Mit ungewöhnlich scharfen Worten verurteilt Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Albig die Streiks der GdL. Er wirft der Gewerkschaft vor, ein ganzes Land in Haft zu nehmen.
Kiel. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) hat eine Ende der Bahnstreiks gefordert. „Das, was die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) tut, wird langsam verantwortungslos, weil es das ganze Land in Stillstand zwingt“, sagte Albig am Mittwoch in Neumünster der Nachrichtenagentur dpa.
Dabei hätten Kompromisslösungen auf dem Tisch gelegen, auf deren Grundlage bei gutem Willen eine Einigung möglich gewesen wäre. Man müsse den Eindruck haben, hier werde eine dogmatische Grundsatzposition auf den Schultern der Bürger ausgetragen. „Man kann nur dazu aufrufen: „Macht damit endlich Schluss!“. Wir sind nicht ein Land, in dem ihr euch austoben könnt, sondern dieses Land muss funktionieren und braucht einen Verkehr, der funktioniert.“ Die GdL hat zum längsten Streik in der Geschichte der Bahn aufgerufen.
Sein Verständnis dafür halte sich „in sehr bescheidenen Grenzen“, sagte Albig. „Hier hat eine kleine Spartengewerkschaft die Bahn genommen, um uns alle in eine entsprechende Leidsituation zu bringen – und das überzieht in der Tat, was Gewerkschaften in dieser Rolle machen sollten.“
Auf die Frage, ob in Zukunft wieder gesetzlich der Grundsatz „Ein Betrieb – ein Tarifvertrag“ festgeschrieben werde solle, erklärte Albig: „Es ist das, was die Bundespolitik diskutieren muss – und es gibt ja erste Anregungen.“ Als Ministerpräsident könne er nur sagen: „Kommt bitte zur Vernunft und bremst nicht das ganze Land aus.“ In dieser konjunkturellen Lage seien die Bahnstreiks zur Durchsetzung von Einzelinteressen einer kleinen Gewerkschaft nicht zu gebrauchen. „Ein ganzes Land in Haft zu nehmen, dies gehört sich nicht“, sagte Albig.