Die Sieben-Millionen-Metropole hat große Verkehrsprobleme. Heute geht es weiter in die mexikanische Stadt Veracruz. Exklusiv: Das Online-Reise-Tagebuch

Bogota/Mexiko-Stadt. Die kolumbianische Hauptstadt Bogota will sich von Hamburg beim Aufbau eines modernen Nahverkehrssystems beraten lassen. Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hat angekündigt, seinen kolumbianischen Amtskollegen Samuel Moreno Rojas deswegen zu einem Besuch nach Hamburg einzuladen. Der Bürgermeister der Sieben-Millionen- Metropole in den Anden wolle sich ein Bild über das moderne Hamburger Nahverkehrsnetz machen, da die Verkehrsprobleme in Bogota gravierend seien.

Von Beust, der in seiner Funktion als Bundesratspräsident Lateinamerika bereist, zog auf dem Flug von Bogota nach Mexiko eine positive Bilanz seines zweitägigen Besuchs in Kolumbien. Die politische Lage in dem Andenstaat habe sich in den vergangenen Jahren rasch verbessert, so von Beust. Daher könne er deutsche Firmen guten Gewissens ermutigen, hier zu investieren.

Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe habe allerdings bei seinem Treffen mit von Beust auch Kritik an der Europäischen Union und an Deutschland geübt: Europa erfülle seine Aufgaben bei der Drogenbekämpfung nicht. In Europa würden weitaus weniger Drogen beschlagnahmt als in den USA. Auch bei der Hilfe für die Bauern komme aus Deutschland und Europa nichts. "Ich werde mich bei der Bundesregierung dafür einsetzen, dass sich das ändert", sagte von Beust. Zweites zentrales Thema in Kolumbien war die Frage eines möglichen Freihandelsabkommens. Die EU weigere sich bisher, ein solches Abkommen mit Kolumbien zu schließen, weil man lieber Verträge mit mehreren Ländern gleichzeitig unterzeichnen wolle. Ein Abkommen mit der gesamten Region sei wegen Widerständen aus Ecuador und Venezuela nicht absehbar. Er plädiere dafür, mit Kolumbien allein abzuschließen. Von Beust widersprach zugleich der an die USA gerichteten Forderung von Amnesty International, die Militärhilfen für Kolumbien wegen der prekären Menschenrechtslage einzufrieren. Kolumbien brauche Hilfe, um in einem Land mit Guerilla und paramilitärischen Netzwerken das Gewaltmonopol des Staates durchzusetzen.

Sehr wichtig sei ihm auch das Thema eines gerechten Handels, sagte von Beust auf dem Flug mit der "Theodor Heuss" der Bundesluftwaffe über Mittelamerika. "Fair Trade ist kein sozialträumerisches Thema", so der Bürgermeister. "Ich selbst kaufe Fair-Trade-Produkte, wann immer es geht." Bei dieser Art des fairen Handels sei gewährleistet, dass den Produzenten ein gerechter Teil der Einnahmen zukomme und dass die Waren unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt würden.

Am Dienstagabend traf von Beust mit dem Luftwaffen-Airbus in Mexiko ein. Dort besucht er neben kulturellen Einrichtungen auch Niederlassungen deutscher Firmen (Helm AG und Beiersdorf) und trifft sich mit hochrangigen Politikern. Heute Nachmittag geht es in die mexikanische Hafenstadt Veracruz - zur letzten Station der Lateinamerika-Reise.


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