Ein langer, dunkler Ton aus dem Horn durchdringt die warme Sommernacht. Langsam schiebt sich die Königin der Meere über die Elbe. Als genieße die...

Ein langer, dunkler Ton aus dem Horn durchdringt die warme Sommernacht. Langsam schiebt sich die Königin der Meere über die Elbe. Als genieße die "Queen Mary 2" den Schaulauf durch ihren heimlichen Heimathafen. Es ist 0.39 Uhr: Die Begeisterung der 333 Passagiere an Bord der "MS Hamburg", die das Abendblatt für seine Leser gechartert hatte, war riesig. Auf Höhe des Elbstrandes in Övelgönne strömten sie an Deck - zum Wiedersehen mit dem längsten Kreuzfahrtschiff der Welt. "Ich habe die 'Queen' schon dreimal im Hafen begrüßt, und doch ist der Anblick immer wieder beeindruckend", sagte Stefan Brauhardt (44) aus Harvestehude. "Wahnsinn - man fühlt sich selbst wie in einer kleinen Nussschale", ergänzte seine Lebensgefährtin Petra Bingmann (45), als der Luxusliner mit seinen 345 Metern an der Barkasse vorbeizog.

Der elf Jahre alte Torben Gosebeck aus Buxtehude war fasziniert, wie winzig die Menschen an Deck des Kreuzfahrtschiffes erschienen: "Die sind ja höchstens so groß wie eine Büroklammer." Viele der 2600 Passagiere, darunter etwa 950 Deutsche, standen draußen auf den Balkonen und winkten fröhlich.

Begeistert waren auch einige Tausend Hamburger und Touristen aus ganz Deutschland, die sich trotz später Stunde - und der Tatsache, dass sich die Königin bereits zum zehnten Mal die Ehre gab - am Elbufer, den Kaianlagen und in den Parks entlang dem Strom versammelt hatten. Jubelnd begrüßten sie die "Queen Mary 2" und zückten ihre Fotoapparate, um diesen Moment festzuhalten. Vom Hotel Louis C. Jakob tönte ein Willkommensgruß für das Schiff der britischen Cunard-Reederei herüber - "Rule, Britannia", die inoffizielle Nationalhymne Englands. Dazu wurden weiße Tischdecken und Servietten geschwenkt. Gegen 1 Uhr stiegen vereinzelt Feuerwerksraketen in den Nachthimmel auf, als das Schiff pünktlich die Landungsbrücken passierte. Wenig später wurde es noch einmal spannend: Die "Queen" setzte vor dem Cruise Center zum komplizierten Wendemanöver an. Die Hafenlotsen Dirk Struwe und Ronald Kühn unterstützten das Team an Bord bei der 180-Grad-Drehung um den eigenen Bug. "Wir haben täglich mit großen Schiffen zu tun - aber wenn die ,Königin' kommt, schlägt selbst beim routiniertesten Kollegen das Herz schneller", räumte Wolfgang Häberle, Ältermann der Hamburger Hafenlotsen, ein.

Herzklopfen - das hatte auch Jens Sandström (65). Seine Anreise war sogar noch länger als die des Kreuzfahrtschiffes via Southampton aus New York: Der gebürtige Hamburger lebt in Australien. Seit einem halben Jahrhundert. Anlässlich der Cruise Days ist er zu Besuch in der Stadt." Das Geschrei der Möwen und der unverkennbare Geruch des Hamburger Hafens sind Dinge, die ich niemals vergessen werde", sagte er gerührt. Als Sandström dann von der Abendblatt-Barkasse zur "Queen Mary 2" hinüber blickte, wischte er sich verstohlen einige Tränen von den sonnengegerbten Wangen: "Ich habe sie zuletzt in Sydney gesehen, dieser Abend ist eine wundervolle Verbindung zwischen meinen 'beiden Leben'."

Für Susanne Venthien, ebenfalls bei der Abendblatt-Begleitfahrt dabei, war die Nacht Anlass, ihren Mann an ein Versprechen zu erinnern: "Selbst mal auf der 'Queen' mitzufahren". Viele Worte der Erklärung brauchte Venthien nicht: "Dieses Schiff hat einfach einen speziellen Zauber."

Königlich zeigte sich übrigens nicht nur der Luxusliner selbst, sondern auch das Wetter: Während in Norddeutschland vielerorts Gewitter niedergingen, blieb es in Hamburg trocken. Regentropfen fielen erst, als die "Queen" festgemacht vor dem Kreuzfahrtterminal lag. Und auch wenn sie heute schon wieder in See gestochen ist, bleibt ihren Fans doch ein Trost: Zu den Cruise Days kommen noch vier weitere Kreuzfahrtschiffe.