Zum letzten WM-Spiel der Deutschen ging es auf dem Heiligengeistfeld entspannt zu. Auch in den anderen deutschen Fanparks war jede Menge Platz.

Hamburg. Der letzte Auftritt der deutschen Fußballer bei der WM in Südafrika hat am Sonnabend bei drückender Hitze in Hamburg nur wenige Fans auf das Heiligengeistfeld gelockt. Der riesige Platz im Stadtteil St. Pauli füllte sich nur langsam. Etwa 5000 Anhänger wollten die Partie um WM-Platz drei zwischen Uruguay und Deutschland schließlich gemeinsam sehen. „Wir hätten eigentlich morgen hier sein sollen“, sagte einer der Moderatoren auf der Bühne und erntete dafür viel Beifall vom Publikum. Am Sonntag findet in Johannesburg das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft statt, mit den Niederlanden und Spanien.

Doch auch die wenigen Besucher machten bei der Ankündigung der Aufstellung mächtig Lärm und riefen die Namen der DFB-Stars lauthals mit. So mancher Anhänger nutzte die letzte Gelegenheit, ein WM-Spiel der deutschen Kicker beim Fanfest zu erleben. So wie Harald, der gemeinsam mit Sohn Konrad (19) und Freundin Walburga (48) zum Public Viewing kam. „Ich erwarte nochmal ein schönes Spiel und einen klaren Sieg für Deutschland“, sagte der 49-Jährige. Sein Tipp: „4:2“. Wegen der „tollen Stimmung“ und mit der Hoffnung auf ein offensives Spiel kam auch der 25 Jahre alte Timo mit seinen Freunden zum Public Viewing. Für ihn war es nach dem WM-Halbfinale der zweite Besuch.

Neben vielen Hamburgern blieben auch die Promis dem Spektakel diesmal fern. Beim Spiel gegen Spanien hatte unter anderem der Gewinner der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“, Mehrzad Marashi, auf der Tribüne die Daumen gedrückt.

+++ DRK-Einsatz auf dem Fanfest +++

Bei der Eröffnung des Fanparks um 17 Uhr hatten die Veranstalter noch mit einem zumindest halb vollen Platz gerechnet. „Die Fans stehen in der prallen Sonne. Dennoch erwarten wir, das noch einige kommen“, hatte Sprecherin Daniela Scherbring gesagt. Sie hatte bis zu 40.000 Besucher erhofft. Bei Temperaturen über 30 Grad hatten viele Hanseaten offenbar andere Pläne. Für die Fans vor Ort gab es zur Erfrischung kostenloses Trinkwasser.

Maximal rund 70.000 Besucher können auf dem Heiligengeistfeld gemeinsam die WM-Spiele verfolgen. Diese Marke wurde bei den deutschen Vorrundenspielen gegen Serbien und Ghana sowie im Halbfinale gegen Spanien erreicht. Wegen Überfüllung geschlossen werden, musste der Platz bei dieser WM aber nicht. Insgesamt erwies sich das Hamburger Fanfest bei den Spielen mit deutscher Beteiligung zu einem Publikumsmagneten. Knapp 400.000 Fans sahen die sieben Spiele auf dem Heiligengeistfeld.

Auf der größten deutschen Fanmeile in Berlin war das Interesse im Vergleich zu früheren Spielen der Nationalmannschaft eher mäßig, wie Ordner berichteten. Zum Spielbeginn waren nur einige zehntausend Menschen auf die Straße des 17. Juni gekommen – trotz der Vorhersage von Orakel-Krake Paul auf deutsches Bronze. Unterdessen kritisierte Franz Beckenbauer den Verzicht der Nationalmannschaft auf eine gemeinsame Abschlussparty mit den Fans in Berlin.

Auch im Westen der Republik kamen die Menschen nur zögerlich. So waren rund eineinhalb Stunden vor Spielbeginn erst 3000 Menschen in der Kölner Lanxess Arena – die rund 18.000 Zuschauern Platz bietet. „Ob es am Wetter liegt? Es sind jedenfalls erstaunlich wenig im Vergleich zu den Spielen davor“, sagte Arena-Sprecher Karsten Meier. Weil es die Fans vor allem in die klimatisierte Halle zog, schlossen die Veranstalter den Außenbereich, der bei den vergangenen Spielen bis zu 15.000 Fußballbegeisterte aufgenommen hatte.

Ähnlich die Lage in Dortmund: Auf dem Friedensplatz mit einer Kapazität von bis zu 15.000 hatten sich erst 500 Fans versammelt. in anderen Städten war die Beteiligung ziemlich gering – etwa in Dortmund. Die große Hitze in Deutschland mit Temperaturen um die 35 Grad, die auch am Abend noch über dem Land lag, ließ doch viele eine andere Wahl für die Freizeit treffen.

Unter den Händlern auf der Berliner Fanmeile wächst unterdessen die Unzufriedenheit mit der organisierten Party-Zone auf der Straße des 17. Juni. Die Geschäfte seien nicht gut, sondern „mehr schlecht als recht“ gelaufen, sagte eine Sprecherin der Veranstalter der „Berliner Zeitung“ (Sonnabend). Zwar kamen nach Angaben der FIFA knapp 1,5 Millionen Menschen zu den Live-Übertragungen der WM-Spiele. Vor vier Jahren, bei der Weltmeisterschaft in Deutschland, waren es aber neun Millionen, sechsmal so viel Besucher wie in diesem Sommer.

Allerdings begann die Fanmeile 2006 direkt am Brandenburger Tor, war deutlich länger und hatte an viel mehr Tagen geöffnet. Dieses Mal steht die Hauptbühne an der Siegessäule. Trotzdem hoffen die Veranstalter für das Endspiel am Sonntag zwischen Niederlande und Spanien (20.30 Uhr) noch einmal auf Hunderttausende Besucher.

In einem Beitrag für die „Bild“-Zeitung (Sonnabend) schrieb Beckenbauer: „Ich halte die Entscheidung für falsch.“ Er bedauere, dass sich die Mannschaft nicht in Deutschland bei ihren Fans bedankt. Ein für kommenden Montag oder Dienstag nach der Rückkehr von der WM geplantes Dankesfest auf der Straße des 17. Juni wie nach der WM 2006 im eigenen Land hatte das Team am vergangenen Donnerstag abgesagt. Kapitän Philipp Lahm hatte es als „unpassend“ bezeichnet, sich zwei Tage nach dem Spiel um Platz drei gegen Uruguay feiern zu lassen.