Hamburg. Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen nennt im Abendblatt-Interview die wichtigsten Gründe für den beschlossenen Gang aufs Parkett.

Rolf Habben Jansen ist seit Juli 2014 Vorstandsvorsitzender bei Hapag-Lloyd. Im Interview mit dem Abendblatt spricht der gebürtige Niederländer über Chancen und Risiken des geplanten Börsengangs sowie die Motivation der Gesellschafter.

Hamburger Abendblatt: Was bedeutet der Börsengang für Hapag-Lloyd?

Rolf Habben Jansen: Das ist ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte von Hapag-Lloyd. Durch den Schritt können wir weiter in unser Geschäft investieren, um noch wettbewerbsfähiger zu werden. Davon werden unsere Kunden, unsere Mitarbeiter und unsere Gesellschafter profitieren. Und ich möchte auch gleich ihre zweite Frage vorwegnehmen . . .

Die kennen Sie schon?

Habben Jansen: Warum wir den Börsengang gerade jetzt planen?

Das stimmt. Sind Sie Hellseher?

Habben Jansen: (lacht) Die Entscheidung haben wir uns intern überlegt. Es gibt drei wichtige Gründe, die für den Börsengang sprechen: nach dem Zusammenschluss mit CSAV hat sich unser Geschäft gut entwickelt. Wir spüren die ersten Synergieeffekte der Fusion und auch unser Kostensenkungsprogramm greift inzwischen. Wir sind in der Entwicklung insgesamt sogar einen Tick weiter, als wir ursprünglich geplant haben. Deshalb arbeiten wir jetzt an den nächsten Schritten. Dazu gehören neue Investitionen. Deshalb ist – zweitens – der Zugang zum Kapitalmarkt für uns wichtig. Und der dritte Punkt ist der große Rückhalt durch die Gesellschafter, die bei dem Börsengang auch mitziehen. So war für uns klar, dass wir den Schritt jetzt gehen wollen.

Die Börse ist nach dem Absturz der VW-Aktie aber sehr nervös. Und insgesamt geht es der Schifffahrt auch nicht besonders gut. Gibt es nicht zu viele Risiken?

Habben Jansen: Risiken gibt es immer. Wenn man sich dazu entscheidet an die Börse zu gehen, dann gibt es eigentlich nie den perfekten Moment. Aber für uns sind die drei Gründe, die ich eben genannt habe, ausschlaggebend. Natürlich ist die Situation der Handelsschifffahrt schwierig. Aber das ist sie schon seit vielen Jahren. Da hat sich über die vergangenen Monate nicht großartig geändert.

Wie weit sind Sie denn beim Zusammenschluss mit CSAV?

Habben Jansen: Der Integrationsprozess ist praktisch seit drei Wochen abgeschlossen. Deshalb haben wir ja auch unsere Erwartungen in die Synergieeffekte von 300 auf 400 Millionen Dollar jährlich angehoben.

Warum haben sich CSAV und Herr Kühne dazu entschlossen, weitere Anteile zu zeichnen? Wollen Sie eine Verwässerung ihrer Anteile verhindern?

Habben Jansen: Das müssen Sie in erster Linie die Gesellschafter fragen. Aber ich glaube, der wichtigste Beweggrund ist, dass sie ein Zeichen setzen möchten. Die Gesellschafter glauben an das Unternehmen und sind zuversichtlich, dass wir unsere strategischen Pläne verwirklichen werden.

Wie viel Prozent des Unternehmens wollen Sie an die Börse bringen, und wie viele Aktien sollen tatsächlich ausgegeben werden?

Habben Jansen: Es tut mir leid, aber ich darf solche Fragen zur Bewertung und weiteren Details im Moment aus juristischen Gründen nicht beantworten.

Aber vielleicht können Sie sagen, wie viel Geld sie von den erwarteten 500 Millionen Dollar für ihr Unternehmen behalten können. Sie müssen ja zunächst die TUI auslösen, die ihre Anteile loswerden will.

Habben Jansen: Moment. Bei den 500 Millionen Dollar handelt es sich um Bruttoerlöse ausschließlich für dieses Unternehmen. Wie viel die TUI oder andere Gesellschafter abgeben werden, steht auf einem anderen Blatt. Dazu wird es in den kommenden Wochen noch Gespräche geben. Das hängt nicht zuletzt auch von der Nachfrage ab.

Sie sprechen von neuen Investitionen in Schiffe und Container. Können Sie dazu schon nähere Angaben machen? Werden Sie neue Schiffe bestellen?

Habben Jansen: Da ist noch nichts entschieden. Dazu gibt es auch Gespräche mit unseren Reederei-Partnern – der G6-Allianz – darüber, welche Investitionen wir strategisch tätigen wollen. Erst dann können wir sagen, wie viele Schiffe wir bestellen, in welcher Größe und für welche Fahrtgebiete. Das wird noch einige Wochen dauern.