Die Reederei darf trotz des Börsengangs ihre Wurzeln in der Hansestadt nicht kappen

Der Vorstandsvorsitzende von Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, hat den geplanten Börsengang seines Unternehmens als „Meilenstein“ bezeichnet. Der Begriff wird gern verwendet, um Bedeutungsloses als bedeutsam zu verkaufen. In diesem Fall ist er gerechtfertigt. Denn für Hapag-Lloyd wird der Börsengang tatsächlich zum Meilenstein. Er markiert einen Wendepunkt der Traditionsreederei.

Manch einer mag sagen, mit dem Börsengang schließe sich der Kreis. Denn die im 19. Jahrhundert gegründeten Vorläufer der Hapag-Lloyd, die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG) und der Norddeutsche Lloyd in Bremen (NDL), waren beide börsennotierte Aktiengesellschaften. Aber das ist lange her. Seit 1970 kennen wir nur noch das eine Unternehmen Hapag-Lloyd.

Dieses hat wiederum innerhalb der vergangenen sieben Jahre eine Entwicklung genommen wie kaum ein anderes Unternehmen in der Stadt Hamburg. Als Tochterunternehmen der TUI wurde die Hapag-Lloyd zum Übernahmekandidaten asiatischer Konkurrenten. In einem beispiellosen Zusammenschluss verantwortungsbewusster Hamburger Kaufleute und Bankiers mit der Stadt, den der damalige Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) herbeiführte, wurde das Unternehmen 2008 vor der Zerschlagung gerettet.

Im Zuge der Fusion mit der chilenischen Reederei CSAV wurde erstmals ein ausländisches Unternehmen größter Anteilseigner. Mit dem nun folgenden Börsengang wird die Internationalisierung der Hapag-Lloyd einen Abschluss finden. Was bleibt dabei von der einstigen Hamburger Traditionsreederei?

Aus Unternehmenssicht ist der Schritt notwendig und richtig. Hapag-Lloyd braucht auch nach der Fusion weiteres Kapital, um weiter zu wachsen. Der Verkauf von Anteilen an einen großen Investor würde das austarierte Kräfteverhältnis im Gesellschafterkreis durcheinanderwirbeln. Eine Streuung der Aktien ist der richtige Weg.

Gleichwohl muss die Frage erlaubt sein, inwieweit wir es dann noch mit einem Hamburger Unternehmen zu tun haben. Vergessen wir nicht die Bedeutung, die Hapag-Lloyd für Hamburg hat. Die Reederei ist mit 2000 Mitarbeitern in Hamburg und 10.000 weltweit nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber der Stadt. Das Unternehmen sorgt zudem für 13 Prozent des Ladungsaufkommens im Hamburger Hafen. Zusammen mit der Ladung der Partnerreedereien der G6-Allianz bringt das Unternehmen sogar 40 Prozent des gesamten Hafenumschlags in Hamburg auf. Und als bedeutsamer Gründungspartner der Allianz sorgt es dafür, dass das so bleibt.

Der Containerterminal Altenwerder, der zu einem Viertel der Hapag-Lloyd gehört, wird durch die G6 komplett ausgelastet. Zählt man Festmacher, Schlepper und sonstige Dienstleistungen dazu, sind 5500 Arbeitsplätze im Hafen von Hapag-Lloyd abhängig, wie eine Studie des Planco-Instituts errechnet hat.

Für Hamburgs Wirtschaft ist also essenziell, dass sich Hapag-Lloyd auch nach der Internationalisierung seiner Hamburger Herkunft entsinnt. Es ist daher Aufgabe der Gesellschafter und des Vorstands, die enge Bindung des Unternehmens an die Stadt wachzu­halten. Vor diesem Hintergrund ist zu begrüßen, dass die drei Ankeraktionäre CSAV, der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne und der Senat beschlossen haben, für zehn Jahre mindestens 51 Prozent an dem Unternehmen zu behalten. Und es ist allen Verfechtern der reinen Marktwirtschaft zum Trotz richtig, dass der Senat sein Engagement auf Zeit bei der Reederei noch eine Weile aufrechterhält.