Düsseldorf. Zahl der gefährdeten Filialen steigt von 21 auf 28. Auch Sporthäuser auf der Kippe

Die Beschäftigten des Warenhauskonzerns Karstadt müssen der Gewerkschaft Ver.di zufolge unter dem neuen Eigner Rene Benko einen neuen Kahlschlag fürchten. Insgesamt bedrohten Kürzungspläne der Eigner in den Waren- und Sporthäusern etwa 40 Prozent der verbliebenen rund 15.800 Mitarbeiter, teilte die Gewerkschaft am Freitag nach einer Sitzung ihrer Tarifkommission mit.

„Die Arbeitgeber haben deutlich gemacht, dass sie in beiden Unternehmen weitere Filialschließungen und zusätzlichen Personalabbau planen“, kritisierte Ver.di-Verhandlungsleiter Arno Peukes: „Das ist eine Unverschämtheit.“ Zudem umfasse die Liste der von einer Schließung bedrohten Warenhäuser nun 28 Standorte – nach zuvor 21 Warenhäusern. Für sechs Standorte ist das Aus bereits besiegelt. Von Karstadt und Benkos Signa Holding waren am Nachmittag keine Stellungnahmen zu erhalten.

Ver.di drohte mit Protesten der Belegschaft. „Die Pläne, die die Arbeitgeber auf den Tisch gelegt haben – Tarifverzicht und weitere Kahlschlagpolitik – sind für uns absolut inakzeptabel“, sagte Peukes mit Blick auf die bisherigen Verhandlungen. Die Arbeitgeber müssten ein „vernünftiges Angebot“ vorlegen: „Sonst sehen wir uns auf der Straße wieder.“

Karstadt-Filiale in Billstedt machtohnehin schon in diesem Jahr dicht

Der mit Umsatzrückgängen kämpfende Konzern hatte im Mai 2013 eine „Tarifpause“ ausgerufen – Karstadt sparte sich so anders als der Konkurrent Kaufhof Lohnerhöhungen. Ver.di läuft dagegen Sturm. Für die Luxus-Häuser um das Berliner KaDeWe und das Alsterhaus ist eine Rückkehr in die Tarifbindung vereinbart, für die übrigen Karstadt-Teile laufen Verhandlungen. Karstadt-Chef Stephan Fanderl pocht auf tiefe Einschnitte. Dabei hat das neue Management nach der Übernahme durch den Tiroler Immobilieninvestor Benko im vergangenen Jahr bereits den Rotstift angesetzt. Sechs Standorte mit rund 330 Mitarbeitern schließen 2015 die Pforten, darunter Warenhäuser in Stuttgart und Hamburg-Billstedt.

Ver.di zufolge wurde nicht nur bei den traditionellen Warenhäusern die Fokus-Liste gefährdeter Standorte erweitert – auch sechs der 28 Sport-Filialen sollen der Gewerkschaft zufolge auf einer solchen Liste landen. Der Konzern verfügt überdies noch über 81 Warenhäuser. Zudem halte sich das Management offen, Verkaufsflächen auch von anderen Anbietern bewirtschaften zu lassen.

Eine Rückkehr in die Tarifbindung solle sich zudem in Stufen über sechs Jahre hinziehen. Nach Ver.di-Berechnungen wolle Karstadt nach erfolgten Personalkosteneinsparungen von 92 Millionen Euro weitere rund 240 Millionen Euro bei den Beschäftigten einsparen.