Diese Personenschützer können aber auch nerven. Als Bürgermeister Ole von Beust und sein ebenfalls mitgereister Ex-Finanzsenator Wolfgang Peiner in Mexiko Stadt noch mal shoppen gehen wollten, wurden sie ...

Diese Personenschützer können aber auch nerven. Als Bürgermeister Ole von Beust und sein ebenfalls mitgereister Ex-Finanzsenator Wolfgang Peiner in Mexiko Stadt noch mal shoppen gehen wollten, wurden sie nicht nur von den beiden Hamburger Personenschützern begleitet sondern zusätzlich noch von vier Mexikanern, also insgesamt von sechs Sicherheitsleuten. Zwei gingen vor ihnen, zwei neben ihnen und zwei hinter ihnen. Bis von Beust sich beschwerte: "So sehe ich ja überhaupt nichts von der Stadt." Aus den Augen lassen wollten die Mexikaner den "Presidente" aber auch nicht. Also fand man einen Kompromiss: Alle sechs liefen nun hinter den Hamburger Senatsmitgliedern her. Eine Stadtentwicklungssenatorin hat es da leichter. Anja Hajduk konnte allein und unerkannt zum Einkaufen durch die Innenstadt gehen.

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Mitten in den Anden hat Ole von Beust versucht mit dem Gerücht aufzuräumen, er sei Mitglied des legendären CDU-Andenpaktes. Dieses Bündnis hatten 1979 Mitglieder der Jungen Union auf einer Reise durch Südamerika geschlossen. Sie hatten sich geschworen, niemals gegeneinander zu kandidieren oder sich gegenseitig zum Rücktritt aufzufordern. Später stiegen weitere aufstrebende Jung-Christdemokraten dazu. Mitglieder des bis heute in der CDU sehr mächtigen Netzwerkes sind etwa Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff, Verteidigungsminister Franz Josef Jung, außerdem andere heute prominente Politiker wie Roland Koch, Peter Müller oder Friedrich Merz vertreten. Auch von Beust wurde immer wieder dem CDU-Geheimbund zugerechnet. Jetzt aber sagt er: "Ich war nie zuvor in Südamerika. Der südlichste Punkt, an dem ich in Amerika bisher war, ist Miami." Das er Mitglied des Andenpaktes sei, stimme nicht. Und später ist er auch nicht dazu gekommen? "Nein, nein" sagt er erkennbar genervt und macht eine abwehrende Handbewegung. Kann man verstehen: Wer will schon mit Strippen ziehenden Geheimbünden in Verbindung gebracht werden?

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Der Gouverneur des mexikanischen Staates Veracruz, in dem wir am Donnerstagnachmittag gelandet sind, hat die Hafenstadt desselben Namens (welche übrigens nicht die Provinzhauptstadt ist), zu einem großen Ole von Beust-Fanclub umfunktioniert. Nach dem pompösen Empfang am Flughafen (siehe Printausgabe) gab er am Abend einen Empfang zu Ehren des "Presidente von Beust" bei dem ein riesiges Transparent mit den Namen unseres wohl etwas peinlich berührten Bürgermeisters aufgespannt war. Und nicht nur das er hat ihn auch gewissermaßen befördert. In den offiziellen Umhängern für die Delegation wird von Beust nicht nur korrekterweise als "Presidente del Consejo Federal" (Bundesratspräsident) und als "Alcalde" (Bürgermeister) tituliert, sonder auch gleich noch zum Gouverneur ernannt, nämlich zum "Gobernador de la Ciudad-Estado de Hamburgo".

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Schlimmer allerdings war der Lapsus, den sich der mexikanische Senatspräsident am Donnerstagvormittag leistete: Gleich zwei deutsche Flaggen hatten die Mexikaner bei dem Treffen mit den Hamburgern falsch rum aufgehängt: Gold-Rot-Schwarz ist bekanntlich nicht die richtige Reihenfolge unserer Flaggenfarben. Nach einem dezenten Hinweis beeilte man sich, die Flaggen umzudrehen. An der deutschen Hymne versuchte man sich glücklicherweise gar nicht erst.

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Als er hörte, dass der Gouverneur von Veracruz kürzlich natürlich rein zufällig viele hunderttausend Euro in der staatlichen Lotterie gewonnen hat, begann Wolfgang Peiner an sich selbst zu zweifeln. Er sei schließlich auch für Lotto zuständig gewesen, und habe nie gewonnen. Sogar Chef eines Spielcasinos sei er (als Finanzsenator) gewesen, kein müder Euro sei dabei für ihn herausgesprungen, so Peiner augenzwinkernd. "Ich habe wohl im Leben etwas falsch gemacht."

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Wenn die Delegation am Sonnabend in Hamburg landet, verwandelt Ole von Beust sich zurück in einem einfachen Hamburger Bürgermeister. Denn seine Amtszeit als Bundesratspräsident endet mit Ablauf des 31. Oktobers irgendwo auf dem Flug über den Atlantik. Immerhin: Durch die Zeitverschiebung hat er sie um ein paar Stündchen verlängern können.

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Viel Lob hatte von Beust am Ende der Reise für die Botschaften in Kolumbien und Mexiko übrig. Tatsächlich haben die Mitarbeiter der deutschen Vertretungen das dichtgedrängte Programm hochprofessionell und stets hilfsbereit begleitet. Auch die Besatzung des Luftwaffen-Airbus "Theodor Heuss" hat ein großes Lob verdient. Stewardess Marianne Scheel und die anderen Crew-Mitglieder waren ebenso witzig wie hilfsbereit und hatten auch allerlei lustige Politiker-Geschichten zu erzählen (etwa von den wechselnden Ess-Manien des Joschka Fischer, der entweder nur Müsli zu sich nahm, oder 52 bayerische Schlachtplattenwochen in Folge einlegte). Von hier aus: Muchas Gracias an die Crew!

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Morgen heißt es dann: Buenos dias Hamburgo! (Endlich wieder im eigenen Bett schlafen!)

Zuvor aber, nämlich jetzt, in diesem Moment, wo ich dies alles geschrieben habe, muss ich mit den Kollegen dringend noch zum Ole-Fan-Fest bei Gouverneur Herrera. Dort soll es sehr guten Tequila geben.

Salud!

Und: Hasta el próximo viaje!