“Gegen Schwarzfahren“ nimmt es bei Facebook gegen die umstrittene Warnseite “Schwarzfahren Hamburg“ auf - die aber schon 6000 Freunde zählt.
Hamburg. Punkt 13.58 Uhr am Dienstagmittag stand es 242 zu 6199: Zwar befinden sich die Freunde der Facebook-Seite "Gegen Schwarzfahren" gegenüber der virtuellen Vereinigung "Schwarzfahren Hamburg" noch deutlich im Hintertreffen. Doch kurz nach Gründung der Initiative gegen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ohne Fahrschein zeichnet sich ab, dass auch die neue Seite in nächster Zeit regen Zulauf erhalten wird.
Diesen hatte die Facebook-Seite "Schwarzfahren Hamburg" zuletzt zuhauf. Nach Gründung der Initiative im Dezember 2010 ist die Anzahl der "Freunde" in den vergangenen Tagen sprunghaft auf mehr als 6000 angestiegen. Über die Seite warnen sich Internetnutzer über Pinnwand-Einträge vor Kontrollen in Verkehrsmitteln der im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) zusammengeschlossenen Unternehmen.
Die Einträge werden per internetfähigen Geräten direkt aus den Zügen oder Bussen gepostet und meist kurz und präzise gehalten. "St. Pauli bis Rauhes Haus zweimal kontrolliert, U2 Kontrolleure & U3 ab Berliner Tor wieder welche, Vorsicht!!", teilt etwa ein Facebook-Mitglied mit.
Beim HVV sieht man entsprechende Meldungen relativ gelassen. "So viel Einfluss hat diese Seite nicht", sagt HVV-Sprecherin Gisela Becker. Bereits früher hätten Radiosender versucht, Warnungen an Schwarzfahrer herauszugeben - mit mäßigem Erfolg. Problematisch werde es im Facebook-Fall allenfalls, wenn Kontrolleure detailliert beschrieben und dabei teilweise diffamiert würden. "Das geht manchmal an die Grenze zur Beleidigung", sagt Becker. Auf entsprechende Einträge würden die einzelnen der mehr als 30-HVV-Unternehmen achten und gegebenenfalls reagieren.
Gegen die Facebook-Seite selbst wolle der HVV allerdings nicht vorgehen. "Machen wollen wir nichts", sagt Becker. Auch die Anzahl der täglich mehreren hundert Kontrolleure solle nicht aufgestockt werden. "Die Kontrollen sind nach wie vor effektiv", versichert Becker. Gleichwohl entstünde dem HVV durch Schwarzfahren ein jährlicher Schaden von geschätzt 20 Millionen Euro.
Dafür formiert sich nun also Widerstand innerhalb des sozialen Netzwerks. Auf der Seite "Gegen Schwarzfahren" werben Facebook-Nutzer für das reguläre Lösen von Fahrkarten. Dies ist innerhalb des HVV übrigens bis auf wenige Ausnahmen vor Fahrtantritt erforderlich. Eine Chance, auf die Kontroll-Warnung noch während der Fahrt in Bus oder Bahn mit einem Ticketkauf zu reagieren, bleibt den Schwarzfahrern damit in der Regel nicht.
Der HVV bemüht sich derweil, dem mutmaßlichen Dienst am Schwarzfahrer dennoch etwas Positives abzugewinnen. "Wenn sich die Nutzer dadurch eine Karte kaufen, können wir uns sogar freuen", sagt Sprecherin Becker.