamburger Unternehmen im Schnitt pro Tag mehr als 18.000 Gläser an die mehr als 600 Niederlassungen in Deutschland und im Ausland.
Der Gesellenbrief soll für Kristina Körgesaar nicht das Ende sein: „Ich überlege, ob ich in eineinhalb Jahren den Meistertitel angehe oder ob ich Optometrie studiere, also den Studiengang Augenoptik“, sagt die 25-Jährige. Diese Ausbildung wird nur an wenigen Fachhochschulen unter anderem in Berlin, Jena und Aalen angeboten. Dabei geht es darum, wie man mithilfe modernster Technik die Sehkraft erhalten und optimieren kann. Die junge Gesellin ist zuversichtlich, einen Studien- oder Meisterschulplatz zu bekommen.
Ortswechsel sind für sie nichts Neues: Für die Ausbildung ist sie nach Hamburg in eine kleine Einzimmerwohnung umgezogen. Ihre Eltern sind von Heide nach Dortmund umgesiedelt. Doch Kristina Körgesaar hat weiter Beziehungen zur Stadt in Dithmarschen. Dort lebt nämlich ihr Freund Alexander – ein Berufssoldat, der in Husum stationiert ist.