Trotz positiver Bilanz des Hamburger Verkehrsverbunds für das Pilotprojekt sollen die Busfahrer bald wieder alle Türen öffnen, um die Fahrgäste einsteigen zu lassen.
Harburg. Seit knapp drei Jahren gilt im Bezirk Harburg bei der Nutzung der Busse: Einstieg vorn. Erklärtes Ziel war es vor allem, die Anzahl der Schwarzfahrer zu reduzieren. Als die Pilotphase des Projekts 2012 beendet wurde, haben die Verkehrsbetriebe ein durchweg positives Fazit gezogen. Tatsächlich seien mehr Einzelfahrscheine und Abonnementkarten verkauft worden. Und auch sonst wurde „Einstieg vorn“ als Erfolgsmodell bewertet.
Die Harburger FDP-Fraktion sieht das gänzlich anders. „Die Wahrnehmung der Fahrgäste deckt sich mit dem Fazit der Verkehrsbetriebe nicht“, sagt Fraktionschef Carsten Schuster. So komme es, insbesondere an stark frequentierten Haltestellen, durch den Einstieg vorn immer wieder zu massiven Staus beim Einsteigen. Überdies finde die geforderte Sichtkontrolle seitens der Busfahrer teilweise nicht mehr statt oder könne aufgrund der hohen Anzahl von zusteigenden Fahrgästen praktisch nicht geleistet werden.
Als prägnantes Beispiel führen die Liberalen die Situation an den Haltestellen Harburg Rathaus stadtauswärts an. Dass sich lange Warteschlangen beim Einstieg bilden würden, sei eher Regel als Ausnahme. Dadurch würde sich die Abfahrt der wartenden Busse oft verzögern, was zwangsläufig zu Verspätungen an den folgenden Haltestellen führe.
Doch auch im Bus selbst sei nach drei Jahren Praxis kaum Entspannung zu spüren. „Viele Fahrgäste bleiben nach wie vor im vorderen Teil stehen und müssen oft von Fahrgästen oder dem Fahrer dazu animiert werden, durchzurücken, damit weitere Fahrgäste mitgenommen werden können“, so Schuster.
Fahrgäste mit Gepäck oder körperlichen Handicaps stelle diese Situation täglich vor große Herausforderungen. „Die vom HVV festgestellte Akzeptanz der Fahrgäste und der Busfahrer für den Einstieg vorn kann in der täglichen Praxis nicht bestätigt werden“, sagt Schuster.
Nach Auffassung der Liberalen sollten die Verkehrsbetriebe die Nutzung aller Türen zum Einstieg wieder zulassen. Damit könnten Staus vermieden werden , weil sich die Fahrgäste wieder schneller gleichmäßig im Bus verteilen würden. So steige nicht zuletzt der Beförderungskomfort für die Fahrgäste insgesamt.
Um Ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, fordert die FDP-Fraktion den Hamburger Verkehrsverbund in einem offiziellen Antrag für die nächste Sitzung der Bezirksversammlung am 25.Februar auf, im Rahmen eines weiteren Pilotprojekts vom 1. Mai dieses Jahres bis zum 30. April 2015 an hoch frequentierten Haltestellen im Bezirk Harburg auf den Einstieg vorn zu verzichten. Zeitgleich soll analysiert werden, wie sich die Fahrkartenverkäufe tatsächlich entwickeln.
Überdies regen die Liberalen für den Zeitraum des Pilotprojekts eine ausführliche Fahrgastbefragung zu den eigenen Erfahrungen mit dem Einstieg vorn an. Nach Abschluss des Pilotprojekt sollten die Verkehrsbetriebe die Ergebnisse der Bezirksversammlung vorstellen. Schuster: „Wir denken, dass unser Vorstoß im Interesse vieler Fahrgäste ist.“