Bürgermeister Ahlhaus überlegt, einen Intendanten für mehrere Theater einzusetzen. Dafür hagelt es Kritik vom Leiter der Berliner Staatsoper.
Hamburg. Nach dem Rücktritt von Schauspielhaus-Intendant Friedrich Schirmer sollen in Hamburg eventuell mehrere Häuser von einem Theaterchef geleitet werden . „Möglicherweise gibt es eine Lösung, die selbst einen Sparbeitrag darstellt, indem man vielleicht gemeinsam Dinge erledigt, die bisher von mehreren erledigt worden sind“, sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) am Donnerstag in einem Interview mit NDR Info. „Das heißt, dass wir uns anschauen, ob möglicherweise ein Intendant für mehrere Häuser zuständig sein kann.“
In den vergangenen Jahrzehnten war in der Hansestadt immer wieder die Idee von einer Generalintendanz vom Thalia-Theater und dem Deutschem Schauspielhaus aufgekommen. Diese war allerdings von Theaterleuten heftig kritisiert worden und hatte sich nie durchsetzen können. Hamburgs neuer Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) wollte sich nicht festlegen. „Lediglich dieses steht für mich fest: Ich will weiterhin zwei Häuser, mit zwei Profilen und zwei Ensembles.“ Der Intendant der Berliner Staatsoper, Jürgen Flimm, bezeichnete die Idee von Ahlhaus als „völligen Blödsinn“. Niemand käme auf die Idee, dem HSV und dem FC St. Pauli denselben Präsidenten zu verpassen. Merkwürdigerweise gehe bei der Kultur immer alles, sagte der frühere Intendant des Thalia-Theaters auf NDR Kultur. Eine Zusammenlegung brächte keine nennenswerten Einsparungen, sondern sei „eine völlig unüberlegte Geschichte, die von keinerlei Sachkenntnis getrübt ist“.
Ahlhaus: „Möglicherweise ein Intendant für mehrere Theater"
Schirmer hatte am Dienstag, angeblich im Streit um die Finanzen, überraschend das Handtuch geworfen . Daraufhin übernahm der kaufmännische Geschäftsführer des Hauses, Jack Kurfess, interimsweise die Leitung von Deutschlands größter Sprechbühne. Der unerwartete Abgang des 59-Jährigen hatte in der Theaterszene für Unverständnis und Kritik gesorgt. Schirmer hatte seinen Schritt mit einer „massiven Unterfinanzierung“ begründet. Auch Regierungschef Ahlhaus zeigte wenig Verständnis. „Das Theater hängt nicht in der Luft, sondern es hat einen gesicherten Haushalt von knapp 18 Millionen Euro im Jahr. Ich bin schon der Meinung, dass man mit knapp 18 Millionen Euro ein Schauspielhaus in Hamburg führen können muss“, sagte er. Er gehe davon aus, dass es trotz der Sparzwänge – der Senat muss 500 Millionen Euro pro Jahr einsparen – bei diesem Etat für das Schauspielhaus bleiben werde.
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