Sprecher Asuquo Udo sagt, man fühle sich vereinnahmt. Er fordert eine Herausgabe der Spenden. Pastor Wilms: „Bedauerliche Äußerung“. Udo kündigte für Sonnabend eine Demonstration an.
St.Pauli. Die sogenannte Lampedusa-Gruppe fordert direkte Verhandlungen mit dem Hamburger Senat über ein Bleiberecht. Ein Sprecher der rund 300 afrikanischen Flüchtlinge hat zudem die Nordkirche scharf kritisiert. Wie „NDR 90,3“ berichtet, kritisierte die Gruppe, die Kirche habe nichts erreicht, die Gruppe sei nicht mehr einverstanden, dass die Kirche weiter für sie spreche. Außerdem forderte Sprecher Asuquo Udo die St.Pauli-Kirche auf, Spendengelder für die Lampedusa-Gruppe an die Gruppe weiter zu geben. Zugleich kündigte er für Sonnabend eine Demonstration am Hauptbahnhof an. Die Kundgebung soll zu einer „politisch-kulturellen Parade“ werden.
Asuquo Udo wandte sich entschieden gegen alle Versuche, die Lampedusa-Gruppe auseinanderzudividieren. Es seien „eine Menge falsche Informationen im Umlauf“, so der Sprecher. Noch immer bestehe die Gruppe aus rund 300 Menschen, die aus den unterschiedlichsten Ländern des afrikanischen Kontinents stammten. Anderslautende Zahlen der Ausländerbehörde seien „reine Propaganda“.
Über das humanitäre Engagement der St. Pauli-Kirche sei man nach wie vor dankbar, sagte Udo. Doch sie habe „kein Mandat, für die Gruppe zu sprechen“ und auch „keine politische Idee“. In den Containern auf dem Gelände von drei Kirchengemeinden sei nur ein kleiner Teil der Flüchtlinge untergebracht. Weitaus mehr würden von den privaten Unterstützern des „Solidarischen Winternotprogramms“ versorgt.
Man sei „nicht fröhlich“ darüber, so Udo, dass die St. Pauli-Kirche so sehr im Zentrum des öffentlichen Interesses stehe. „Unser Erfolg ist Grund für Neid“, vermutet Wilm Pastor Sieghard von der St. Pauli Kirche. Er findet die öffentlichen Äußerungen Udos „bedauerlich, weil sie den Flüchtlingen nicht dienen.“ Gleichzeitig weist er zurück, als Sprecher der Lampedusa-Gruppe aufgetreten zu sein. „Ich habe niemals gesagt, dass ich für die Flüchtlinge spreche, sondern ich tue das für die Humanitäre Nothilfe der St. Pauli-Kirche.“
Die Forderung Udos, die Spenden zu übergeben, sei unmöglich zu erfüllen, so Wilm. „Wir sind bilanz- und rechenschaftspflichtig und können das Geld nicht einfach abgeben". Zudem wäre für die Humanitäre Nothilfe gespendet worden, nicht für Einzelpersonen. Es solle damit auch keine politische Arbeit finanziert werden. Noch immer werde in der St. Pauli-Kirche täglich Essen für 150 bis 200 afrikanische Flüchtlinge gekocht. Das werde man „unbeirrt fortsetzen“, sagte der Pastor dem Abendblatt.
Zweifel äußerte er an der Funktion Udos als Sprecher aller Lampedusa-Flüchtlinge. „Meines Wissens hat es keine demokratische Wahl gegeben“, so Wilm. Man müsse sich fragen, für wen Udo spreche. „Alltäglich sind Menschen aus dieser Gruppe mit uns zusammen, Asuquo Udo war noch nie hier.“
Die Flüchtlinge, die aus Libyen auf die italienische Insel Lampedusa gekommen waren, sind von dort mit italienischen Papieren nach Deutschland gereist. Die Hamburger Gruppe machte nach Auslaufen des Winternotprogramms 2013 ihr Anliegen öffentlich. Im Juni wurden etwa 80 Flüchtlinge in der St.Pauli-Kirche aufgenommen. Der Senat hat sich bislang gegen eine Gruppenlösung ausgesprochen und verlangt die Prüfung jeden Einzelfalls.