Eifersuchtsdrama in Billstedt: Als die Polizei kommt, schießt Sultan M. auf seine Frau, die schwer verletzt überlebt, und die Beamten.
Hamburg. Der Einsatz beginnt wie jeder andere. Am Mittwochmorgen klingeln die beiden Polizeikommissare Ulrich P. (44) und Jörn V. (40) um 7.24 Uhr an der Tür des Mehrfamilienhauses an der Franz-Marc-Straße 5. Nachbarn haben zuvor einen heftigen Ehestreit gemeldet. Eigentlich ein Routinefall. Doch hier entwickelt sich ein tödliches Drama.
Die Nachbarn hören am frühen Morgen laute Schreie in dem Mehrfamilienhaus. Der Afghane Sultan M. (24) geht auf seine Frau, die Deutsch-Afghanin Sadiqua M. (30) los. Als die Beamten vor der Haustür stehen, sehen sie die 30-Jährige im Treppenhaus auf sich zukommen. Plötzlich taucht Sultan M. hinter ihr auf. Sie öffnet die Tür. In diesem Moment zieht er seine Waffe und schießt. Er trifft die Frau am Brustkorb und an der Hüfte. Jörn V. zieht die Frau nach draußen. Eine Kugel trifft ihn am Hals. Er hat Glück. Es ist nur ein Streifschuss. Sein Kollege feuert auf den Angreifer, trifft ihn offenbar an der Hand und am Oberschenkel. Der flüchtet darauf ins Treppenhaus. Ulrich P. verletzt sich am Schienbein. Dann hören sie einen Schuss.
Sie verschanzen sich vor dem Haus und rufen über ihre Funkgeräte Hilfe. Nur wenige Augenblicke später rasen mehrere Streifenwagenbesatzungen zum Billstedter Tatort. Auch die Spezialisten des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) rücken in ihren Kampfmonturen an. Die Beamten sperren die Straße ab und fordern die Anwohner auf, in ihren Wohnungen zu bleiben. Die Polizisten ziehen sich eilig schusssichere Westen über. Mit Maschinenpistolen bewaffnet, suchen sie Deckung hinter ihren Streifenwagen. Rund 50 Beamte sind im Einsatz. Kurz darauf stürmen die Beamten des MEK das Treppenhaus. Sie finden Sultan M. im Flur liegend auf. Noch lebt er. Doch der Notarzt kann nicht mehr helfen. Kurz darauf stirbt der Schütze. Die spätere Obduktion ergibt, dass er sich durch einen Schuss in den Kopf tödlich verletzte.
Es war nicht das erste Mal, dass Sultan M. seine Frau Sadiqua M. verprügelte. Nach dem letzten Angriff vor wenigen Wochen hatte er einen gerichtlichen Beschluss erhalten, dass er sich ihr nicht mehr nähern durfte. Damals hatte er ihr ein Bierglas auf den Kopf geschlagen und eine Decke um ihren Kopf gewickelt, "damit die Polizei die Wunden nicht sieht". Sultan M. ist krankhaft eifersüchtig, seit er sie ein Jahr zuvor heiratete. Er wirft ihr vor fremdzugehen. In seinem Wahn erhitzt er Öl und will es ihr ins Gesicht schütten - "damit dich kein anderer Mann mehr ansieht." Er droht: "Ich bringe dich um. Auch wenn ich in den Knast muss."
Jetzt hätte er seinen Mordplan fast in die Tat umgesetzt. Trotz der brutalen Vorgeschichte lässt Sadiqua M. sich auf ein Treffen mit ihm in der ehemals gemeinsamen Wohnung ein. Es soll eine Aussprache geben. Ein folgenreicher Fehler. Denn plötzlich schreit er: "Ich töte dich und deine ganze Familie, wenn es nicht mehr so wird, wie es einmal war." Der Stalker ist zu allem bereit.
Doch Sadiqua M. hatte Glück. Sie wird überleben. Im Krankenhaus stellen die Ärzte fest, dass Sadiqua M.s inneren Organe unverletzt blieben. Ihr Zustand ist stabil. Der Polizist Jörn V. wird im Krankenhaus ambulant behandelt. Als er erkennt, wie nah er dem Tod war, erleidet er einen Schock.
Polizeipräsident Werner Jantosch besucht die beiden verletzten Beamten noch im Krankenhaus und auf der Billstedter Wache. "Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ich mich persönlich um Kollegen kümmere, denen so etwas im Dienst passiert."