Das Gericht lehnte den Antrag der Deutschen Bahn ab, den Streik per Einstweiliger Verfügung verbieten zu lassen. Vor der Entscheidung scheiterte ein Schlichtungsversuch des Gerichtes nach wenigen Stunden.

Hamburg. Die Lokführer dürfen weiter streiken. Das entschied das Arbeitsgericht in Frankfurt und lehnte einen entsprechenden Antrag der Deutschen Bahn ab. Die Bahn wollte den Streik der Gewerkschaft GDL per Einstweiliger Verfügung als unverhältnismäßig verbieten lassen.

Die Bahn kann gegen die Entscheidung noch in Berufung gehen. Das wolle man prüfen, hatte der Anwalt zuvor gesagt. Laut Urteil verstößt der Arbeitskampf nicht gegen die Friedenspflicht und ist auch verhältnismäßig. Die Forderungen seien nicht widerrechtlich.

Dem Urteil vorausgegangen waren zähe, stundenlange Verhandlungen über einen Vergleichsvorschlag der Arbeitsrichterin Ursula Schmidt. Der Vergleich scheiterte letztlich daran, dass die GDL bereits in den Schlichtungsplan hineinschreiben wollte, dass es bei der Bahn verschiedene konkurrierende Tarifverträge geben könnte. Das lehnte Bahn-Anwalt Thomas Ubber ab. „Wir können keine Ergebnisse der Tarifverhandlungen hier vor Gericht vorwegnehmen“, sagte er.

Die Entscheidung kann noch in der zweiten Instanz überprüft werden. Das Landesarbeitsgericht Hessen wollte nach Angaben von Prozessbeteiligten gegebenenfalls am Freitagvormittag über die Sache verhandeln.

Checken Sie hier die aktuelle Verkehrslage rund um Hamburg

Der Streik der Lokführer hat am Donnerstag in Norddeutschland zu Behinderungen im Bahnverkehr und vollen Autobahnen geführt. In den ersten Stunden des Streiks verkehrten auf den Strecken ab Hamburg fast nur noch die Züge der privaten Anbieter. Die S-Bahnen in der Metropolregion fuhren statt alle zehn Minuten nur alle 20 Minuten, waren aber nicht überfüllt. Viele Pendler hatten sich auf den Streik eingestellt und waren aufs Auto umgestiegen. Auf den Autobahnen rund um Hamburg kam es zu längeren Staus.

Einen Ansturm erlebten auch die Fernbusse, vor allem in Richtung Berlin. Direkt vor dem Bahnhof organisierten sich private Fahrgemeinschaften. Die Bahn setzte ihre Notfallpläne um und ließ etwa jeden dritten Zug im Fernverkehr fahren. „Es war relativ ruhig auf den Bahnhöfen, weil die Reisenden gut informiert waren und kein übermäßiges Informationsbedürfnis mehr bestand“, sagte Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis. Auch im S-Bahn-Verkehr rund um die Metropole Hamburg gab es keine Probleme.

Im Rahmen des Ersatzfahrplans bediente die Deutsche Bahn den Nahverkehr auf den Strecken Kiel-Hamburg, Lübeck-Hamburg und Lübeck-Kiel im Stundentakt. Auf den Strecken Kiel-Flensburg, Neumünster-Flensburg und Kiel-Husum verkehrten die Züge alle zwei Stunden. Auf Nebenstrecken im Norden verkehren auch die privaten Linien der Nord-Ostsee-Bahn, Nordbahn, AKN, NEG und der Hamburg-Köln-Express.

Das müssen Fahrgäste jetzt wissen

Die Deutsche Bahn will den laufenden Lokführerstreik nun mit einer einstweiligen Verfügung vorzeitig gerichtlich beenden lassen. Ein entsprechender Antrag werde beim Arbeitsgericht Frankfurt/Main gestellt, kündigte das Unternehmen am Donnerstag in Berlin an. Über den Antrag des Unternehmens auf eine einstweilige Verfügung solle noch am Donnerstag um 16.30 Uhr mündlich verhandelt werden Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) habe das Angebot zu einer Schlichtung „offenbar ohne ernsthafte Prüfung abgelehnt“.

Diese Zugverbindungen in Hamburg und Schleswig-Holstein bleiben

Die Bahn hatte sich zuvor jedoch skeptisch geäußert, was die Erfolgsaussichten rechtlicher Schritte angeht. „Wir wollen nichts unversucht lassen und haben uns schweren Herzens entschieden, jetzt auch mit juristischen Mitteln gegen diesen Streik vorzugehen“, sagte Personalvorstand Ulrich Weber am Donnerstag.

Abendblatt.de hält Sie mit einem Newsticker über die Auswirkungen des Mega-Streiks auf dem Laufenden:

+++ Heizkraftwerk nahe Cottbus von Kohle abgeschnitten+++

18.32 Uhr: Das Heizkraftwerk muss am Freitag runtergefahren werden. Die Fernwärmeversorgung wird laut Betreiber Vattenfall das Kraftwerk Jänschwalde vorübergehend übernehmen.

Normalerweise wird Kohle aus dem Vattenfall-Veredelungsbetrieb in Schwarze Pumpe südlich von Cottbus mit Kesselwaggons zum Heizkraftwerk transportiert, teilte der schwedische Energieversorger mit. Für eine Teilstrecke sei dafür die Deutsche Bahn zuständig.

+++Streik kostet Bahn 100 Millionen Euro+++

18.15 Uhr: Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL wird die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben rund 100 Millionen Euro kosten. Diese Zahl nannte Bahn-Anwalt Thomas Ubber am Donnerstagabend während der Verhandlungen vor dem Arbeitsgerichts Frankfurt.

Dort will die Bahn per einstweiliger Verfügung einen Stopp des längsten Streiks in der Geschichte des Unternehmens erreichen. Argumentiert wird damit, dass der Ausstand unverhältnismäßig sei. Es gehe der GDL um einen Konkurrenzkampf mit einer anderen Gewerkschaft. Ubber sprach zudem von Schäden von ebenfalls 100 Millionen Euro für die Wirtschaft in Deutschland insgesamt. Eine Entscheidung des Gerichts in dem Eilverfahren könnte noch am Abend fallen.

+++Im Südwesten lange Staus und überfüllte Bahnen – Norden gut vorbereitet+++

17.49 Uhr: Der bundesweite Streik der Lokführer hat im Südwesten zu Staus und überfüllten Bahnen geführt. Der Verkehr stockte am Donnerstagmorgen nach Angaben des Innenministeriums etwa auf der Autobahn 81 zwischen Heilbronn und Stuttgart auf einer Länge von 30 Kilometern. Von Singen nach Stuttgart staute sich der Verkehr im Berufsverkehr auf einer Strecke von 13 Kilometern.

Im Norden waren die Bahnhöfe weitgehend leer. Laut Bahn informierten sich die Fahrgäste im Vorfeld, ob ihre Züge fahren. Unterdessen versucht die Bahn den Streik gerichtlich verbieten zu lassen. Die Verhandlung läuft zur Zeit, ein Urteil steht noch aus. Die Bahn ist der Meinung, dass die GDL das Schlichtungsangebot ohne genaue Prüfung abgelehnt zu haben.

+++Fußballfans trotzen Streik - Spiel Frankfurt gegen Bayern findet statt +++

16.09 Uhr: Die Fans lassen sich durch den Bahnstreik nicht vom Besuch der deutschen Fußball-Stadien abschrecken. „Fußballfans sind sehr erfinderisch“, sagte Sig Zelt, Sprecher des Bündnisses „Pro Fans“ am Donnerstag in Berlin. Um die Arenen zu erreichen, würden sie Fahrgemeinschaften bilden oder größere Autos mieten. „Das organisieren die dann intern.“ Allerdings entstehen durch die zu erwartende Verlagerung der Anreise der Anhänger auf die Straße einige logistische Probleme um die Stadien: So wurde diskutiert, ob die Partie Eintracht Frankfurt gegen den Bundesliga-Ersten Bayern München wegen des zu befürchtenden Verkehrschaos abgesagt werden sollte.

„Es gibt keinen Anhaltspunkt davon zu sprechen, dass das Spiel nicht stattfindet. Wir sind in intensiven Besprechungen, um die Organisation dieses Spiels zu regeln“, sagte Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen dem Onlineportal. Die Frankfurter Polizei teilte mit, sie habe keine Empfehlung zu einer Absage gegeben. Auch die DFL sieht keine offiziellen Gründe für eine Absage vorliegen.

+++ ADAC: Benzinpreise von Streik unberührt +++

15.50 Uhr: Die Spritpreise an deutschen Tankstellen sind nach Angaben des ADAC bislang vom Lokführerstreik unberührt geblieben. Am Donnerstag habe es sogar einen leichten Preisrückgang gegeben, teilte der Automobilclub in München mit. Ein Liter Super E10 habe am Mittag im Schnitt 1,438 Euro gekostet, 0,2 Cent weniger als am Vortag. Diesel sei mit durchschnittlich 1,304 Euro am Mittag 0,3 Cent günstiger gewesen. Der ADAC erfasst Preise von bundesweit rund 14 000 Tankstellen, die der Markttransparenzstelle gemeldet und an den ADAC weitergeleitet werden. Wegen des Streiks auch im Güterverkehr hatte es Befürchtungen gegeben, Sprit könne sich wegen möglicher Lieferengpässe und einer erhöhten Nachfrage verteuern.

+++ GDL-Chef Weselsky schaltet Polizei ein +++

14.59 Uhr: Nach massiven Anfeindungen in der Öffentlichkeit hat GDL-Chef die Polizei eingeschaltet. Er werde sich angesichts der Kritik zwar nicht verstecken, die derzeitigen Schmähungen gingen aber zu weit. "Ich habe gestern Abend die Polizei verständigt, weil es hier in einer unglaublichen, nennen wir es einfach Verletzung meiner Privatsphäre, nicht mehr um die Sache geht", sagte Wieselsky im „ARD-Morgenmagazin“.

Im Übrigen seien viele Falschinformationen bewusst gestreut worden, etwa dass Wieselsky in einem „exklusiven Wohnsitz“ residiere. Er wohne auf 61 Quadratmeter zur Miete, sagte Wieselsky - da könne er angesichts der Falschmeldungen „nur lachen“.

+++ Bahn: Ersatzfahrplan weitgehend stabil - jeder dritte Fernzug fährt +++

14:10 Uhr: Wegen des Lokführerstreiks sind bei der Deutschen Bahn am Donnerstagvormittag zwei Drittel der Fernzüge ausgefallen. Der Ersatzfahrplan laufe aber weitgehend stabil, teilte das Unternehmen elf Stunden nach Streikbeginn im Personenverkehr mit. Fahrgäste müssten sich zwar auf Ausfälle und Verspätungen einstellen, könnten aber trotzdem relativ verlässlich planen.Größere Einschränkungen als im Fernverkehr, wo am Vormittag jeder dritte Zug fuhr, gab es teils bei Regional- und S-Bahnen. In einigen Regionen fielen laut Bahn drei von vier Zügen aus. In anderen konnten 40 Prozent regulär fahren.

+++ 15 Prozent mehr Taxen unterwegs +++

13:32 Uhr: Taxi Hamburg 66 66 66 verzeichnet aufgrund des Bahnstreik eine größere Nachfrage. Etwa 15 Prozent mehr Taxen als normalerweise seien am Donnerstagmittag unterwegs, sagte eine Unternehmenssprecherin. Ungewöhnlich seien Ferntouren nach Bremen oder sogar Kassel angefragt worden.

+++ Opfer des Bahnstreiks suchen Alternativen im Luftverkehr +++

12:56 Uhr: Der Bahnstreik zum Ende der Herbstferien in Niedersachsen und Bremen drängt viele Urlauber zum Improvisieren bei der Wahl ihrer Transportmittel. Neben Alternativen durch Bus, Mietwagen oder Mitfahrzentralen suchen einige von ihnen auch den Luftweg und testen neben Linien- auch Charterflüge. „Wir hatten in der Tat Anfragen für Flüge zwischen Braunschweig und Sylt beziehungsweise Friedrichshafen-Bremen – das ist dann aber zunächst am Preis gescheitert“, sagte am Donnerstag eine Sprecherin der Privatjet-Charterfirma Air Partner International. Immerhin: Ein Flug mit einer sechssitzigen Cessna Citation würde für den etwa einstündigen Flug nach Sylt mit etwa 3000 Euro zu Buche schlagen – für alle Passagiere zusammengenommen allerdings. Anders als beim Streik der Lufthansa-Piloten sei die Zunahme des Geschäfts diesmal noch nicht richtig spürbar, bestätigte auch Axel Klegien von der größten Flugcharterfirma am Flughafen Hannover, Aerowest. „Wir befinden uns aber noch am Anfang des Streiks – ich weiß nicht, inwieweit die Schmerzgrenze der Bahnkunden da noch hochgeschraubt wird“, sagte er auch mit Hinweis auf den hohen Preis.

Da geht es billiger bei den Fliegerclubs: Deren Piloten dürfen nur die Selbstkosten in Rechnung stellen. Ein Inselhüpfer nach Helgoland kostet so für drei Personen hin und zurück insgesamt 150 bis 180 Euro. „Wir haben eigentlich laufend Anfragen“, sagte Kurt Klempau von der Sportfluggruppe Nordholz/Cuxhaven. Allerdings blieben dort am Donnerstag ebenso wie bei der OFD-Fluggesellschaft in Emden die Flieger zunächst am Boden. Kein Streik, sondern Nebel und tief hängende Wolken verhinderten am Vormittag Sichtflüge auf die Inseln.

+++ Frankfurt gegen Bayern steht auf der Kippe +++

12.46 Uhr: Wegen des Streiks steht nun offenbar auch die Austragung des Bundesliga-Spiels zwischen Eintracht Frankfurt und Bayern München am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) auf der Kippe. Die Eintracht bestätigte eine entsprechende Meldung des kicker.

Die Hessen befürchten ein Verkehrschaos und daraus resultierend ein Sicherheitsrisiko. Die Eintracht rechnet mit rund 1000 Bussen, für die es rund um das mit 51.500 Fans ausverkaufte Stadion nicht genügend Stellplätze gibt. Die Eintracht steht deshalb in engem Kontakt mit der Polizei und der Deutschen Fußball Liga (DFL).

Eine finale Entscheidung soll am Nachmittag in einer Sitzung mit Vereinsvertretern und den Sicherheitskräften gefällt werden. Die Frankfurter Polizei teilte auf Anfrage mit, sie habe keine Empfehlung zu einer Absage gegeben. Auch die DFL sieht derzeit keine offiziellen Gründe für eine Absage vorliegen.

+++ HSV hält Bus für Auswärtsfans bereit +++

12.12 Uhr: Die HSV-Fans trotzen dem Bahnstreik und nehmen die Reise zum Spiel der Fußball-Bundesliga beim VfL Wolfsburg am Sonntag (15.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) selbst in die Hand. Rund 3000 Karten sind über den HSV verkauft worden. Darüber hinaus werden sich geschätzte 500 HSV-Anhänger wie üblich aus anderen Quellen Karten besorgen. „Es gibt Foren im Internet, wo sich die Fans gegenseitig unterstützen, um mit PKW oder Bussen nach Wolfsburg zum Spiel zu kommen“, sagt Fanbetreuer Joachim Ranau. Die vom Verein angebotene Zug-Gruppenfahrt zum Spiel haben lediglich 55 Fußballanhänger gebucht. Sollte die Bahn nicht fahren, stellt der HSV einen Bus zur Verfügung. Die Anreise auf der Straße dauert rund 2,5 Stunden. Über die Autobahn A 7 sind es 225 Kilometer, die kürzere Strecke über die A 39 und Bundesstraße 4 misst nur 175 Kilometer.

+++ Rechtsanwalt räumt Bahn wenig Chancen ein +++

11:48 Uhr: Reinhard Schütte, Rechtsanwalt und Mitglied im Geschäftsführenden Ausschuss der Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV), misst der Bahn nur wenig Aussicht auf Erfolg bei, den Streik zu unterbinden. Am Ende der Verhandlung werde es dann eine Entscheidung geben, erklärt Schütte. Wie diese aussehen wird? „Ich rechne nicht damit, dass die Bahn mit der Verfügung Erfolg hat, da Arbeitsgerichte in der Vergangenheit häufig das Grundrecht auf Streik bestätigt haben.“ So es so kommt, werde die Bahn wohl Berufung einlegen und vor die nächsthöhere Instanz ziehen – das Landesarbeitsgericht.

+++ Bahn-Gewerkschaft befürchtet Radikalisierung in Tarif-Konflikt +++

11:18 Uhr: Die Bahngewerkschaft EVG warnt angesichts des Streiks der Lokführer vor einer Radikalisierung des Konflikts. „Ich bin entsetzt, dass es in den sozialen Medien zwischenzeitlich Gruppen gibt, die sich beispielsweise 'Hooligans gegen Lokführer' nennen und die zu Gewalt gegen unsere Kollegen aufrufen“, erklärte der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Alexander Kirchner, am Donnerstag. „Hier wird eine Grenze überschritten, die mir Angst macht.“

Die EVG konkurriert bei der Vertretung der Bahnbeschäftigten mit der Lokführergewerkschaft GDL, die den Streik im Güter- und Personenverkehr bis Montag ausgerufen hat. Eskaliert ist der Streit mit der Deutschen Bahn weniger wegen der konkreten Tarifforderungen der GDL, sondern weil die Gewerkschaft nicht allein für die 20.000 Lokführer verhandeln will, sondern auch für rund 17.000 Zugbegleiter und Rangierführer. Die Vertretung dieser Gruppe beansprucht die größere EVG für sich. Die Bahn lehnt konkurrierende Gehaltsabschlüsse ab.

Kirchner warf der GDL vor, nur deshalb einen so massiven Streik ausgerufen zu haben, um ihren Machtbereich auszudehnen. „Ich befürchte negative Folgen für die gesamte Gewerkschaftsbewegung“, sagte Kirchner mit Hinweis auf Forderungen nach Einschränkung des Streikrechts.

+++ Lokführer-Streik bremst „Harz-IV-Rebellin“ Hannemann vor Gericht aus +++

11:05 Uhr: Der Streik der Lokführer hat am Donnerstag auch den Kampf der als „Harz-IV-Rebellin“ bekannt gewordenen Jobcenter-Mitarbeiterin Inge Hannemann gegen ihre Zwangsversetzung vor dem Hamburger Arbeitsgericht durcheinandergebracht. Ihr Prozessbevollmächtigter habe wegen des Streiks der GDL nicht nach Hamburg anreisen können, der für Donnerstag angesetzte Verhandlungstermin habe darum verlegt werden müssen, teilte das Gericht kurzfristig mit. Hannemann weigerte sich, Sanktionen gegen junge Langzeitarbeitslose in Hamburg-Altona zu verhängen und wurde darum von ihrem Posten suspendiert. Nach dem Willen der Sozialbehörde soll sie nun in einem anderen Bereich arbeiten. Dagegen wehrt sich Hannemann vor dem Arbeitsgericht. Als neuer Termin wurde der 20. November festgesetzt.

+++ Gericht verhandelt über Lokführerstreik noch am Donnerstag +++

10:43 Uhr: Das Frankfurter Arbeitsgericht will noch am Donnerstag darüber entscheiden, ob der Lokführerstreik bei der Deutschen Bahn untersagt werden kann. Über den Antrag des Unternehmens auf eine einstweilige Verfügung solle um 16.30 Uhr mündlich verhandelt werden, teilte das Gericht mit.

+++ Bahn-Konkurrenz sieht Mitschuld des Konzerns am Tarifkonflikt +++

10:37 Uhr: Die verfahrene Lage im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn ist aus Sicht ihrer Konkurrenten nicht nur der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) anzulasten. „Wenn die Deutsche Bahn immer wieder an ihrem Standpunkt festhält, dann kommt so eine Situation dabei heraus“, sagte Engelbert Recker, Hauptgeschäftsführer des Nahverkehrs-Branchenverbands Mofair, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag).

Die Bahn beharrt in dem Konflikt darauf, dass es keine konkurrierenden Tarifverträge innerhalb einzelner Berufsgruppen geben dürfe. Die GDL fordert, nicht nur für Lokführer, sondern auch für Zugbegleiter verhandeln zu können. Bei den Bahn-Wettbewerbern seien parallele Tarifverträge der GDL und der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) eher die Regel denn die Ausnahme, sagte Recker. Probleme in der Praxis mache das nicht – etwa bei abweichenden Arbeitszeit- und Pausenregelungen: „Das ist nur eine Frage der betrieblichen Organisation.“

Anders als Mofair hatte der Arbeitgeberverband Nahverkehr erst kürzlich die sogenannte Tarifpluralität als schädlich bezeichnet. Sie löse einen enormen bürokratischen Aufwand und eine Spaltung der Belegschaften aus.

+++ Bahn will Lokführerstreik mit einstweiliger Verfügung beenden +++

10:03 Uhr: Die Deutsche Bahn will den laufenden Lokführerstreik mit einer einstweiligen Verfügung vorzeitig beenden. Ein entsprechender Antrag werde beim Arbeitsgericht Frankfurt/Main gestellt, kündigte das Unternehmen am Donnerstag in Berlin an.

+++ 70 Prozent der Züge in Mecklenburg-Vorpommern fallen aus +++

9:57 Uhr: Die Lokführergewerkschaft GDL hat am frühen Donnerstagmorgen auch in Mecklenburg-Vorpommern mit ihrem Streik im Personenverkehr begonnen. Tausende Pendler im Nordosten mussten sich andere Möglichkeiten suchen, um zur Arbeit, Universität oder Schule zu kommen. Allerdings seien mehr Züge als beim letzten Streik Mitte Oktober gefahren, sagte ein Bahnsprecher am Donnerstag. Der Ersatzfahrplan greife gut. „Dass es jetzt etwas stabiler angelaufen ist, hängt damit zusammen, dass wohl einige Lokführer weniger streiken.“ Insgesamt fielen bislang rund 80 Prozent der Verbindungen im Nahverkehr aus, im Fernverkehr sei rund ein Drittel der Züge unterwegs.

+++ U1 fährt wieder! +++

9:37 Uhr: Die technischen Probleme sind behoben, die U1 fährt wieder zwischen Lübecker Straße und Wandsbek-Gartenstadt. Verspätungen sind jedoch noch möglich.

+++ U1 fällt auf Teilstrecke aus!!! +++

9:15 Uhr: Jetzt fällt auch noch eine U-Bahn aus: Zwischen Lübecker Straße und Wandsbek-Gartenstadt ist ein Ersatzverkehr mit Bussen und Taxen eingerichtet. Grund: Eine technische Störung.

+++ Händler leiden unter Umsatzeinbußen +++

9:13 Uhr: „Normalerweise kaufen bei uns die Pendler bei uns noch ein Brötchen, heute haben wir fast 50 Prozent weniger Umsatz“, sagte ein Pächter eines Bäckerstandes am Hauptbahnhof.

+++ Mehr als zwei Drittel der Züge fallen in Kiel aus +++

8:33 Uhr: Der Lokführerstreik hat am Donnerstag auch den Bahnverkehr in Schleswig-Holstein stark beeinträchtigt. Viele Regional- und Fernzüge wurden bereits am Morgen gestrichen. Zwischen 6.00 Uhr und 8.00 Uhr fielen allein 23 von rund 30 Verbindungen aus, wie eine Bahnmitarbeiterin am Kieler Hauptbahnhof sagte. Auf einigen Strecken wie zwischen Kiel und Husum fuhren Busse als Ersatz. Ein Teil der Reisenden reagierte sehr verärgert über den neuerlichen Streik.

Das Streikrecht sei zwar wichtig, sagte der Kieler Manfred Wagner. „Wenn die Gewerkschaft aber eine Schlichtung mit einer abenteuerlichen Begründung ablehnt, das macht mich sauer.“ Weil das Bahnpersonal ihm keine verbindliche Auskunft über seine geplante Fahrt nach Hannover samt Rückfahrt am Freitag geben konnte, werde er die Reise nun wohl mit dem Auto antreten.

+++ So tickt Claus Weselsky +++

Viele Reisende waren jedoch auf den Streik vorbereitet. Vor dem Info-Tresen der Bahn bildeten sich kaum längere Schlangen. „Gestern gab es lange Schlangen“, sagte Bahnmitarbeiterin Marie Rottmann. Viele hätten sich bereits im Vorfeld informiert, ob ihre Verbindungen betroffen sind.

+++ In Hannover fast alle Verbindungen gestrichen +++

8:10 Uhr: Der erneute bundesweite Streik der Lokführer hat am Donnerstagmorgen in Niedersachsen und Bremen zu starken Einschränkungen im Zugverkehr geführt. Am Hauptbahnhof Hannover wurden am Morgen fast alle Verbindungen gestrichen. Nach Angaben der Deutschen Bahn versuche man ein Drittel der Verbindungen aufrechtzuerhalten. Viele Fahrgäste weichen auf die privaten Zuganbieter aus.

+++ Deutlich mehr Verkehr auf allen Einfallstraßen +++

8:00 Uhr: Die Polizei berichtet von deutlich größerem Verkehrsaufkommen auf allen Einfallstraßen nach Hamburg. So staut sich die A1 an einem normalen Werktag ab Kreuz Süd um diese Zeit, am Donnerstag reicht der Stau jedoch rund fünf Kilomter weiter bis nach Harburg. Der Verkehr auf der A7 lief zunächst noch relativ flüssig, staute sich dann aber in Richtung Hamburg zwischen Quickborn und Stellingen auf neun Kilometern und auf der A23 in Richtung der Hansestadt auf zehn Kilometern.

+++ Logistikbranche rechnet mit Engpässen bei Kraftstoffversorgung +++

7:47 Uhr: Die Logistikbranche rechnet angesichts des Rekordstreiks bei der Bahn mit Engpässen bei der Kraftstoffversorgung und Produktionsausfällen in der Auto-, Stahl-, und Chemiebranche. Bei der Kraftstoffversorgung „wird es aus meiner Sicht auf jeden Fall Engpässe geben, zumal ja auch das Aufkommen im Individualverkehr erhöht sein wird“, sagte Gunnar Gburek vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik dem Sender MDR Info. Raffinerien hätten Probleme, die Tankstellen zu beliefern. Gburek rechne mit Engpässen „spätestens Sonntag oder Montag“. Besonders hart werde der Ausstand die Auto-, Stahl-, und Chemiebranche treffen. Es werde „auf jeden Fall Produktionsausfälle“ geben. Wenn die Logistikkette ins Stocken gerate, werde es bis Mitte der kommenden Woche dauern, bis sich die Abläufe wieder normalisiert hätten, betonte Gburek.

+++ In Harburg geht nichts mehr +++

7:30 Uhr: Die Winsener Straße in Wilstorf/Langenbek stadteinwärts ist komplett dicht. Autofahrer versuchen über Marmstorf auszuweichen, doch auch hier staut sich der Verkehr, je dichter sich die Blechlawine der Harburger Umgehung bzw. Wilhelmsburger Reichsstraße nähert.

+++ Ansturm auf die Fernbusse nach Berlin +++

7:00 Uhr: Am ersten Streiktag waren am Morgen nach Streikbeginn im Regionalverkehr fast ausschließlich Linien des Privatzuges Metronom unterwegs. Viele Bahnkunden müssen wegen des Streiks aber auf andere Verkehrsmittel ausweichen. Einen Ansturm erlebten die Fernbusse nach Berlin. In nur wenigen Stunden waren fast alle Resttickets für die Direktverbindung von Hamburg in die Hauptstadt am Morgen ausverkauft. Direkt vor dem Bahnhof organisierten sich private Fahrgemeinschaften. Auch die Lufthansa erwartet kurzfristige Buchungsanfragen.

+++ Verkehr wird dichter +++

6:55 Uhr: Bereits ab 6:15 Uhr staute sich der Verkehr auf der A24 vor dem Kreuz Ost auf mehreren Kilometern. Für diese frühe Zeit an einem Donnerstag herrschte auch ungewöhnlich dichter Verkehr auf der A1. Deutlich mehr Autos mit den Kennzeichen HL, SE und OH waren gen Hamburg unterwegs. Um 6:30 Uhr stockte der Verkehr auf sechs Kilometer Länge zwischen Horner Kreisel und Kreuz Ost.

Auch auf den Zufahrtstraßen in die Innenstadt aus dem Westen und Norden Hamburgs waren am frühen Morgen bereits deutlich mehr Fahrzeuge zu beobachten als normalerweise um diese Zeit.

+++ Kaum Nah- und Fernverkehr ab Hamburg Hbf +++

6.37 Uhr: Im Nordosten sind die ersten Personenzüge ausgefallen. Am Hamburger Hauptbahnhof wurden fast alle Verbindungen des Nah- und Fernverkehrs gestrichen. Allein in Norddeutschland streiken rund 600 bis 1000 GDL-Mitglieder, wie der Bezirksvorsitzende Hartmut Petersen mitteilte. Die Bahn reagierte mit einem Ersatzfahrplan: Etwa jeder dritte Zug soll fahren.

+++ Um 12 Uhr Ersatzfahrpläne für Sonnabend +++

6.25 Uhr: Der Fern- und Regionalverkehr ist nach dem Streikstart im Personenverkehr laut Bahn „ausgedünnt, aber weitgehend stabil“ angerollt. In einer Mitteilung sprach der Konzern von „massiven Beeinträchtigungen“ für Reisende und Pendler. Für Donnerstag und Freitag sind die Ersatzfahrpläne bereits öffentlich. Für Sonnabend stünden ab 12 Uhr Informationen online bereit, für Sonntag sei die Veröffentlichung am Freitagmittag vorgesehen.

Hier kommen Sie zum Ersatzfahrplan der Bahn

+++ Ausgedünnter S-Bahntakt in Hamburg +++

6.14 Uhr: Im Regionalverkehr sind die Streikauswirkungen laut Bahn unterschiedlich spürbar. In West- und Norddeutschland stünden über 30 Prozent des üblichen Zugangebotes zur Verfügung. In Süddeutschland verkehrten etwa 40 Prozent der Züge. In Ostdeutschland stünden 15 bis 30 Prozent des üblichen Zugangebots zur Verfügung. Für die S-Bahnen in München, Nürnberg, Stuttgart und Rhein-Main werde ein Stundentakt angeboten. In Berlin und Hamburg fahren einige Linien auch alle 20 Minuten. In der Hansestadt gilt dies für die Linien S 1, S 21, S 3 und S 31. Auf der Strecke der S 3 hält der Metronom vorerst zusätzlich in Neu-Wulmstorf, Fischbek und Neugraben.