Hamburg. Unternehmen will über Kapitalerhöhung 446 Millionen Euro einsammeln. Logistikunternehmer Kühne kauft Anteile zu.

Jetzt ist es offiziell. Hapag-Lloyd, die größte deutsche Container-Reederei, hat am Montag bestätigt, dass sie noch in diesem Jahr an die Börse gehen will. Wie das Hamburger Traditionsunternehmen mitteilte, strebt es eine Notierung an der Frankfurter Wertpapierbörse an. Hapag-Lloyd erwartet dabei Bruttoerlöse im Wert von umgerechnet 500 Millionen Dollar (rund 446 Millionen Euro). Zuvor hatte das Abendblatt berichtet, dass der Börsengang bis Mitte November stattfinden wird.

Die Einnahmen aus dem Aktienverkauf will Hapag-Lloyd für weitere Investitionen in Schiffe und Container verwenden. Zudem solle die Kapitalstruktur, das langfristige Wachstum sowie die Profitabilität gestärkt werden, hieß es in einer Mitteilung. Details – wie etwa die Zahl der angebotenen Aktien – ließ die Gesellschaft zunächst offen. Experten gehen aber von einer Gesamtbewertung in Höhe von fünf Milliarden Euro für das Unternehmen aus. Damit dürften sich nach dem Börsengang nur etwa zehn Prozent der Aktien im Streubesitz befinden.

Von dem Erlös sollen 400 Millionen Dollar aus dem Verkauf neu ausgegebener Aktien an institutionelle Investoren und Privatanleger stammen. Darüber hinaus beteiligten sich die jetzigen Anteilseigner Klaus-Michael Kühne und die chilenische Compania Sud Americana de Vapores (CSAV) mit zusammen 100 Millionen Dollar am Börsengang, indem diese jeweils Aktien im Wert von 50 Millionen Dollar zeichnen. Hapag-Lloyd hat im vergangenen Jahr mit der Containersparte der CSAV fusioniert. Die chilenische Reederei und der Logistik-Unternehmer halten damit ihren Einfluss auf Hapag-Lloyd ungefähr aufrecht. Gemeinsam mit der Stadt Hamburg halten sie zusammen vor dem Börsengang rund 78 Prozent an der Reederei. Die Stadt beteiligt sich nicht an der Kapitalerhöhung; ihr Anteil von gegenwärtig 23,2 Prozent wird somit abnehmen.

Zusätzlich zu den Aktien aus der Kapitalerhöhung kommen weitere Anteilsscheine auf den Markt, deren Erlöse aber nicht dem Unternehmen zufließen. Das betrifft besonders die Anteile des Tourismusunternehmens TUI in Höhe von 13,9 Prozent, von denen sich der Konzern aus Hannover schon seit Langem trennen will. Wie viele der TUI-Aktien im Rahmen des Börsengangs zusätzlich auf den Markt kommen, ist noch offen. Es wird aber nach Angaben eines TUI-Sprechers nicht das gesamte Paket sein.

Wie das Abendblatt bereits berichtete, werden die drei Ankeraktionäre (Kühne, CSAV, Hamburg) beim Börsengang vorerst keine eigenen Aktien verkaufen. Sie haben sich dazu verpflichtet, zehn Jahre lang einen Anteil von mindestens 51 Prozent zu halten und ihre Stimmrechte bei allen Entscheidungen über die Geschäftstätigkeit der Reederei zusammenzufassen.

Vorstandschef Rolf Habben Jansen bezeichnete den Rückhalt bei den Gesellschaftern als einen Grund, der das Unternehmen dazu bewogen hat, jetzt den Börsengang zu wagen (siehe Interview auf dieser Seite). Ein weiterer Grund ist, dass das Unternehmen frisches Kapital braucht, um in die Erweiterung der Flotte zu investieren. In der aktuellen Rangliste der weltgrößten Reedereien ist Hapag-Lloyd trotz der Fusion mit CSAV vom Konkurrenten Evergreen auf Rang fünf verdrängt worden. Und das Orderbuch des taiwanesischen Konkurrenten ist prall gefüllt, um Hapag-Lloyd weitere Marktanteile abzujagen. Habben Jansen erwägt deshalb nach dem Börsengang sechs Containerschiffe mit einer Kapazität von 18.000 bis 20.000 Standardcontainern (TEU) in Auftrag zu geben.

Die Ankündigung des Börsengangs führte zu unterschiedlichen politischen Reaktionen in der Stadt. „Nach der endgültigen Abwendung des Mehrheitsverkaufsrechts der TUI im Jahr 2012 und der Integration des Containergeschäfts von CSAV ist ein erfolgreicher Börsengang der dritte Schritt in der Strategie des Senats, Hapag-Lloyd langfristig für den Standort Hamburg zu sichern“, sagte Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD). Dem Wirtschaftsexperten der SPD-Fraktion, Joachim Seeler, zufolge sollen etwa zehn Prozent des Unternehmenswerts an die Börse: „Das ist ein richtiger Schritt, weil das Unternehmen damit neue Investitionen vornehmen kann, ohne dass sich an der Struktur der Ankergesellschafter viel ändert.“ CDU und FDP forderten die Stadt auf, sich möglichst schnell von Anteilen zu trennen. „Wir begrüßen das weitere Engagement von Herrn Kühne. Das Unternehmen braucht einen starken Hauptaktionär, der Hamburg verbunden ist“, sagte CDU-Fraktionschef André Trepoll. Nach dem Gang aufs Parkett habe die Stadt aber auch die Möglichkeit, sich von einem Teil ihrer Aktien zu trennen.