Hamburg . Unternehmer René Benko gibt mehr als die Hälfte seiner Beteiligung an dem Luxus-Kaufhaus an die thailändische Central Group ab.
Die Nachricht hat die mehr als 200 Mitarbeiter kalt erwischt: Das Alsterhaus wird verkauft. Der österreichische Immobilienunternehmer René Benko gibt mehr als die Hälfte seiner Beteiligungen an den drei Luxus-Warenhäusern Alsterhaus in Hamburg, KaDeWe in Berlin und Oberpollinger in München an das thailändische Unternehmen Central Group ab. Der neue Mehrheitseigner (50,1 Prozent) betreibt in Asien zahlreiche Kaufhäuser, Einkaufsmeilen und Hotels. Im Jahr 2012 haben die Asiaten zudem den italienischen Warenhauskonzern La Rinascente übernommen. Beim Alsterhaus wollte man sich zu den Vorgängen nicht äußern, selbst der Betriebsrat verwies an die Chefetage.
Die Italiener betreiben elf Warenhäuser im eigenen Land und erwirtschaften zusammen mit der 2013 erworbenen dänischen Kaufhauskette Illum mit 1600 Mitarbeitern rund 600 Millionen Euro. Das Alsterhaus und die anderen beiden Kaufhäuser kommen unter das Dach von La Rinascente. Mit dem neuen Partner werde ein strategischer Partner an Bord geholt, teilte die Benko-Holding Signa mit. Benko kontrolliert weiterhin die Immobilien. Der Österreicher hatte die drei Warenhäuser erst Mitte September 2013 übernommen. Der Chef der thailändischen Central Group, Tos Chirathivat, hatte bereits im Frühjahr angekündigt, mehr als eine Milliarde in der Heimat und im Ausland zu investieren. Die Thailänder wollen ihre Erfahrung im Einzelhandel einbringen und die langjährige Geschichte der drei Nobelkaufhäuser jeweils bewahren. Den Umsatz im europäischen Einzelhandel will Central Group mit dem Erwerb auf 1,2 Milliarden Euro verdoppeln und weitere Kaufhäuser in Europa erwerben.
Verunsicherung im Alsterhaus
Über den Kaufpreis wurde nicht gesprochen. Aber beide Eigner wollen gemeinsam einen dreistelligen Millionenbetrag in das Unternehmen investieren. Auch für weitere Entscheidungen sei Einstimmigkeit zwischen Benko und den Thailändern vereinbart worden. Zudem wollen sie prüfen, ob man Wettbewerber in Deutschland und der Schweiz übernehmen könne. Konkrete Pläne für Zukäufe gebe es bereits. Benko plant, die deutsche Warenhauskette Kaufhof, die die Metro abstoßen will, zu übernehmen.
Das Alsterhaus gehört zu den bekanntesten Kaufhäusern Hamburgs. Schon das damalige „Warenhaus Hermann Tietz“, das später zum Alsterhaus wurde, wurde zum Stadtgespräch. Seit 1912 steht das traditionsreiche Haus an der Binnenalster.
Vor allem in den vergangenen Jahren mussten die Mitarbeiter kräftig leiden. 2009 ging der frühere Mutterkonzern Karstadt in die Insolvenz. Die Beschäftigten fürchteten um ihre Zukunft. Der neue Käufer Nicolas Berggruen hatte kein gutes Händchen und verkaufte den Warenhauskonzern an Benko.
Kommentar zum Alsterhaus
La Rinascente gehört einer italienischen Familie, die bereits seit 1877 mit Bekleidung handelt. Das italienische Unternehmen sei ein erfolgreicher Betreiber von Premium- und Luxuswarenhäusern und Europas Marktführer in diesem Bereich. Die Übernahme von weiteren Wettbewerbern in Deutschland und der Schweiz werde intensiv geprüft, teilte Benko mit. Er versprach zudem, dass die 1900 Beschäftigten in den drei deutschen Warenhäusern Schritt für Schritt in die Tarifbindung zurückgeführt und damit wieder mehr Geld verdienen würden.