Die Hamburger Polizei will zudem mit mehr Streifenfahrten und Belohnungen Brandanschläge auf teure Autos verhindern.

Hamburg. Ein wenig erinnert das Ganze an die Geschichte vom Hase und vom Igel. Die Brandanschläge auf teure Fahrzeuge in Hamburg in den vergangenen Wochen stellen die Polizei der Hansestadt vor eine großes Problem und lassen die Sicherheitsbehörde bislang eher dumm dastehen. Die Täter sind längst über alle Berge, wenn die Polizei am Tatort eintrifft. Erst in der Nach zum Mittwoch verübten bislang unbekannte Täter Brandanschläge auf zwei Personenfahrzeuge. Die Motive für die Brandanschläge seien allerdings extrem unterschiedlich, sagte der Sprecher der Polizei, Ralf Meyer. „Es ist eine bunte Mischung.“ Gerade das aber macht es den Ermittlern schwer, den Tätern auf die Spur zu kommen.

Neun Verdächtige haben die Beamten in diesem Jahr gefasst. Dabei standen in der Hansestadt bisher bei 94 Brandstiftungen 117 Fahrzeuge in Flammen. Damit liegt die Zahl zwar eigentlich im Trend: Seit 2004 gab es jedes Jahr im Schnitt 104,6 Taten mit 120 brennenden Autos. Doch in diesem Jahr wurden allein seit Anfang Juli bei 43 Brandstiftungen 53 Fahrzeuge in Brand gesetzt, wie Meyer berichtete. „Da muss man etwas tun.“ Schließlich sei Brandstiftung an Fahrzeugen ein Verbrechen, betont Meyer – „mit einer Strafandrohung von einem Jahr bis zu zehn Jahren“.

Mit mehr Streifenfahrten wollen die Ermittler nun versuchen, die Anschlagsserie zu bekämpfen. Rund 15 Streifenwagen der Landesbereitschaftspolizei sollen zusätzlich unterwegs sein, zur Vorbeugung und zur Fahndung. „Ziel ist es, die Präsenz zu verstärken und das Risiko für die Täter zu erhöhen.“ Außerdem will die Polizei mit den Versicherungen reden, damit es mehr Belohnungen für Hinweise auf Verdächtige gibt. „Wir können nicht die ganze Stadt zustellen mit Polizei“, erklärte Meyer. Ein „wachsamer Nachbar“ könne daher wichtige Unterstützung leisten: „Wenn der 110-Anruf kommt, dann hilft uns das.“ Die Ermittler wollen zudem gezielt Täter ansprechen, die bereits wegen Brandstiftung aufgefallen sind.

Der Hubschrauber mit Wärmebildkamera dagegen, der bei der Aufklärung der Brandanschläge helfen sollte, wird künftig nur noch in Einzelfällen eingesetzt. „Der wird nicht permanent fliegen, das ist ganz klar.“ Obwohl der Hubschrauber ein „wertvolles Mittel“ bei der Fahndung sei, wie Meyer betonte. „Er kann durch alles durchgucken, er sieht nur Wärme.“ Doch es gab zu viele Beschwerden wegen des Lärms, und auch die Kosten spielten bei der Entscheidung eine Rolle.

Mehr als 710 000 Pkw sind in Hamburg zugelassen, es gibt rund 4000 Straßenkilometer. „Es gibt theoretisch sehr viele Tatgelegenheiten“, sagte der Polizeisprecher. „Eine Kontrolle mit Personal wäre ineffektiv, schlichtweg nicht möglich.“ Schwierig macht die Ermittlungen, dass die Täter weder an besonderen Orten aktiv sind („Es gibt keine dauerhaften Brennpunkte“) noch sich auf bestimmte Fahrzeugmarken oder besonders hochwertige Autos konzentrieren. Mal brennt ein Porsche, mal aber auch ein Opel Corsa. „Das ist querbeet.“ Die Unbekannten zündeln vor allem an Wochenendnächten, in der Regel zwischen 0.00 und 06.00 Uhr. Das Tatmittel – also der Brandbeschleuniger – war in den meisten Fällen zunächst unklar.

In Berlin standen in diesem Jahr mehr als 200 Fahrzeuge in Flammen, deutlich mehr als in Hamburg. „In Deutschland gibt es aber sonst auch keine Stadt, in der sowas in der Größenordnung passiert.“ In Frankreich brannten laut Meyer im vergangenen Jahr 46 800 Fahrzeuge, in England und Wales sogar 90 000. Eine bundesweite Statistik über Brandstiftungen an Autos gibt es nicht. Das Bundeskriminalamt erfasst aber politisch motivierte Brandstiftungen, in diesem Jahr bisher 125. 17 davon waren in Hamburg. Ein Bekennerschreiben gehe aber „in den wenigsten Fällen“ ein, berichtete Meyer: „Das hat Seltenheitscharakter.“ Die Brandanschläge hätten bisher vor allem hohe Sachschäden verursacht, sagte der Polizeisprecher. „Aber ein brennendes Auto ist eine Gefahrenquelle.“