Unternehmensverband hält Vorbereitungszeit für viel zu kurz und fürchtet Klagen von Grünen und Umweltverbänden. Olympia-Konkurrent Berlin macht Druck bei der Werbung.
Berlin/Hamburg. Berlin gibt jetzt deutlich Gas bei der Bewerbung für die Olympischen Spiele im Jahr 2024, beim Konkurrenten Hamburg ist wieder ein kritisches Grummeln aus der Hafenwirtschaft zu hören. Denn der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz, hält die Vorbereitungszeit für Olympische Spiele 2024 an der Elbe für viel zu kurz. Für das vom Senat vorgeschlagene Olympia-Gelände auf dem Kleinen Grasbrook müssten mehrere Unternehmen mit insgesamt 2000 Beschäftigten umgesiedelt werden, sagte Bonz der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
„Die Verlagerung der Betriebe braucht Vorlauf, Planungs- und Investitionssicherheit, das ist keine ganz einfache Veranstaltung“, sagte Bonz. „Es gibt im Hafen keine ohne weiteres nutzbaren Brachflächen, die einfach so auf einen neuen Nutzer warten.“ Bonz sieht praktische, bürokratische und politische Probleme. Für die Unternehmen vom Kleinen Grasbrook müssten zunächst geeignete Ersatzflächen gefunden werden. Hafenerweiterungsflächen gebe es noch in Altenwerder und Moorburg. „Die wird man in Anspruch nehmen müssen.“
Allerdings: „Besonders die Hamburger Grünen sind dagegen, an der Stelle den Hafen auszuweiten. Der Kampf der Einwohner von Altenwerder gegen die Hafenerweiterung war ja damals die Urzelle der „Bunten Liste“ bzw. der „Grün-Alternativen Liste“. Von der Anti-Hafen-Haltung haben sich die Grünen hier ja immer noch nicht verabschiedet.“ Dieser politische Konflikt müsse erst noch gelöst werden.
Sollte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bei der Bürgerschaftswahl am 15. Februar keine absolute Mehrheit wie derzeit erreichen, ist eine Koalition mit den Grünen die angestrebte Lösung.
Für die Umsiedlung müssten auch Grünflächen in Anspruch genommen werden, sagte Bonz. „Man muss ein Planfeststellungsverfahren machen. Dagegen werden die Umweltverbände klagen. Welche Macht die Umweltverbände durch die Verbandsklage bei solchen Verfahren leider haben, ist bekannt.“ Aus all diesen Faktoren zieht Bonz den Schluss: „Wenn schon die Elbvertiefung jetzt bislang 14 Jahre dauert, glaube ich nicht, dass wir die notwendigen Planungen und Genehmigungen im Hafenerweiterungsgebiet in weniger als neun Jahren bewerkstelligen können.“
Die von Sportsenator Michael Neumann (SPD) bis Ende Februar angekündigte, grundsätzliche Einigung mit den betroffenen Unternehmen hält Bonz zwar für möglich. Für die Umsiedlung müssten aber eben Flächen in Moorburg her. Genau das hat Neumann nach Angaben seines Sprechers aber bislang ausgeschlossen.
Am 21. März will der Deutsche Olympische Sportbund entscheiden, welche Stadt er ins Rennen schickt. In Berlin soll die Werbekampagne des Senats nach einem zögerlichen Start nun an Fahrt gewinnen. Nach dem Brandenburger Tor wird ab Sonntag der Fernsehturm im „Olympia Look“ beleuchtet. Ab Montag will der Senat dann zahlreiche Plakate mit dem Slogan „Gemeinsam holen wir die Spiele nach Berlin. Macht mit!“ aufhängen lassen.
Bisher waren die Motive nur auf einigen Videoleinwänden zu sehen. Die klassischen Papierplakate mussten noch gedruckt werden. Auch die Werbung auf BVG-Bussen und Müllautos soll bald anlaufen.