Der frühere U-Bahnfahrer Dennis Ross (37) aus Eilbek möchte in Hamburg künftig die Stationen ansagen. Das tut bislang aber noch Marilyn Monroe.
Hamburg. Seinen Namen kennen nur wenige, doch seine Stimme hat fast jeder Hamburger schon einmal gehört. Dennis Ross aus Eilbek spricht die Alkoholverbotsansage, die seit einigen Wochen in den U-Bahnstationen regelmäßig zu hören ist. Bei der Hochbahn ist er der Mann fürs Unangenehme: Baustellen, gesperrte Strecken, Umleitungen – das sind seine Ansagen.
Dagegen die U-Bahnhaltestellen kündigt in den Hamburger Zügen Marilyn Monroe an, genauer gesagt ihre deutsche Synchronstimme. Dabei kommt Ingrid Metz-Neun gar nicht aus Hamburg, sondern aus Offenbach im Rhein-Main-Gebiet. Wie man die Haltestellen "Kiekut" und "Barmbek" ausspricht, mussten ihr die Hochbahn-Mitarbeiter erst erklären.
Dennis Ross kennt alle Haltestellen auswendig. Er hat eineinhalb Jahre lang als U-Bahnfahrer gearbeitet, bevor er ins Marketing der Hochbahn wechselte. Und jetzt würde er gerne Marilyn Monroe beerben. Der Bau der U4 könnte seine Chance sein. Ingrid Metz-Neun ist mittlerweile 66 Jahre alt. Niemand weiß, wie lange sie noch als Sprecherin arbeiten wird. Und U-Bahnansagen müssen oft aktualisiert werden.
"Ich würde gerne alle Ansagen sprechen", sagt Ross. "Aber man weiß natürlich nicht, ob überhaupt eine männliche Stimme gesucht wird." Zum Sprecher ist der 37-Jährige durch Zufall geworden. Vor der WM 2006 suchte die Hochbahn jemanden, der die Haltestellen auf Englisch ansagen kann. Und Ross spricht die Sprache perfekt, da sein Vater Brite ist. In der Werkstatt der Hochbahn-Funktechniker in Barmbek wurde eine erste Probeaufnahme gemacht. Seitdem ist Ross dort Stammgast. Seine Kollegen nennen ihn mittlerweile „the voice“ (engl. die Stimme).
Bis eine Aufnahme sitzt, braucht Ross oft mehrere Stunden. "Es ist gar nicht so enfach, alles laut und klar und in der richtigen Geschwindigkeit zu sprechen", sagt er. Am schwierigsten sei der Wechsel zwischen einem englischen Ansagetext und den Hamburger Haltestellennamen. "Da verhaspel ich mich oft", so Ross. Eine Ausbildung zum Sprecher hat er nicht.
Als er die Ansage für das Alkoholverbot sprechen sollte, habe er erst gezögert, berichtet Ross: "Ich wollte nicht der böse Typ sein." Da es in der U-Bahn zu der Stimme aber kein Gesicht und keinen Namen gebe, habe er eingewilligt. "Bislang hat es mir auch keiner übel genommen", sagt Ross. Nur ein paar böse Kommentare von Freunden habe er sich anhören müssen.
Ob beim Bäcker oder im Supermarkt, auf seine Stimme wird Ross häufig angesprochen. "Oft meinen fremde Menschen, dass wir uns doch von irgendwoher kennen würden", sagt er.
Sein sieben Jahre alter Sohn sei ganz stolz darauf, dass sein Papa in der U-Bahn zu hören ist, erzählt Ross. Er selbst höre sich gar nicht mehr, wenn er mit der U-Bahn fahre.