Hamburg. Das Unternehmen hat bereits 14.000 Abonnenten. Nun sammeln die Gründer Geld für das Auslandswachstum ein.

Kochbananenchips mit Chili und Salz aus Nigeria, Aprikosen-Rosmarin-Marmelade aus Südafrika, Karamell-Gelee-Bonbons aus England – das Hamburger Unternehmen Foodist sucht kulinarische Genüsse in aller Welt und packt sie in Gourmetboxen. Einmal im Monat bekommen die Abonnenten für 24 Euro eine Auswahl von Delikatessen nach Hause geschickt. 14.000 Kunden hat das drei Jahre alte Start-up mit Sitz an der Großen Elbstraße, 450.000 Euro Umsatz erzielt es seit Jahresanfang pro Monat – und bereitet sich nun auf den nächsten Wachstumsschritt vor. Seit Dienstagmittag läuft auf der Crowdinvesting-Plattform Companisto die dritte Finanzierungsrunde des Unternehmens. „Wir wollen eine Million Euro einsammeln“, sagt Gründer und Gesellschafter Alexander Djordjevic dem Abendblatt.

Die 25 Mitarbeiter von Foodist sichten jedes Jahr 2500 Delikatessen

Die Idee für den Service entstand nach einem Blick in den „typischen Studentenkühlschrank“ der Zweizimmerwohnung von Djordjevic in Barmbek im Oktober 2011. Neben Wurst und Käse vom Discounter stand dort zur Überraschung seines Kommilitonen Ole Schaumberg auch ein 30 bis 40 Euro teurer Salatessig – Djordjevics Lust auf Leckeres geschuldet. Von seiner Arbeit bei einem Risikokapitalgeber wusste Schaumberg, dass Überraschungspakete in den USA auf dem Vormarsch sind. Aber lassen sich die Deutschen beim Essen überraschen?

Schließlich besagt ja ein Sprichwort: Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht. „Das war damals schon ein außergewöhnliches Geschäftsmodell. Wir mussten uns an den Markt herantasten“, sagt Djordjevic. Ein Jahr später gründeten die Hamburger mit ihrem Freund Andreas Brandt als Drittem im Bunde ihre Firma. Ein eigenes Büro gab es nicht, Arbeitstreffen fanden häufig im Café statt. „Wir haben damals die Boxen noch selbst gepackt und zur Post gebracht. Heute holt diese ein Lkw aus unserem eigenen Lager ab“, sagt Schaumberg.

Aus dem Dreimannbetrieb ist ein 25 Mitarbeiter starkes Unternehmen geworden. Auf Messen, in Blogs und sozialen Netzwerken wie Facebook halten die Angestellten Ausschau nach exquisiten Waren. 2500 Delikatessen sichten sie im Jahr, 80 davon wählen sie aus. Jeder Box liegt ein 20-seitiges Din-A4-Magazin bei, in dem die Geschichte hinter den Artikeln erzählt wird und Rezeptideen präsentiert werden. Waren die Produkte vieler Manufakturen früher häufig nur regional erhältlich, verschickt sie das Hamburger Unternehmen nun im deutschsprachigen Raum. Dank der aktuellen Finanzierungsrunde soll der Einstieg in die Benelux-Länder gelingen. Spätestens im dritten Quartal 2016 werden in den Niederlanden die Gourmetboxen erhältlich sein, Belgien und Luxemburg sollen folgen. Drei Viertel der Erlöse – 2014 waren das knapp 1,6 Millionen, dieses Jahr sollen es sechs Millionen Euro sein – stammen aus den Aboboxen, 15 Prozent aus dem Onlinegeschäft und speziellen Themenboxen, die zu Weihnachten oder Ostern aufgelegt werden. Jeder zehnte Euro stammt aus dem Großhandel. Denn auch an Lebensmittelhändler wie Feinkost Käfer, Lindner und 150 Edeka-Märkte wird die Ware verkauft. Der Vorteil für diese Unternehmen: Foodist bekommt jeden Monat 2500 Feedbackbögen aus den Abokisten zurück – mit Infos, welche Produkte wie gefallen haben. Zusammen mit den Verkaufsergebnissen aus dem eigenen Onlineshop erhalten die Manager einen Einblick, welches Produkt in den Geschäften funktionieren könnte. Ein Teil des eingesammelten Kapitals soll daher auch für das Aufstocken des Personals bei den Verkaufsmitarbeitern genutzt werden, um das Geschäftsfeld weiter auszubauen.

In den ersten drei Stunden sammeltedas Unternehmen 75.000 Euro ein

Die tragende Säule bleiben aber die Abokisten, bis Ende Dezember sollen es 20.000 Kunden sein. In zwei Quartalen habe Foodist bereits Gewinn ausgewiesen, sagt Djordjevic: „Wir planen, in diesem Jahr eine schwarze Null zu schreiben.“ Bei den Investoren kommt das Konzept bisher gut an. In den ersten drei Stunden sammelte die Firma von 105 Companisten gut 75.000 Euro beim Crowdinvesting ein, das generell als Risikoanlage gilt und zum Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals führen kann. Um die Million voll zu bekommen, bleiben Foodist nun in der Finanzierungsrunde noch 60 Tage.