Die igs bietet wegen großer Nachfrage mehr Führungen an. Das Abendblatt hat eine mitgemacht. Fazit: Die Teilnehmer waren zufrieden, doch es gibt auch Verbesserungsvorschläge.

Hamburg. Susanne Lenz-Leussler ist eigentlich Büroangestellte, Christian Lamberti arbeitet an einer Hotel-Rezeption. Ihre besondere Leidenschaft aber ist ihr Nebenjob: sie gehören zu den 65 Gästeführern der Internationalen Gartenschau (igs). „Wir arbeiten für ein tolles Projekt, mit wegweisenden Ideen für unsere Stadt“, sagt Lamberti. Anlässlich der zweiten Halbzeit, die gerade für die igs angebrochen hat, haben wir die beiden auf einer Führung begleitet. Übrigens: Allen Meldungen über schlechte Besucherzahlen hat die igs das Angebot begleiteter Rundgänge (Kosten: 4 Euro) wegen der hohen Nachfrage gerade erhöht. Sie finden jetzt montags bis freitags jeweils um 10, 11 und 12 Uhr statt, zusätzlich freitags um 18 Uhr, sowie sonnabends und sonntags um 15 Uhr.

Auch unsere Führung hat mit 25 Besuchern die Höchstteilnehmerzahl erreicht. Die meisten kommen von weit her: Nora und Jan Fröhlich aus Ulm, Karola und Peter Wiemers aus der Nähe von Frankfurt, Frauke Badent und sieben weitere Frauen eines Literaturkreises aus Rendsburg und Susanne und Matthias Firlus mit ihren Söhnen Torben, 5, und Jan, 4, aus Unna. Marion und Christian Harder stammen aus Reinbek, immerhin Metropolregion. Ansonsten zeigt die Gruppe exemplarisch, dass die Gartenschau noch nicht richtig angekommen ist bei den Hamburgern. Gerade mal 40 Prozent der Besucher kommen aus der Hansestadt, weit weniger als erwarte. Die igs hat daher bei der Werbung noch einmal kräftig nachgebessert und veröffentlicht ihre Veranstaltungshinweise jetzt verstärkt an Hamburger Bahnhöfen und Litfasssäulen.

Die beiden Gästeführer versprechen „Schatten-Hopping“, als die Gruppe ihren Zwei-Stunden-Marsch durch die 80 Gärten der igs beginnt. Zunächst geht’s durch die „Welt der Häfen“, dann über den Rosenboulevard zur „Welt der Kulturen“, der „Welt der Kontinente“ und den „Kulturlandschaften“. Immer wieder bleiben Susanne Lenz-Leussler und Christian Lamberti im Schatten von Bambus-Pflanzen, stehen und weisen - neben den allgemeinen Informationen - auch auf Besonderheiten hin. „Die Erde in unseren Beeten enthält kein Torf und ist daher gut für die Umwelt“, sagt Susanne Lenz-Leussler. Grund: Wenn Torf abgebaut wird, werde das in den Mooren gebundene CO2 freigesetzt.

„Es gibt wirklich viel zu entdecken“

Durch die Erklärungen der Gästeführer erschließt sich der Sinn von Gärten, über die man sonst nur den Kopf geschüttelt hätte: Fässer mit merkwürdigen Plastikgebilde symbolisieren Gewürze, die durch den Suez-Kanal transportiert werden, ein „Monopoly“-Spielfeld den amerikanischen Traum von Erfolg, grüne Sonnenschirme, von denen Wasser tropft, den Regenwald des Amazonas. „Die Landschaftsarchitekten haben die Gärten so fantasievoll gestaltet“, sagt Lamberti. „Es gibt wirklich viel zu entdecken“. Sein Lieblingsgarten heißt „Pelo ya Africa“ und liegt in der „Welt der Kontinente“ hinter roten Robinienstämmen verborgen. „Hier wird ganz Afrika mit Pflanzen dargestellt“, erklärt er. „Bananenstauden und Amaranth symbolisieren Schwarz-Afrika, Rote Beete und Kürbis stehen für die Buren und Engländer, die das Land kultiviert haben.“ Auch der australische Garten hat es ihm angetan. Hier werden die Besucher durch verschiedene Vegetationszonen geführt: alpine Regionen, Regenwald, Wüste und Küstenlandschaft. Susanne Lenz-Leussler mag den „Beziehungskisten-Garten“ in der „Welt der Kulturen“ am Liebsten. „Die pinkfarbene Bepflanzung bildet zu den grünen australischen Milchkisten einen tollen Farbkontrast“, sagt sie.

Nachdem sie durch die blauen Blumenbeete geschritten sind, die die „Kontinente“ voneinander trennen, gelangen die Besucher schließlich zum prächtigen Dahliengarten, in dessen Nähe die Führung endet. Jetzt können sie das Gelände auf eigene Faust weiter erkunden. „Die Führung war ein toller Einstieg“, sagen Karola und Peter Wieners. Sie haben sich bereits im Internet ausführlich über die Gartenschau informiert und nehmen sich zwei Tage für ihren Besuch Zeit. Auch Frauke Badent ist froh, die Führung gebucht zu haben. „Uns wären sonst wirklich viele Informationen entgangen“, sagt sie. Auch Nora Fröhlich ist zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Tages. „Bei diesem heißen Wetter kann ich mir keinen schöneren Platz vorstellen“, sagt sie.

Den Eintrittspreis von 21 Euro akzeptieren alle. Trotzdem gibt es auch Kritik. „3,50 Euro für eine kleine Cola - das tut weh“, sagt Jan Fröhlich. Christian Harder findet die Gartenschau „thematisch überfrachtet“. „Ich hätte mir einen größeren gärtnerischen Schwerpunkt gewünscht“, sagt er. Auch die Gästeführer haben Verbesserungsvorschläge. „Das HVV-Ticket sollte im Eintritt inbegriffen sein“, sagt Susanne Lenz-Leussler. Außerdem wäre schön, wenn man mit Monorailbahn auch kurze Strecken fahren könnte und nicht die ganze, 7,50 Euro teure Rundtour nehmen muss. Lamberti wünscht sich Fischbrötchen auf der igs. „Meine Gäste fragen oft, warum es das hier nicht gibt. Sie erwarten das in Hamburg.“