Um die Wirtschaft zu fördern soll die Fahrrinne der Elbe laut dem Verkehrsministerium durchgehend mindestens 1,60 Meter tief werden.
Hamburg/Prag. Zur Förderung der Wirtschaft soll die Elbe bis zur tschechischen Grenze eine Fahrrinne von 1,60 Meter Tiefe erhalten und so an 345 Tagen im Jahr befahrbar sein. Das versprach der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, bei einer Konferenz der Elbanlieger-Handelskammern in Prag.
Die Kammerunion Elbe/Oder hatte zuvor von der deutschen Regierung „eine stabile Fahrrinne der mittleren und der Oberelbe bis zur tschechischen Grenze von mindestens 1,60 Meter an 345 Tagen im Jahr“ verlangt. Hintergrund für die Forderung ist das zunehmende Frachtaufkommen zwischen dem Hamburger Hafen und Tschechien, das allein auf Straße und Schiene nicht mehr zu bewältigen ist. Zurzeit fahren 71 Containerzüge pro Woche zwischen Hamburg und Tschechien. Umweltschützer wehren sich gegen zunehmenden Schiffsverkehr auf der Elbe, weil sie die Zerstörung der naturnahen Uferlandschaft fürchten. Die Befürworter versicherten aber, sie würden ökologische Belange berücksichtigen und die Anlieger in alle anstehenden Etnscheidungen einbinden. Sie verwiesen überdies darauf, dass das Binnenschiff deutlich weniger Schadstoffe pro Tonnenkilometer ausstößt als Lastwagen oder Züge.
Ferlemann stellte darüber hinaus in Aussicht, die Bundesregierung werde die Klassifizierung der Elbe südlich von Lauenburg als „Nebenwasserstraße“ überdenken. Diese Klassifizierung habe aber keine besondere Bedeutung, da ohnehin keine nennenswerten Neuinvestititionen geplant seien. Das Verkehrsministerium hatte die deutschen Wasserstraßen im April aus Anlass der Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung nach ihrem derzeitigen Verkehrsaufkommen eingeteilt und war damit auch im Inland bei den Elbanlieger-Bundesländern auf Unverständnnis gestoßen.
Verdreifachung des Schifffrachtaufkommens geplant
Tschechien ist nach der Bundesrepublik das Land mit dem höchsten Anteil an sogenannten Hinterlandverkehren aus dem Hamburger Hafen. Davon werden zurzeit etwa 1,7 Prozent auf der Elbe abgewickelt; es sollen in den nächsten Jahren etwa fünf Prozent oder eine Million Tonnen werden. Da alle Prognosen ein weiteres Wachstum des Frachtaufkommens in beide Richtungen voraussagen und auf Schiene und Straße keine Erweiterungsmöglichkeiten gesehen werden, fordert die tschechische Wirtschaft von den Regierungen beider Staaten eine verlässliche Ausgestaltung der Elbe als Binnenwasserstraße. Der Präsident der Kammerunion Elbe-Oder, Jiri Aster, sagte, wenn die Elbe nicht zur Verfügung stehe, könnte das rund fünf Prozent Einbußen beim Bruttosozialprodukt Tschechiens bedeuten.
Das südliche Nachbarland hat seinerseits erhebliche Probleme mit dem Elbausbau. Die Wirtschaft fordert eine neue Staustufe bei Decin (Tetschen) wenige Kilometer südlich der Grenze zur Bundesrepublik, stößt damit aber auf heftigen Widerstand bei Umweltschützern. Der tschechische Senator Petr Pakosta erinnerte die Umweltschützer deshalb auf dem Kongress daran, dass „an den Ufern der Elbe nicht nur Käfer und Schmetterlinge, sondern auch Menschen wohnen“.