Einer Umfrage nach votieren besonders viele SPD-Wähler für den Rückkauf. Das Vertrauen in die Energiekonzerne schwindet.
Hamburg. Die Mehrheit der Hamburger wünscht sich die Energienetze wieder in städtischer Regie. Nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Psephos im Auftrag des Umweltverbandes BUND und des Klima-Fonds unterstützen 65 Prozent der Hamburger die Forderung der Volksinitiative "Unser Hamburg - Unser Netz", die für eine Rekommunalisierung der Versorgungsnetze eintritt. Die Hälfte ist zudem für eine vollständige Übernahme durch die Stadt. Für die repräsentative Erhebung waren vom 5. bis zum 10. Februar 1003 Wahlberechtigte am Telefon interviewt worden. Zwei Drittel erwarten, dass der Rückkauf zu einer verbraucherfreundlichen Preispolitik führt. Als Grund nannten 42 Prozent, dass sie kein Vertrauen mehr in die Energiekonzerne hätten.
Mit 75 Prozent befürworten besonders viele SPD-Wähler die Rekommunalisierung. Höher war nur der Anteil der Linken-Anhänger mit 87 Prozent. GAL-Wähler votierten dagegen nur zu 71 Prozent dafür. "Die Ergebnisse sollten Olaf Scholz zum Nachdenken bringen", sagte BUND-Landeschef Manfred Braasch, der auch einer der Vertrauensleute der Volksinitiative ist. Die SPD strebt derzeit eine Minderheitsbeteiligung von 25,1 Prozent an. "Offenbar sehen das vor allem die SPD-Wähler anders." Laut Umfrage sprechen sich sogar 57 Prozent für eine vollständige Übernahme aus.
Ziel der Volksinitiative Unser Hamburg - Unsere Netze, die von 26 Organisationen unterstützt wird, ist der Rückkauf der Netze. Nach der Wahl streben die Initiatoren Verhandlungen mit der neuen Regierung an. Sollte es zu keiner befriedigenden Lösung kommen, werde man im Juni ein Volksbegehren starten, hieß es gestern.