Torkild Hinrichsen will gegen die vom Senat angekündigte Schließung des Altonaer Museums bundesweiten Widerstand organisieren.
Hamburg. Die Leitung des Altonaer Museums hat massiven Widerstand gegen die vom Hamburger Senat angekündigte Schließung des Hauses angekündigt. Die Schließung eines Museums in dieser Größenordnung sei bundesweit ein absolutes Novum und könne auf keinen Fall akzeptiert werden, sagte Direktor Torkild Hinrichsen am Donnerstag in Hamburg. Altona würde durch die Auflösung der Einrichtung die geistige Mitte genommen. Die vom Senat erwartete Einsparung von 3,5 Millionen Euro sei gar nicht möglich, da bestehende Verträge nicht einfach kündbar seien. Zudem seien die Einnahmen des Museums in der Rechnung nicht berücksichtigt worden.
Die Schließung habe bundesweite und internationale Signalwirkung, sagte Hinrichsen. „Wenn eine Kulturmetropole wie Hamburg einfach so ein Museum schließen kann, dann wird es auch nicht lange dauern, bis die schon jetzt unter enormen Druck stehenden Museen in kleineren Städten fallen werden“, sagte er. Die Leitung plane deshalb für die Rettungskampagne nicht nur örtlichen, sondern auch bundesweiten Widerstand zu organisieren.
Der Deutsche Museumsbund hat bereits mit Kritik auf die angekündigte Schließung reagiert. Die Nachricht erfülle ihn mit großer Sorge und mache ihn sehr traurig, sagte der Präsident des Deutschen Museumsbunds, Volker Rodekamp, dem Rundfunksender Deutschlandradio Kultur am Donnerstag in München. Es handele sich um ein Haus, das zu den großen kulturhistorischen Museen in Deutschland gehöre. Der Bestand des Museums müsse weiter gepflegt, dem Personal könne nicht von heute auf morgen gekündigt werden. Er sehe deshalb gar nicht die Möglichkeit, große Summen einzusparen, sagte Rodekamp, der auch Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig ist.
Der Schaden, der durch ein Auflösen des Museums angerichtet würde, wäre irreversibel, sagte die Vorstandsvorsitzende der Stiftung Historische Museen Hamburg, Lisa Kosok. Allerdings rechne sie nicht damit, dass es tatsächlich zu der befürchteten Schließung kommen werde. Es werde derzeit juristisch geprüft, ob die Pläne des Senats überhaupt rechtens seien. Das Bestehen des Museums sei ihren Wissens nach gesetzlich abgesichert. Zudem erwarte sie massiven Protest aus der Bevölkerung. Auch einen Volksentscheid schließe sie nicht aus.
Das Altonaer Museum habe eine lange Tradition und viele treue Besucher, sagte der aus dem Wahlkreis Altona direkt in den Bundestag gewählte Abgeordnete Olaf Scholz (SPD). „Das kulturelle Erbe Altonas darf jetzt nicht einer Luftbuchung zum Opfer fallen“, sagte der Politiker. Vor noch nicht mal einem Jahr sei der Neubau des Eingangsbereiches mit drei Millionen Euro von der Stadt finanziert worden und nun sollten 3,4 Millionen durch die Schließung gespart werden. „Es ist sehr zu bezweifeln, dass da kurz- und mittelfristig ein Spareffekt eintritt“, sagte er.
Der schwarz-grüne Hamburger Senat hatte am Mittwoch nach dreitägigen Verhandlungen das größte Sparpaket in der Geschichte der Hansestadt beschlossen . In den kommenden Jahren soll jährlich rund eine halbe Milliarde Euro eingespart werden, rund 120 Millionen sollen 2011 allein in der Kulturbehörde wegfallen.
Auch andere Hamburger Kulturschaffende kritisierten das Sparpaket. Die Kürzung des Etats für Privattheater um rund eine halbe Million Euro gefährde den Bestand dieser Theater, sagte der Intendant des Ohnsorg Theaters, Christian Seeler.
Sie sei zwar erleichtert, dass die Hamburgische Staatsoper nicht direkt betroffen sei, bedauere aber, dass andere wichtige kulturelle Institutionen sehr leiden müssten, sagte die Hamburgische Generalmusikdirektorin und Intendantin der Staatsoper Hamburg, Simone Young. „Ich erneuere meinen Appell, dass das kulturelle Leben Hamburgs weiterhin gestärkt und unterstützt werden muss“, sagte sie.