Serie: Der Behördentest, 10. Teil: Bau- und Umweltamt Darauf lässt sich bauen: guter Service und kompetente Beratung.

Noch vor dem Eingang zu dem wuchtigen Ziegelbau fällt eine Säule mit großer Digitalanzeige ins Auge: "009" steht jetzt darauf. Werden hier im Ortsamt Süderelbe die Besucher etwa gezählt? Wir gehen hinein, gleich wieder hinaus - und dort steht immer noch "009" auf der Tafel. "Nein, wir zählen hier nicht", klärt ein freundlicher Herr am Info-Schalter auf. Die Zahl auf der Säule entspreche der Wartenummer für Besucher der Einwohnermeldeabteilung. Und wer dort warten muss, kann das dann auch vom gegenüber liegenden Neugrabener Wochenmarkt tun, vielleicht eine Wurst essen, und hat die Nummer dabei dennoch immer im Blick.

Das klingt nach Pragmatismus und Bürgersinn. Schade nur, dass wir nicht zum Einwohnermeldeamt wollen, sondern zu den Bauprüfern: Ein nettes Häuschen, mehr als 100 Jahre alt, auf dem pittoresken Estedeich im Ortsteil Cranz steht zum Verkauf. Direkt am Fluss und mit eigenem Steg. Müsste nur ein kleines bisschen modernisiert werden. Gibt's dazu Auflagen, muss der Denkmalschutz beachtet werden? Das wollen wir von den Bauprüfern wissen.

Praktischerweise hat das Bezirksamt Harburg den Konzentrationswahn der Hamburger Verwaltung noch nicht ganz mitmachen müssen. Daher gibt es das Ortsamt in Neugraben noch. Auch wenn jemand das Wort "Orts" überm Eingang schon weggekratzt hat und nur noch "amt Süderelbe" dort steht. So aber sind die zuständigen Bauprüfer nahe dran an ihren Zuständigkeitsbereichen - was gerade im ländlichen Süden der Stadt von Vorteil scheint. Bis auf Mittwoch ist hier von acht bis zehn Uhr an jedem Werktag Sprechstunde, andere Zeiten gelten nach Vereinbarung. Das ist ebenfalls sehr praktisch und wir können spontan erste Dinge klären.

Die Türen in der Bauprüfabteilung sind alle geöffnet, an den Wänden hängen Fotografien von Schiffen oder Motiven aus dem nahen Alten Land. Überall wird beraten, so scheint es. Kurze Frage im Geschäftszimmer - dann kommt auch schon eine junge Bauprüferin aus einem Büro. "Kommen Sie, wir gehen kurz in ein anderes Zimmer, dort ist es ruhiger", sagt sie. Was dann folgt, straft jedem Klischee über serviceferne Behörden Lügen. Wir erhalten weit mehr Informationen als ursprünglich gefragt. "Zum Denkmalschutz gibt es eine Liste im Internet, aber das kann ich auch eben für Sie nachschauen", sagt die nette Prüferin und gibt gleich noch zu Bedenken, ob das Traumhaus eventuell zu weit von einer Grundschule für die Kinder liegen könnte. Ein Aspekt, der noch gar nicht bedacht worden war ...

Nach zehnminütiger Beratung und nettem Gespräch geht es wieder hinaus und zur nahen S-Bahn.

Fazit: Nette, kompetente Beratung, mehr kann man nicht verlangen, weniger wäre schon gut. Schade nur, dass das "Rathaus Neugraben", wie das Ortsamt hier genannt wird, sich wohl bald als eine weitere Abteilung beim Bezirksamt in Harburg konzentrieren muss. Doch dafür können die Mitarbeiter nix, deshalb volle Punktzahl.