Die “Freunde und Helfer“ bemühen sich. Hin und wieder reicht das nicht. Zum Beispiel, wenn das vermisste Fahrrad längst wieder aufgetaucht ist.
Wer würde sich nicht freuen über ein derart tolles Ergebnis - neun von zehn Hamburgern sind mit der Arbeit der Polizei zufrieden. Die Behörde freut sich (siehe unten), trotzdem läuft längst nicht alles optimal. Das zeigt zum Beispiel folgender Fall eines Fahrraddiebstahls:
Marke? Batavus. Art? Herrenfahrrad. Modell? Holland. Farbe? Dunkelgrün. Rahmennummer? Die konnte Jan Lüneburg der freundlichen Polizistin nicht nennen. Zwei Wochen zuvor hatte der 38 Jahre alte Systemtechniker sein Hollandrad an der Sierichstraße abgestellt. Ein paar Tage später war es verschwunden. Lüneburgs Weg führte direkt zur Wache Wiesendamm. Was dann folgte, ist Lüneburg unverständlich, wie er dem Abendblatt berichtet. "Da wurde ein gewaltiger Verwaltungsakt in Gang gesetzt, der viel Geld gekostet hat. Dabei hätte ich das Fahrrad gleich mitnehmen können", sagt Lüneburg. Denn was er nicht wusste und die Beamtin nicht herausfinden konnte: Sein Rad stand während der Anzeigenaufnahme längst im Keller der Polizeiwache. Die Beamtin gab knapp ein Dutzend Merkmale in ihren Computer ein und eine Anzeige auf. Jan Lüneburg, ein technisch versierter Mann, dachte: Jede Datenbank hat auch eine Suchfunktion. Er bat die Beamtin nachzuschauen, ob sein Fahrrad schon irgendwo aufgefunden wurde. "Nein", sagte die. Alles wonach sie suchen könne, sei die Rahmennummer, aber die kenne Lüneburg ja nicht. Wofür sie dann die anderen Daten eingebe? Für die Statistik, die knappe Antwort.
Frustriert verließ Lüneburg die Polizeiwache. Seine Anzeige setzte den üblichen Verwaltungsweg in Gang: Die Kripo begann zu ermitteln, die Staatsanwaltschaft wurde eingeschaltet. Drei Wochen später wählt er die Nummer des Fundbüros. Wie sein Fahrrad aussehe? Welche Farbe? Größe? Lüneburg stutzt, wiederholt artig, was er bereits auf der Polizeiwache aufgegeben hatte. Stille, dann die überraschende Antwort: "Zwei Fahrräder, die so aussehen, stehen seit vier Wochen im Keller der Polizeiwache 33 am Wiesendamm." Lüneburg staunt ungläubig. Auf der Webseite des Fundbüros könne jederzeit kontrolliert werden, ob und wo ein Fahrrad gefunden wurde, erklärt die auskunftsfreudige Dame. Jan Lüneburg fährt zum Wiesendamm, fragt nach. "Von dieser Möglichkeit wussten wir gar nicht", heißt es auf der Wache. Außerdem habe die junge Polizistin, die die Anzeige aufnahm und die noch in der Ausbildung sei, nicht die Befugnisse, um eine komplette Suchabfrage zu starten. Dumm gelaufen, und trotzdem geben sich die Beamten bei verhältnismäßig unwichtigen Fahrraddelikten zumindest Mühe.
In einem anderen Fall eines Familienvaters handelt es sich eigentlich nur um ein verbogenes Kinderfahrrad - und doch ist der Ärger bei den Betroffenen gewaltig. Ein Autofahrer hat das vor dem Haus abgestellte Rad angefahren und sich dann aus dem Staub gemacht. Schaden? Mindestens 100 Euro. Zwei Wochen nach dem Vorfall meldet sich jedoch durch Zufall eine Zeugin, die sich sogar Teile des Kennzeichens gemerkt hat. Das weckt den detektivischen Ehrgeiz von Vater und Sohn. An einem Sonnabend besuchen sie die Polizeiwache an der Mörkenstraße. Zum Glück ist gerade nichts los. Ein freundlicher Polizeibeamter mit einem Namensschild am Revers der Uniform bittet in einen Glaskasten, um die Anzeige aufzunehmen. Er tippt alle Angaben sofort in einen PC, nimmt präzise und schnell den Tathergang auf. Die Anzeige wird ausgedruckt und vor der Unterschrift noch einmal vorgelesen. Bei der telefonischen Rückfrage fünf Tage später wird sofort mit dem zuständigen Beamten verbunden. "Es sieht gar nicht so schlecht aus." Er will aber nichts versprechen. Noch ist das Rad unrepariert beim Fahrradhändler, da Lackspuren des Autos auf dem Schutzblech zu erkennen sind. Der Beamte verspricht, dass er in den nächsten Tagen persönlich zum Fahrradhändler fährt, um die Lackspuren zu sichern.
Guter Service, findet der Vater: Die Polizei in Altona gibt sich auch bei kleinen Schäden große Mühe.