Zusatzkosten steigen von 125 auF 185 Euro. Stromversorger prüfen Preiserhöhungen
Hamburg/Berlin. Für die Verbraucher wird die Energiewende deutlich teurer als geplant. Die auf den Strompreis aufgeschlagene Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien steigt um 47 Prozent auf 5,277 Cent je Kilowattstunde, wie die vier Übertragungsnetzbetreiber gestern bestätigten. Für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden erhöhen sich diese Zusatzkosten damit von jetzt 125 Euro auf künftig rund 185 Euro. Verantwortlich für den Anstieg der im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ausgewiesenen Abgabe ist vor allem der stark gewachsene Anteil von Ökostrom von zuletzt 25 Prozent.
Zusammen mit steigenden Netzentgelten und weiteren durch die Energiewende bedingten Kosten drohen Strompreiserhöhungen um bis zu zehn Prozent, schätzen Versorger. Auch Hamburger Verbraucher müssen sich auf eine höhere Rechnung einstellen. "Wir werden nicht um eine Erhöhung der Strompreise herumkommen. Etwas anderes zu sagen wäre unehrlich", bestätigte ein Sprecher des Versorgers Lichtblick auf Abendblatt-Anfrage. "Den Strompreis trotz der gestiegenen Umlage stabil zu halten können wir als Unternehmen nicht stemmen. Wir müssen jetzt noch rechnen, in den nächsten Wochen werden unsere rund 75 000 Kunden in der Metropolregion dann erfahren, was das für ihre Stromrechnung bedeutet."
Der in der Hansestadt mit 800 000 Kunden größte Versorger Vattenfall habe jetzt den Auftrag, "sich anzuschauen, welche Konsequenzen die höhere EEG-Umlage für die Kunden hat", sagte ein Sprecher des Konzerns. Zunächst müsse aber die Berechnung weiterer für den Strompreis wichtiger Faktoren abgewartet werden. Sowohl steigende Netzentgelte als auch die Haftungsübernahmen für die Betreiber von Offshore-Windanlagen werden in den Strompreis mit eingerechnet und machen sich auf der Rechnung bemerkbar.
Auch ein Sprecher von Hamburg Energie betonte gestern, es sei wegen dieser unsicheren Faktoren noch nicht klar, ob und wie der Strompreis für die rund 90 000 Kunden steige. "Wenn sich der Preis verändert, sagen wir es unseren Kunden zuerst." Prinzipiell gelte für alle Versorger, dass die Verbraucher spätestens sechs Wochen vor einem Preisanstieg darüber informiert würden. Nur der Essener Energiekonzern RWE kündigte an, die höhere Umlage vorerst nicht auf den Strompreis aufzuschlagen.
Im Juni 2011 hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Vorstellung ihrer Pläne für die Energiewende erklärt, die Umlage solle "nicht über ihre heutige Größenordnung hinaus steigen". Seinerzeit hatte die Umlage bei 3,5 Cent gelegen, für 2012 betrug die Abgabe knapp 3,6 Cent.
Trotz der steigenden Kosten kann sich die Bundesregierung nicht auf eine schnelle Begrenzung der Stromkosten einigen. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) bekräftigte Forderungen, die Stromsteuer zu senken. Merkel hatte das bereits abgelehnt. Auch Umweltminister Peter Altmaier (CDU) warnte vor Aktionismus. Eine Senkung der Stromsteuer bringe gerade Geringverdienern nur eine minimale Entlastung. "Ich glaube, dass wir jetzt ruhiges Blut bewahren müssen. Es wäre falsch, sich jetzt auf Maßnahmen festzulegen, deren Tragweite niemand überblickt."