Hamburg. Jede Nacht kommen bis zu 400 Flüchtlinge zum Schlafen in das islamische Zentrum Al-Nour in St. Georg.

Wenn es am Hauptbahnhof ruhig wird, ziehen sie Richtung Pulverteich. Männer, Frauen und Kinder, die auf ihrer Flucht in Hamburg gestrandet sind. Ihr Ziel: die Al-Nour-Moschee. „Seit einer Woche schlafen nachts 300 bis 400 Flüchtlinge bei uns“, sagt Daniel Abdin, Vorsitzender des islamischen Zentrums. „Wir sind eine inoffizielle Erstaufnahme.“ Am vergangenen Wochenende seien so viele gekommen, dass einige weggeschickt werden mussten.

Die meisten Flüchtlinge sind auf dem Weg nach Skandinavien. Weil über Nacht keine Züge abfahren, wissen die Menschen nicht weiter. Die ehrenamtlichen Helfer am Bahnhof schicken sie für die Nacht in die Moschee. „Sie sind sehr erschöpft“, sagt Abdin.

Es sind vor allem Menschen aus Syrien, die kommen, viele Familien mit Kindern. Sie schlafen auf dem Teppich. Das islamische Zentrum betreibt seit Jahren eine Moschee in einer Tiefgarage in St. Georg. Bundesweit bekannt geworden war die Gemeinde, nachdem sie die frühere Kapernaum-Kirche in Horn gekauft hatte und zur Moschee umbauen lässt. „Wir sind die größte arabische Gemeinde in Hamburg“, sagt Abdin. „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, den Menschen in Not zu helfen.“

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Einer der Freiwilligen, die sich Nacht für Nacht in der improvisierten Flüchtlingsunterkunft abwechseln, ist Abdellah Benhammou. „Die Türen bleiben die ganze Nacht auf“, sagt er. Inzwischen gibt es auch Decken, Restaurants aus der Umgebung liefern Verpflegung. Eine kleine Kleiderkammer ist eingerichtet. „Vor einigen Tagen wäre fast ein Baby in der Moschee geboren worden“, erzählt der ehrenamt­liche Helfer. Bei der Frau aus Syrien hätten schon die Wehen eingesetzt, der Krankenwagen sei gerade noch rechtzeitig gekommen.