Hamburg. Die Zahl der Muslime wächst. Viele Andersgläubige interessieren sich für den Islam. 5000 Besucher in der „Blaue Moschee“ an der Alster.

Der Tag der offenen Moschee hat mehrere Tausend Hamburger in islamische Gotteshäuser gelockt. Allein in der Imam Ali Moschee an der Außenalster seien 5000 Besucher gekommen, sagte ein Sprecher des schiitischen Islamischen Zentrums Hamburg am Sonntag. In der Al-Nour-Moschee im Stadtteil St. Georg nutzten 70 Menschen die Möglichkeit, das etwas abseits gelegene Gebäude von innen zu besichtigen. „Für uns war es ein erfolgreicher Tag“, sagte der Vorsitzende des Islamischen Zentrums Al-Nour, Daniel Abdin.

Der bundesweite Tag stand in diesem Jahr unter dem Motto „Junge Muslime in Deutschland - motiviert, engagiert, aktiv“. Schirmherrin war Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD). Die Besucher hätten vor allem Fragen zur Stellung der Frau im Islam, zum Extremismus und zur Terrororganisation Islamischer Staat gestellt, sagte der Sprecher der Imam Ali Moschee, die auch „Blaue Moschee“ genannt wird.

In Hamburg leben 160.000 Muslime

Die islamischen Gemeinschaften, die sich in Hamburg im Rat der Schura zusammengeschlossen haben, zählen nach Schätzung von Abdin, der auch Vorsitzender der Schura ist, 160.000 Mitglieder. Damit sind sie nach evangelischen (rund 500.000) und katholischen (181.000) Christen die drittgrößte Religionsgemeinschaft in der Hansestadt.

2012 schlossen die Verbände, darunter die Schura, die Türkisch-Islamische Union (Ditib) und der Verband der Islamischen Kulturzentren sowie die alevitische Gemeinde einen Staatsvertrag mit der Stadt Hamburg. Damals sei die Zahl der Muslime in der Hansestadt noch mit 150 000 angegeben worden. Inzwischen seien auch viele Flüchtlinge hinzugekommen.

Moscheen nehmen auch Flüchtlinge auf

Zur Schura gehören sowohl die am Iran orientierten Schiiten als auch Sunniten, nicht aber die aus Pakistan stammende Ahmadiyya Muslim Jamaat. Diese Gemeinschaft zählt nach eigenen Angaben rund 3000 Mitglieder und betreibt die älteste Hamburger Moschee im Stadtteil Stellingen sowie eine neuere in Schnelsen. Am bekanntesten sind jedoch die schiitische „Blaue Moschee“ an der Außenalster und die sunnitische Centrum-Moschee in St. Georg. Nicht zu besichtigen war die ehemalige Kapernaum-Kirche im Stadtteil Horn, die im nächsten Frühjahr als neue Moschee eröffnet werden soll. Die Baustelle sei derzeit nicht begehbar, sagte Abdin.

Offen zeigen sich viele Moscheen in jüngster Zeit auch für Flüchtlinge. In der Al-Nour-Moschee im Stadtteil St. Georg übernachten täglich zwischen 100 und 400 Menschen, wie Abdin sagte. Das sei eine wirklich große Herausforderung für die vielen ehrenamtlichen Helfer und das knappe Budget der Gemeinde für Strom, Wasser und andere Kosten.

Verfassungsschutz zählt 270 gewaltbereite Dschihadisten in Hamburg

Zugleich weckt nicht nur die Gewalt von Islamisten in Afghanistan, Irak und Syrien – den wichtigsten Herkunftsländern der Flüchtlinge – Besorgnisse. Sogenannte Salafisten werben auch in der Hansestadt um Anhänger. Nach jüngsten Zahlen des Verfassungsschutzes von Anfang August gibt es 460 Salafisten in Hamburg. 270 von ihnen werden als gewaltbereite Dschihadisten eingestuft. Anfang des Jahres hatte die As-Sahaba-Moschee im Stadtteil Barmbek einen umstrittenen Salafisten-Prediger aus ihrer Gemeinde ausgeschlossen.

Der Verfassungsschutz beobachtet weiterhin zwei Moscheen in Harburg, die Taqwa- und die El-Iman-Moschee. Zudem wird auch die „Blaue“ Imam-Ali-Moschee an der Außenalster vom Amt als iranische islamistische Einrichtung bezeichnet. Sie stehe im Fokus des Verfassungsschutzes. Der Trägerverein, das Islamische Zentrum Hamburg, werde vom Iran gesteuert, heißt es im Verfassungsschutzbericht.