Erstmals hat Hamburg mit der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) eine muslimische Religionsgemeinschaft als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt. Die AMJ will den bürokratischen Ritterschlag ganz konkret umsetzen.

Stellingen. Hamburg hat zum ersten Mal eine muslimische Religionsgemeinschaft als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt. Die Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) steht damit auf einer Stufe mit den christlichen Kirchen oder der jüdischen Gemeinde. Der Status bringt eine Reihe von Privilegien mit sich, unter anderem müssen Körperschaften weniger Steuern zahlen und können ein eigenes Arbeitsrecht schaffen. „Für uns hat die Anerkennung ein Symbol dafür, dass der Islam zu Deutschland gehört“, sagte der AMJ-Bundesvorsitzende Abdullah Uwe Wagishauser am Dienstag in der Fazle-Omar-Moschee in Stelligen.

Aber die AMJ will den bürokratischen Ritterschlag auch ganz konkret umsetzen. „Wir möchten in absehbarer Zeit einen eigenen Friedhof einrichten“, sagte der Hamburger Vorsitzende Zahoor Ahmed. Die Suche nach einem Grundstück laufe. Zusätzlich zu den beiden Moscheen in Stellingen und Schnelsen sind Neubauten in Wandsbek und Harburg geplant. Außerdem wollen die Muslime einen Kindergarten aufbauen, auch eine eigene Schule sei denkbar. „Die sind dann natürlich für alle offen.“

Ahmadiyya schreibt ein Stück Religionsgeschichte

Bereits im vergangenen Jahr hatte Hessen dem Moscheeverband als erstes Bundesland das Körperschaftsrecht verliehen. Derzeit läuft ein Antrag in Nordrhein-Westfalen, weitere sollen folgen. Die AMJ, die 1889 in Indien gegründet wurde, versteht sich als rein religöse Vereinigung und ist ähnlich organisiert wie die katholische Kirche. Seit 1922 ist sie in Deutschland aktiv, 1957 baute sie mit der Fazle-Omar-Moschee in Stelligen die erste Nachkriegsmoschee. Bundesweit hat sie nach eigenen Angaben 35.000 Mitglieder in 225 Gemeinden, in Hamburg sind es 2500. Die AMJ wird von den großen islamischen Glaubensrichtungen der Suniten und Schiiten nicht akzeptiert, die Gläubigen werden unter anderem in Pakistan verfolgt.

Mit der Anerkennung schreibt die Ahmadiyya ein Stück Religionsgeschichte in Deutschland. Schon seit langem versuchen die großen muslinsichen Verbände wie die DITIB als Körperschaft anerkannt zu werden. Voraussetzungen ist unter anderem, dass sie registrierte Mitglieder haben, eine klare Struktur und rechtstreu sind. Die Verleihung des Körperschaftsstatus an die AMJ in Hamburg war bereits am 23. April in Kraft getreten. Als erstes Bundesland hatte Hamburg im November 2012 Staatsverträge mit dem Verband der Islamischen Kulturzentren, dem DITIB-Landesverband, der Schura sowie der Alevisitischen Gemeinde geschlossen. Allerdings werden die Verbände den Kirchen dadurch nicht gleichgestellt.