Hamburg.

Ihm gehören Karstadt und bisher auch die drei Luxuskaufhäuser Alsterhaus, KaDeWe und Oberpollinger. Jetzt hat René Benko die Mehrheit an den drei Einkaufstempeln an das thailändische Familienunternehmen Central Group verkauft. Er bleibt mit 49,9 Prozent nur noch Minderheitsgesellschafter. Der umtriebige österreichische Unternehmer hat aber noch einen anderen Plan. Er möchte von der Metro-Gruppe am liebsten Kaufhof übernehmen und damit die schon lange diskutierte Deutsche Warenhaus AG schmieden. Der Multimillionär, der mit 17 Jahren die Schule abgebrochen hat, ist in Österreich häufig in der schillernden Partywelt der Schönen, Reichen und Neureichen zu finden.

Die Mitarbeiter vom Alsterhaus, KaDeWE und Oberpollinger sind weniger in Partystimmung – sie sind nach der gestrigen Nachricht verunsichert. „Ich habe Angst um meinen Job“, sagt eine Alsterhaus-Verkäuferin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Der Verkauf ihres Arbeitsplatzes hinterlässt ein mulmiges Gefühl im Bauch. Zu lange schon leben die Beschäftigten in unruhigen Zeiten, mussten sogar Gehaltseinbußen hinnehmen.

Im Selbstporträt rühmt sich Benkos Firma ihrer außergewöhnlichen Immobilien in den besten Innenstadtlagen Europas, unter anderem als größter privater Eigentümer von Immobilien im Zentrum von Wien. Weitere Häuser stehen in Mailand, Bozen, Innsbruck, Prag und andernorts. Auch die Nike-Zentrale in Frankfurt und das Kaufhaus Sevens in Düsseldorf gehören dazu. Insgesamt erreiche der Bestand einen Wert von über sechs Milliarden Euro.

Der finanzielle Erfolg schien dabei zunächst in Benkos Leben nicht vorgezeichnet. Geboren wurde er am 20. Mai 1977 als Sohn eines Beamten in Innsbruck. Nach dem Abgang von der Schule half er einem Freund dabei, staubige Dachböden in Luxuswohnungen zu verwandeln. Im Jahr 2000 lernte Benko den Tankstellenerben Karl Kovarik kennen. Mit dessen Kapital im Rücken begann Benko Ärztezentren zu errichten. Das Unternehmen wuchs. Schließlich habe er „viel Gespür für das Geschäft“, bescheinigt Benko sich selbst.

Auch heute noch sammelt Benko mit der Signa-Holding, die mittlerweile mehr als 150 Mitarbeiter beschäftigt, bei reichen Investoren Geld ein und steckt es in teure Immobilien. Anders als einst bei der Übernahme von Karstadt hat Benko den Zuschlag für Kaufhof noch nicht bekommen. Denn neben dem Österreicher zeigt auch der Handelskonzern Hudsons Bay Interesse. Die Kanadier, die insgesamt 90 Warenhäuser in ihrer Heimat besitzen, hätten beim Kaufhof-Mutterkonzern Metro eine erste, noch unverbindliche Offerte abgegeben, heißt es. Gespräche mit der Metro über das Angebot liefen.

Benko hat Insidern zufolge bei der Metro bereits ein konkretes Angebot für Kaufhof hinterlegt. Er soll über seine Signa Holding rund 2,9 Milliarden Euro zahlen wollen. Die erste Offerte der Kanadier bewege sich ebenfalls in dieser Größenordnung, hieß es. Kaufhof betreibt knapp 140 Waren- und Sporthäuser in Deutschland und Belgien, beim Konkurrenten Karstadt sind es 80 klassische Warenhäuser. Das Duell kann spannend werden. Die Mitarbeiter vom Alsterhaus haben andere Sorgen.