Natürlich spielen wirtschaftliche Interessen immer eine wichtige Rolle, wenn Kanzler, Minister- oder gar Bundesratspräsidenten auf Reisen gehen und Unternehmer sowie Verbandsvertreter dabei sind. Exklusiv: Das Online-Reise-Tagebuch

Bogota/Mexiko-Stadt. Natürlich spielen wirtschaftliche Interessen immer eine wichtige Rolle, wenn Kanzler, Minister- oder gar Bundesratspräsidenten auf Reisen gehen und Unternehmer sowie Verbandsvertreter dabei sind. Und doch lässt sich beim aktuellen Besuchsprogramm von Bürgermeister (und Noch-Bundesratspräsident) Ole von Beust in Kolumbien und Mexiko ein neuer, zusätzlicher Akzent feststellen, gewissermaßen eine grüne Handschrift. So besuchten Beust und Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk etwa eine Produktionsstätte für Schnittblumen, in denen die Arbeiterinnen unter vergleichsweise guten Bedingungen arbeiten.

Das Thema "fairer Handel" spielte auch am Dienstag beim Treffen mit Vertretern von Kaffeeverbänden und Fair-Trade-Organisationen eine Rolle. Zugleich machten Hajduk und der mitgereiste grüne Fraktionschef Jens Kerstan deutlich, wie wichtig ihnen das Thema Menschenrechte ist - indem sie sich mit zwei Vertretern von Menschenrechtsgruppen trafen. Die gesamte kolumbianische Politik sei von den Paramilitärs unterwandert, die lange Jahre quasi als illegaler Arm des Militärs folterten, mordeten und Menschen von ihrem Land vertrieben, beklagten die beiden Menschenrechtler. 72 ihrer Mitstreiter seien seit dem Amtsantritt des Präsidenten Alvaro Uribe ermordet worden, allein gegen 94 Kongressmitglieder werde wegen möglicher Kontakte zu den mittlerweile verbotenen und juristisch verfolgten Paramilitärs ermittelt. Und Demonstrationen von Ureinwohnern im Süden des Landes würden derzeit so brutal niedergeschlagen, dass es kürzlich drei Tote und 100 Verletzte gegeben habe.

Ein Vertreter der Botschaft dagegen betonte, dass gerade Präsident Uribe die Paramilitärs entmachtet und für eine Verbesserung der Menschenrechtslage gesorgt habe. Diesen so umstrittenen Mann also traf von Beust gestern als protokollarischen Höhepunkt der Reise zu einem einstündigen Gespräch im Regierungspalast.

"Der Präsident hat mir erklärt, dass er sich ein stärkeres Engagement der EU bei der Drogenbekämpfung wünscht. Es werden im Gegensatz zu den USA nur sehr wenige Drogen in Europa beschlagnahmt", sagte von Beust nach dem Treffen. Weiter habe Uribe das große Interesse seines Landes erklärt, ein Freihandelsabkommen mit der EU zu schließen. "Ich werde die Anliegen an die Bundesregierung weitertragen", so der Bürgermeister weiter.

Bereits zuvor hatte von Beust das große Interesse Deutschlands und der EU betont, ein Freihandelsabkommen mit Kolumbien zu schließen. Es sei aber wichtig, dass alle Menschen vom möglichen wirtschaftlichen Fortschritt profitierten.

Uribe war eine gute halbe Stunde zu spät zu dem Treffen erschienen und hatte sich dafür sehr entschuldigt. Gerade gestern wurde die kolumbianischen Regierung erneut mit Vorwürfen von Menschenrechtsverletzungen konfrontiert. Amnesty International forderte die Militärhilfen für Uribes Regierung zu streichen - weil es noch immer sehr viele Menschenrechtsverletzungen gebe.


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