Zum Abschluss der Lateinamerikareise mit Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hat Handelskammer-Präses Frank Horch deutliche Kritik an der Organisation des Besuchs in Kolumbien und Mexiko geübt.

Hamburg. Zum Abschluss der Lateinamerikareise mit Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hat Handelskammer-Präses Frank Horch deutliche Kritik an der Organisation des Besuchs in Kolumbien und Mexiko geübt. Als "Praktiker" hätte er sich auch für die zahlreichen mitreisenden Unternehmer mehr direkte Kontakte zur einheimischen Wirtschaft gewünscht, sagte Horch dem Abendblatt auf dem Rückflug von Veracruz nach Hamburg. Empfänge der Delegation wie der in der mexikanischen Hafenprovinz Veracruz mit Fahnen schwenkenden Kindern seien "befremdend" und brächten für die Unternehmen nichts.

Tatsächlich hatte es beim Besuch des schillernden Gouverneurs Fidel Herrera Beltran zwar viel Tamtam aber kaum konkrete Ergebnisse gegeben. Herrera, der natürlich rein zufällig kürzlich selbst die staatliche Lotterie mit mehr als einer halben Million Euro gewann, gilt als Inbegriff der mexikanischen Korruption. Der Caudillo nutzte den Besuch in erster Linie zu einer lautstarken und farbenfrohen Selbstinszenierung. Dass Herrera sich bei dem großen Empfang einen besseren Wein gönnte als er ihn den Gästen anbot und sich für die Übersetzungen selbst einen großen Markenkopfhörer aufsetzte während er den Gästen wacklige Plastikhörer anbot, erwies sich dabei nur als eine Randnotiz. Obwohl Veracruz seinen Hafen ausbauen will, ergab der Besuch keinerlei neue Erkenntnisse über Möglichkeiten einer Zusammenarbeit.

Aus seiner Sicht hätte die Handelskammer bei der Vorbereitung eingebunden werden müssen, resümierte der Kammerpräses. Tatsächlich hatte Horch seine Teilnahme an der Reise im Vorwege offenbar bereits abgesagt und sich nur auf Drängen des Bürgermeisters entschieden, doch teilzunehmen. Der Präses fand allerdings auch lobende Worte für die Reise. So habe ihn vor allem Kolumbien positiv überrascht. Hier gebe es viele Ansätze für eine Zusammenarbeit vor allem in den Bereichen Ausbildung, Verkehr und regenerative Energie.

Im ersten Halbjahr 2009 werde die Handelskammer einen Wirtschaftstag für und mit kolumbianischen und deutschen Unternehmen organisieren, so Horch. Bürgermeister von Beust sagte dem Abendblatt, die Ergebnisse solcher Reisen zeigten sich immer erst nach einer Weile. Der greifbarste Erfolg sei der zugesagte Besuch des Bürgermeisters von Bogota in Hamburg. Dieser wolle sich über Möglichkeiten informieren, ein Straßenbahnnetz der kolumbianischen Hauptstadt zu installieren. Was den Hafenausbau von Veracruz angeht, zeigte auch von Beust sich skeptisch. Es sei nicht absehbar, woher die acht Milliarden Euro, die die Provinz in den Hafenausbau investieren wolle, überhaupt kommen sollten.