78 Prozent der Hamburger Haushalte sind von der Erhöhung betroffen. Rechnung für die Energiewende. Andere Anbieter ziehen nach.
Hamburg. Hamburgs Stromverbraucher müssen sich auf drastisch höhere Preise einstellen. Marktführer Vattenfall, der 78 Prozent aller Haushalte in der Stadt beliefert, verteuert seine Energie zum Jahreswechsel um im Schnitt 12,9 Prozent. Die Kosten pro Kilowattstunde (kWh) steigen in jedem der drei angebotenen Tarife um 3,47 Cent. Kunden in der Hamburger Grundversorgung mit einem Verbrauch von 2500 kWh im Jahr bezahlen dann 7,23 Euro mehr im Monat oder knapp 87 Euro im Jahr. Erst am Montag hatte Konkurrent Hamburg Energie Tariferhöhungen bekannt gegeben.
Auch andere Anbieter wie etwa LichtBlick oder E.on Hanse werden nachziehen müssen. Ein wichtiger Grund für den Preisanstieg sind staatlich verordnete Abgaben. So steigt die Umlage für die Energiewende infolge des Atomausstiegs (Erneuerbare-Energien-Gesetz, EEG) im kommenden Jahr um 46,91 Prozent von 3,59 auf 5,277 Cent. Auch die Netzentgelte, also das Geld, das die Stromversorger an die Betreiber der Stromleitungen überweisen müssen, sind gestiegen. Inzwischen entfällt knapp ein Drittel des gesamten Strompreises auf die Netzgebühr. "Unsere Erhöhung um 12,9 Prozent setzt sich aus 12,0 Prozent gestiegenen Steuern und Abgaben zusammen. Mit den restlichen 0,9 Prozent decken wir Kosten wie etwa den Inflationsausgleich ab", sagte Vattenfall-Vertriebschef Rainer Wittenberg dem Abendblatt.
Sinkende Preise sind in den kommenden Jahren nicht in Sicht. Denn ständig werden weitere Windkraft- oder Solaranlagen gebaut, die über den Strompreis subventioniert werden. Nicht ausgeschlossen ist, dass schon 2014 eine Kilowattstunde mehr als 30 Cent kosten wird - rund drei Cent mehr als derzeit bei Vattenfall.
Holger Krawinkel, Energieexperte vom Bundesverband der Verbraucherzentralen, fordert von der Politik eine Strompreis-Bremse. Zudem könnten seiner Ansicht nach Mehreinnahmen, die infolge der steigenden Strompreise bei der Mehrwertsteuer anfallen, an die Bürger zurückgegeben werden. Günter Hörmann, Chef der Hamburger Verbraucherzentrale, rät Kunden, sich günstigere Anbieter zu suchen - zum Beispiel auf Online-Portalen wie toptarif.de oder verivox.de. Der neue Anbieter erledigt bei einem Wechsel alle Formalitäten für den Kunden. Die möglichen Einsparungen können schnell mehr als 200 Euro im Jahr betragen.
Im Detail wird bei Vattenfall im Grundversorgungstarif Hamburg Basis eine Kilowattstunde vom kommenden Jahr an 27,39 Cent kosten. Der Preis für Naturstrom wird auf 27,46 Cent erhöht, der Online-Tarif Easy liegt künftig bei 26,52 Cent. Damit ist das Unternehmen mit seinen Tarifen teurer als Hamburg Energie (siehe Tabelle). Der Grundpreis bleibt bei Basis- und Naturstrom konstant bei 6,10 Euro im Monat, bei Easy sind es weiterhin 5,80 Euro.
Vattenfall bezahlt derzeit neuen Kunden einen Wechselbonus von 100 Euro. Dieser ist in der Preistabelle nicht berücksichtigt, da es sich um eine einmalige Zahlung handelt, von der die Altkunden nicht profitieren.