Mit mehr Kontrollen in Bussen und dem „Einstieg vorn“ wurde das Defizit um zehn Millionen Euro gesenkt. Jetzt Kontrolloffensive in Bahnen.
Hamburg. Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) hat mit seinem Kampf gegen Schwarzfahrer offenbar Erfolg. Der Einnahmeverlust durch Kunden ohne Fahrkarte in Bussen und Bahnen sei im vergangenen Jahr um zehn Millionen Euro auf rund 20 Millionen Euro zurückgegangen, sagte HVV-Chef Lutz Aigner am Mittwoch.
Nach einer Hochrechnung des HVV ist die Zahl der Schwarzfahrer in Bussen und Bahnen im vergangenen Jahr insgesamt von etwa fünf Prozent auf bis zu 2,5 Prozent zurückgegangen.
Dem HVV-Chef ist wichtig: „Schwarzfahren ist ein großes Ärgernis und geht im Endeffekt zulasten der ehrlichen Fahrgäste. Deshalb haben wir die Zahl der Kontrollen im Busbereich um etwa 50 Prozent erhöht.“ Ein weiterer Rückgang der Schwarzfahrer sei dem „Einstieg vorn“ zu verdanken, der seit März 2012 in Hamburgs Bussen gilt.
Die Fahrgäste müssen seitdem ihre Tickets beim Fahrer vorzeigen und können nicht mehr hinten einsteigen. Da der Fahrer aber diese auch nur kurz sichtet, wird weiterhin in den Bussen kontrolliert. Schwerpunktmäßig ging es bei den Kontrollen aber um die stark frequentierten Metrobuslinien 4, 5 und 6, auf denen die Fahrgäste immer noch hinten einsteigen dürfen. Allein die Linie 5 hat bis zu 60.000 Fahrgäste pro Tag, der „Einstieg vorn“ wäre hier zu zeitaufwendig.
In diesem Jahr wollen der HVV – dem die Hochbahn und die S-Bahn angehören – laut HVV-Chef Aigner auch den Prüfdruck in U- und S-Bahnen erhöhen: So sollen die etwa 170 Fahrkartenprüfer im Schnellbahnbereich durch effizientere Einsatzpläne an möglichst vielen Punkten im Streckennetz eingesetzt werden. „Durch kurzfristige Ortswechsel der Fahrkartenkontrolleure kann ein größeres Gebiet abgedeckt werden“, sagte Aigner. Auch Großkontrollen solle es verstärkt geben.
Ein Beispiel: An einer stark frequentieren Haltestelle wie dem Jungfernstieg werden an der gesamten Haltestelle die Fahrgäste nach Verlassen der Bahnen kontrolliert.
Die Hochbahn hat allein 100 Fahrkartenprüfer, dazu kommen 300 Mitarbeiter des Sicherheitsdiensts des Verkehrsunternehmens: „Diese Mitarbeiter kontrollieren aber nur im Verdachtsfall die Fahrkarte. Zum Beispiel, wenn sich ein Fahrgast auffällig verhält“, sagte Sprecherin Maja Weihgold.
Aber es gibt nicht nur Fahrgäste ohne Fahrschein. Auch gefälschte Tickets sind ein Problem innerhalb des HVV: „Wir werden die Fahrkarten noch mit weiteren Sicherheitsmerkmalen ausstatten, die Fälschungen schwieriger machen“, sagte Lutz Aigner.
Insgesamt hatten die Verkehrsunternehmen innerhalb des HVV im vergangenen Jahr rund 728 Millionen Fahrgäste und damit einen Zuwachs von etwa 1,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2012. Auch für dieses Jahr wird mit einem Plus von 1,5 Prozent gerechnet.
Einen Spitzenplatz unter den deutschen Verkehrsverbünden nimmt der HVV bei den Zeitkarten ein: Davon wurden im Jahr 2013 pro Monat durchschnittlich 829.700 verkauft, mehr als 700.000 davon im Abonnement. Weiter Ausbauen will der HVV seine elektronischen Vertriebswege: Im Dezember 2013 nutzten schon mehr als 110.000 Fahrgäste das Mobilticket über die HVV-App, die auf das Smartphone geladen werden kann.
Von Sommer 2015 an soll im gesamten HVV-Gebiet das E-Ticketing eingeführt werden. Das heißt: Mit einer Chipkarte können die Kunden dann an den 750 Fahrkartenautomaten und in den rund 1700 Bussen die Einzel- und Tageskarten bargeldlos bezahlen und dafür einen Rabatt von drei Prozent erhalten. Von Jahresbeginn an sollen dann auch alle Abo-Kunden diese Chipkarten erhalten.
Ebenfalls gestiegen sind die Einnahmen des HVV: Diese erhöhten sich um fünf Prozent auf rund 727 Millionen Euro. Dieses Plus resultiert aber auch aus der letzten Fahrpreiserhöhung im Januar 2013. Damals wurden die Tarife um durchschnittlich 3,2 Prozent erhöht. Für das kommende Jahr müssen die Fahrgäste nach Abendblatt-Informationen wieder mit einer Tarifanhebung rechnen. Den Antrag dafür wird der HVV wohl im Sommer bei der zuständigen Verkehrsbehörde stellen. Der Kostendeckungsgrad des HVV lag im vergangenen Jahr bei etwa 71 Prozent. Das Defizit von etwa 325 Millionen Euro müssen jetzt die Stadt und damit die Steuerzahler ausgleichen. Aber der HVV zahlt seinen Fahrgästen auf Antrag auch Geld zurück, wenn Busse oder Bahnen mehr als 20 Minuten Verspätung haben. Es wird jeweils die Hälfte des Fahrpreises erstattet. 2012 wurden rund 49.000Euro an die Kunden bezahlt, 2013 etwa 67.000Euro.