Zahlreiche Ausstellungsstücke und Geräte sind bereits beschädigt. Architekt spricht von „Vandalismus“. igs will nachbessern.

Hamburg. Der Garten „Im Ruhepuls“ auf der Internationalen Gartenschau (igs) soll für gemütliche Entspannung nach sportlicher Aktivität sorgen. Und er scheint bei den Besuchern wirklich beliebt – leider so beliebt, dass die Kunstobjekte von Birgitta Weimer, die zum Sitzen gedachten roten Blutkörperchen ‚Globules‘, immer wieder aus der Verankerung gerissen und dabei beschädigt werden. Das beklagt jetzt der Architekt des Gartens Manuel Sauer von terramanus landschaftsarchitektur im Gespräch mit dem Abendblatt. Dass es sich bei den Beschädigungen um ein Versehen handelt, schließt Sauer aus. Schließlich sind die Sitzgelegenheiten mit Stahlseilen im Boden verankert. Die waren am Wochenende tatsächlich bei sämtlichen ‚Globules‘ herausgerissen – statt die Figuren als Kunstwerk wahrzunehmen, stellte sich Besucher die Hocker in Gruppen zusammen.

„Dadurch wird einerseits das gedachte Gesamtbild (rote Blutkörperchen winden sich durch ein grünes Kapillargeflecht) verändert, andererseits werden die aufwendig produzierten Objekte an der Befestigung regelrecht zerstört“, sagte Sauer dem Abendblatt. Besonders problematisch: Die Globules sind teilweise eine Leihgabe von der Künstlerin Birgitta Weimer - und sollen selbstverständlich unbeschädigt zurückgegeben werden.

Nicht die einzige Beschädigung auf dem Gelände der igs: Auch im Bereich der Wasserwelten am anderen Ende des Areals sind Schäden zu sehen. Das dort aufgestellte Fahrzeug, das zeigen soll, dass 450.000 Liter Wasser benötigt werden, um einen Golf zu produzieren, ist in einem bemitleidenswerten Zustand. Die Räder sind zerstochen, das Markenschild am Frontkühler ist abgerissen und leichte Kratzer sind im Lack zu sehen. An den Fenstern haben igs-Mitarbeiter mittlerweile kleine Aufkleber angebracht auf denen zu lesen ist: „Dieser Wagen wurde mutwillig zerstört“.

Eigentlich soll der Bücherturm ein Rückzugsbereich für Bücherwürmer sein, ein introvertierter Ort, an dem auch kleine Veranstaltungen stattfinden. Tatsächlich hat der Bücherturm schon bessere Tage gesehen. An vielen Stellen wurden die befestigten Bücher herausgerissen, an anderen große Löcher in die Bücherwände geschlagen. Und auch die Minigolfbahn in der Welt der Bewegung ist schon nach zwei Monaten gesperrt. Die Holzbahn muss nach intensiver Nutzung repariert werden. Am Angang der igs hat es laut Sprecherin Kerstin Feddersehen außerdem „kleinere Sprayereien“ gegeben.

Trotzdem will Feddersen noch nicht von einem Vandalismus-Problem sprechen. „Die Geräte und Sitzgelegenheiten werden von den Besuchern gut angenommen und sind zum Teil nicht so robust, wie es wohl nötig wäre“, versucht sie zu beschwichtigen. Zu den anderen Beschädigungen sagte sie: „Die Besucher denken vielleicht nicht darüber nach, was sie da tun und finden es witzig.“ Die igs will in jedem Fall versuchen, nachzubessern. Ob dafür investiert werde, sei nicht entschieden.

Diskussion um Eintrittspreise geht weiter

Unterdessen geht die Diskussion um die Eintrittspreise weiter. Nach FDP und Steuerzahlerbund fordern auch die Hamburger Grünen, den Eintrittspreis zu senken. Wie berichtet, braucht die igs täglich 15000 Besucher, um kostendeckend zu arbeiten. Andernfalls droht ein Millionenloch von etwa 26 Millionen Euro bei gleichbleibenden Zahlen und mindestens 11,5 Millionen Euro, wenn zwei Drittel der erwarteten Besucher kommen. Nach zwei Monaten kamen nur die Hälfte der erwarteten Besucher (7200). Und auch am vergangenen Wochenende blieb die igs trotz wunderschönem Sommerwetter noch unter den erforderlichen Zahlen – am Sonnabend kamen rund 12.000, am Sonntag rund 10.000 Menschen nach Wilhelmsburg.

Die Grünen sehen als Hauptgrund dafür den Eintrittspreis von 21 Euro. Jens Kerstan, Vorsitzender der Grünen Bürgerschaftsfraktion, sagt dazu: „Wir wollen eine igs für alle, darum fordern wir für die Sommerferienzeit die Absenkung des Eintritts auf 15 Euro. Die Internationale Gartenschau ist ein wichtiges Projekt für ganz Hamburg.“ Er wirft Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) vor, einen Eintrittspreis festgesetzt zu haben, der für „Menschen mit kleinem Geldbeutel eine zu große Hürde“ darstellt. Das sei nicht nur unsozial, sie schicke so auch die igs-GmbH auf geradem Weg ins Defizit, das aus dem Hamburger Haushalt ausgeglichen werden muss. „Deutlich mehr Besucher könnten helfen, dies trotz der gesenkten Preise zu reduzieren“, sagte Kerstan.