Hamburg. Das Abendblatt stellt die besten Auszubildenden im Hamburger Handwerk vor. Teil 1: Christian Frey, der Siebdruck gelernt hat.

Sie haben gerade die Ausbildung beendet und gehören zu den Besten in ihrem Beruf in ganz Deutschland: Ein knappes Dutzend junge Hamburgerinnen und Hamburger sind in diesem Jahr Bundessieger im Leistungswettbewerb des Handwerks geworden. Das Abendblatt stellt sie in einer neuen Serie vor.

Christian Frey hatte sehr genaue Vorstellungen von seiner beruflichen Zukunft: „Nach dem Abi wollte ich unbedingt eine Ausbildung machen. Ich habe den Beruf Medientechnologe Siebdruck gewählt und im Betrieb meines Vaters und meiner Tante gelernt“, sagt er. „Als ich mich dafür entschied, habe ich betont, dass das nicht heißt, dass ich den Betrieb eines Tages übernehmen werde. Aber nach dem ersten Jahr wusste ich, dass mir die Arbeit und die familiäre Atmosphäre unter acht Kollegen wirklich Spaß machen.“ So beschreibt Frey seinen Einstieg in ein Handwerk, das er offenbar perfekt beherrscht. Jedenfalls besser als die anderen Medientechnologen Siebdruck seines Ausbildungsjahrgangs. Im Dezember ist Frey in Frankfurt zum Bundessieger in seinem Handwerk gekürt worden.

Inzwischen steht fest, dass der 22-Jährige die 1945 von seinen Großeltern gegründete Siebdruckerei weiterführen wird. Seine Tante hat ihren Anteil abgegeben – Christian Frey hat ihn übernommen. Der Juniorchef sieht sich als Bindeglied zwischen der Belegschaft und seinem Vater: „Ich komme ja gerade erst aus der Lehre und habe viel Zeit mit den Kollegen an den Druckmaschinen verbracht.“

Siebdruck sei sehr vielfältig, sagt Frey und zieht eine große Schublade mit Mustern auf. Gestochen scharfe weiße Schrift auf schwarzem Grund ist dort zu sehen, Karten mit silbernem Hintergrund, Plakate mit Farben, die im Licht schillern, und andere Drucke mit Effektlackierungen. Bunte Motive mit integrierter Rubbelfläche oder Aufkleber mit sogenannten Thermobereichen, auf denen ein zusätzliches Motiv erscheint, wenn sie erwärmt werden. Strukturlacke, die wie aufgesetztes Leder oder Seide wirken, sind ebenso möglich wie Blindenschrift oder Duftfarben. Zudem lassen sich mit der Technik neben Papier und Pappe auch Filz und andere Textilien, Leder, Porzellan, Metall, Weichplastik (Folien) und Hartplastik (Schilder) bedrucken.

In der Frey’schen Werkstatt stehen mehrere Maschinen in Plakatgröße. Lösemittelgeruch liegt in der Luft, er erinnert an Nagellackentferner. Beim Siebdruck wird eine Platte – das Sieb – auf die zu bedruckende Oberfläche gesetzt. Dort, wo die Farbe aufgetragen werden soll, ist die entsprechende Form aus der Platte ausgeschnitten. Im nächsten Schritt wird das Sieb mit der Farbe bestrichen, anschließend wird das Sieb abgehoben. Für jede Farbe muss ein neues Sieb mit passenden Ausschnitten gefertigt werden.

Die preisgekrönte Gesellenarbeit von Christian Frey besteht aus kreisrunden Mustern aus den vier Hauptfarben der Drucker, das sogenannte CMYK-Farbmodell: Cyan (blau), Magenta (rosarot), Yellow (gelb) und Key (schwarz). Dazu feine grüne Striche. „Die Gestaltung war vorgegeben“, sagt Frey und gibt zu, dass ihm das Motiv, das ähnlich spannend ist wie das Testbild eines Fernsehsenders, nicht besonders gefallen hat. Aber technisch sei es sehr anspruchsvoll, sagt Frey: „Beim ersten Druckvorgang gilt es, genau die Mitte des 100 mal 70 Zentimeter großen Papierbogens zu treffen. Bei den vier folgenden Druckdurchläufen müssen die Siebe haargenau aufgelegt werden, denn die runden, etwa fünf Zentimeter großen Farbflächen müssen am oberen rechten Rand des Bogens genauso passen wie unten links.“ Bei Frey passte alles. Als Hamburger Landessieger gewann er den Bundeswettbewerb.

Präzisionsarbeit ist natürlich auch bei den Kundenaufträgen nötig. „Am liebsten ist mir, wenn der Kunde mit einer klaren Vorstellung kommt, wie das Endprodukt auszusehen hat, aber nicht genau weiß, wie das technisch umzusetzen ist. Dann suchen wir die Lösung heraus, die die besten Ergebnisse liefert und gleichzeitig möglichst preisgünstig ist.“

Die möglichen Varianten reichen über den Siebdruck hinaus. So nutzt die Firma Frey auch Folienschrift, um farbige Akzente zu setzen oder macht großflächige und hochwertige digitale Ausdrucke. „Neulich hatte ein Kunde die Vorstellung, dass sein Motiv am besten auf Folie gedruckt werden sollte, die dann verklebt wird. Wir haben ihm gesagt, dass das Ergebnis mit Siebdruck eher besser und dazu preiswerter wird. Am Ende war der Kunde sehr glücklich damit.“

Die Auftraggeber seien Privatkunden, aber auch Firmen oder Werbeagenturen, sagt Frey. Weil der Betrieb auch Sichtschutzfolien anbietet, ist er auch in Flüchtlingsunterkünften aktiv. Frey: „Im Auftrag der Stadt bekleben wir bodentiefe Fenster mit den undurchsichtigen Folien.“

Neben der Arbeit studiert Christian Frey an der Berufsakademie der Handwerkskammer (Elbcampus) Betriebswirtschaft. Und im Oktober hat er geheiratet. Irgendwann soll Nachwuchs kommen. Der könnte die vierte Generation des Familienunternehmens begründen. Aber er soll sich später genauso frei entscheiden dürfen, wie Christian Frey es tat.