Hamburg. Etwa zweimal am Tag wird die Hamburger Feuerwehr alarmiert, um ein Tier zu retten. Nicht immer geht es dabei um typische Haustiere.
Vögel, Pferde, Robben. Die Hamburger Feuerwehr hilft nicht nur Menschen, sondern auch Tieren. Die Zahl der Einsätze zur Tierrettung stieg im vergangenen Jahr um 15 Prozent auf 831, nach 721 im Vorjahr. Die Tierliebe der Hamburger Feuerwehr scheint keine Grenzen zu kennen. „Wir haben auch schon eine Ratte gerettet, die in einem Kanaldeckel feststeckte“, sagt Feuerwehrsprecher Hendrik Frese. Dabei sei es nicht um das geschätzte Haustier eines punkigen Jugendlichen gegangen, sondern um eine freilebende Ratte, für deren Bekämpfung die Stadt pro Jahr etwa 500.000 Euro ausgibt.
Es habe nach dem Einsatz eine Diskussion gegeben, räumt Frese ein. Kritische Stimmen hätten gefragt: „Habt ihr nichts Besseres zu tun?“ Die Tierrettung gehöre aber zum Auftrag der Feuerwehr, betont er. „Es ist sicherlich eine Gratwanderung. Aber wo will man da aufhören?“ Eine Antwort auf diese Frage hat die Feuerwehr offenbar nicht. „Wenn wir eine eingeklemmte Ratte haben, dann hauen wir nicht mit der Schaufel drauf.“ Der Nager wurde ins Tierheim gebracht.
Die am häufigsten geretteten Tiere sind Vögel
Das Tierasyl an der Süderstraße nimmt pro Jahr rund 10.000 Tiere auf, davon etwa 3500 bis 4000 Wildtiere. Vergleichsweise wenige werden von der Feuerwehr gebracht, im ersten Halbjahr 2015 waren es 60 bis 70, schätzt Tierheimleiterin Katharina Woytalewicz. Oft sind die Tiere verletzt und werden aufgepäppelt. Wildtiere werden dann wieder ausgewildert, Haustiere nach Möglichkeit an neue Besitzer vermittelt.
Doch meist sind es nicht Ratten, sondern Tauben, Möwen, Enten oder Schwäne, die die Hamburger Feuerwehr aus Notlagen befreit. Tauben und Möwen verfangen sich in Netzen, die vor genau diesen Vögeln schützen sollen, Enten oder Schwäne verschlucken schon mal einen Angelhaken. Jeder Gerätewagen ist mit einer Tierrettungs- und Fangbox ausgerüstet. Kommen die Feuerwehrleute nicht an einen Vogel in Not heran, rufen sie schon mal die Höhenretter zu Hilfe. Kürzlich bauten die Helfer in stundenlanger Arbeit einen Kleinwagen auseinander, weil sich eine Katze in der Karosserie verklemmt hatte. Im März war die Feuerwehr zwei Stunden mit einer Drehleiter im Stadtteil Wandsbek im Einsatz, um einen jungen Hund vor einem befürchteten Sturz aus dem zweiten Stock zu bewahren.
Nicht jedes Tier kann gerettet werden
Wenig umstritten dürfte die Rettung von Pferden sein. In den Vier- und Marschlanden versinken Pferde immer wieder in Sümpfen, aus denen sie von der Feuerwehr mit viel Aufwand herausgezogen werden müssen. Auch die Rettung kranker Robben dürfte nicht nur bei Tierfreunden auf Zustimmung stoßen.
Dabei sind Robben an der Elbe - etwa am Mühlenberger Loch vor Finkenwerder - gar nicht mehr so selten, berichtet Frese. Und meist hätten sie alles, was sie brauchen: Wasser und viele Fische. Vor einigen Jahren mussten seine Kollegen sogar einen größeren Wal bergen, der allerdings schon tot war.
Bei der Tierrettung ist die Hamburger Feuerwehr auch gegenüber den Besitzern sehr kulant: Rettet sie einen Hund, muss Herrchen nichts bezahlen. Das ist nicht überall in Deutschland so. Frese weiß von einem solchen Einsatz seiner Kollegen in Berlin, die einem Hundebesitzer anschließend 10 000 Euro in Rechnung stellten.
Die von der Feuerwehr am 8. Mai 2014 gerettete Ratte hatte übrigens großes Glück. Schon drei Tage später konnten die Tierschützer sie guten Gewissens wieder aussetzen. „Wir haben sie weit draußen in einem Biotop ausgewildert“, verrät Woytalewicz. Für sie und ihre 90 Mitarbeiter gilt ein radikales Gleichheitsprinzip: „Uns ist es egal, ob es um ein Satinmeerschweinchen oder eine Wanderratte geht.“