Der 49-Jahre alte Angeklagte gab an, unter Waffengewalt zu dem Überafll auf das Hamburger Containerschiff gezungen worden zu sein.
Hamburg. Im Hamburger Piraten-Prozess hat ein 49 Jahre alter Angeklagter am Montag ausgesagt, er sei zum Überfall auf den Hamburger Frachter „Taipan“ im April vergangenen Jahres gezwungen worden. „Ich bin gegen meinen Willen und mit Waffengewalt dazu gebracht worden“, sagte der Somalier. Fünf Männer hätten ihn in einem Boot auf hoher See „niedergeknüppelt“ und entführt. Er habe gesagt, dass er nicht mitmachen wolle. „Dann erschießen wir dich sofort“, hätten die Angreifer entgegnet.
Rund eine Woche zuvor war der 49-Jährige zum ersten Mal von der niederländischen Marine aufgegriffen worden. Ein Soldat sagte im Februar im Piraten-Prozess aus, dass der 49-Jährige in einem kleinen Boot zusammen mit weiteren Männern vor der Küste Somalias trieb – die Besatzung hielt die Männer für Piraten und setzte sie an Bord der Fregatte „Tromp“ zunächst fest. Der Angeklagte sagte am Montag jedoch, er sei mit seinen Begleitern lediglich zum Fischen rausgefahren. Sie wollten Haie erbeuten, da sei ihr Motor ausgefallen. Die Marinesoldaten mussten die Männer aus Mangel an Beweisen schließlich wieder gehen lassen.
+++ Angeklagte gestehen Überfall auf Containerschiff "Taipan" +++
Als die Somalier in ihrem Boot wieder auf dem Rückweg in ihre Heimat waren, soll es nach Schilderungen des Angeklagten zu dem Überfall der fünf Männer gekommen sein. Die Angreifer sollen ihn dann auch gezwungen haben, eines der Boote zu steuern, mit denen die Piraten am 5. April 2010 zur „Taipan“ übersetzten. Aus Angst sei er mit den anderen Angreifern an Bord des Frachters gegangen, erklärte der Angeklagte im Gericht. Geschossen habe er nicht, sondern sich dort nur auf einen Stuhl gesetzt.
Auch will er zunächst keine Schüsse gehört und auch niemanden gesehen haben, der schoss – obwohl die niederländische Marine neben Pistolen und Sturmgewehren sogar Panzerfäuste sicherstellte. „Es ist schwer vorstellbar, dass Sie das nicht mitbekommen haben“, entfuhr es schließlich auch dem Vorsitzenden Richter am Montag. Am 4. Oktober soll der Angeklagte weiter befragt werden.
Seit November 2010 müssen sich zehn mutmaßliche somalische Piraten wegen Gefährdung des Seeverkehrs und erpresserischen Menschenraubs vor dem Landgericht der Hansestadt verantworten. Der 49-Jährige ist einer von sechs Angeklagten, die bislang ausgesagt haben. Alle gaben an, aus finanziellem Druck oder aus Angst um ihr eigenes Leben oder das ihrer Angehörigen gehandelt zu haben.