Rund 65.000 Hamburger feierten auf dem Heiligengeistfeld den 4:1-Sieg. Autokorsi rollten nach dem Abpfiff durch die Stadt.

Hamburg. Ganz Hamburg lag im Freudentaumel: Schon Minuten vor dem Abpfiff des WM-Achtelfinal-Spiels Deutschland gegen England haben rund 65.000 Besucher auf Norddeutschlands größtem Fanfest den Einzug der deutschen Elf ins Viertelfinale gefeiert. Bei hochsommerlichen Temperaturen und in der prallen Sonne drängten sich die Zuschauer am Sonntagnachmittag vor der 70 Quadratmeter großen Leinwand. Kollektives Jubeln und Zittern – Hamburg fieberte mit. Nach dem 4:1-Treffer im WM-Klassiker gegen England 20 Minuten vor dem offiziellen Spielende stand aber für die meisten bereits fest: Den Sieg hat sich das deutsche Team geholt.

+++ HISTORISCHES 4:1! DEUTSCHLAND DEMÜTIGT ENGLAND +++

Als dann endlich der Schlusspfiff den deutschen Triumph besiegelte, begann auch auf den Straßen die große Party. Autos fuhren hupend durch die Hansestadt, viele Besucher des Fanfests zogen gleich weiter zum Nachfeiern in den Kneipen rund um die Reeperbahn und im Schanzenviertel. Hier und da tröteten vereinzelt Vuvuzelas – auf der Fanmeile sind sie verboten. Zwar waren beim letzten Vorrundenspiel der Deutschen 70.000 in den Fanpark geströmt, doch möglicherweise schreckte diesmal das lange Stehen in der Sonne einige ab.

Grenzenlose Freude herrschte dort schon beim 1:0 in der 20. Minute. Begeistert feierten die Fans Miroslav Kloses zweiten Turniertreffer – der Ton aus den Lautsprechern ging für Sekunden im Jubel der Hamburger unter. Zwölf Minuten später ein ähnliches Bild - auf dem Rasen wie auf dem Heiligengeistfeld: Lukas Podolski traf zum 2:0, die Fans lagen sich in den Armen und warfen Konfetti durch die Luft. So wie sich das Team von Bundestrainer Jogi Löw in einen Rausch spielte, so stieg auch die Stimmung in der Hamburger Fankurve.

Doch dann die große Ernüchterung: Tor für England in der 37. Minute. Nur zwei Minuten später der nächste Schock: Das Team von der Insel traf erneut, doch das Schiedsrichterteam aus Uruguay sah den Ball nicht hinter der Linie. Im Gegensatz zum legendären Wembley-Tor von 1966 war der Ball eindeutig drin – der Ausgleich aber blieb den „Three Lions“ verwehrt. Die deutschen Fußballanhänger atmeten auf, doch das große Zittern begann. Erst als Thomas Müller in der 67. Minute das 3:1 schaffte und drei Minuten später zum 4:1 erhöhte, war die Erleichterung der verschwitzten Fans in Hamburg zu spüren.

Jogi Löw auf der Trainerbank im Free State-Stadion von Bloemfontein – zehntausende „Bundestrainer“ auf dem Platz am Hamburger Kiez: Sie jubelten oder rauften sich die Haare, sie klatschten oder schüttelten den Kopf, sie feuerten an oder buhten - jede nur halbwegs torgefährliche Aktion für oder gegen Deutschland wurde von den Fans entsprechend kommentiert. Lautstarke Empörung als der Ton der TV-Übertragung für eine Sekunde ausfiel. Ein schwarz-rot-goldenes Meer, wohin man schaute – ob Hüte, Flaggen, Blütenkränze oder Tattoos.

Schon vier Stunden vor dem Anpfiff – als die Fanmeile ihre Tore öffnete – hatten sich die ersten Besucher ihre Plätze gesichert. Mit Fußball-Songs kurbelten Moderatoren und Musiker die Stimmung an, warnten aber schon vor dem Spielbeginn: „Wir haben ganz viele Kreislaufzusammenbrüche. Also trinkt ordentlich – und zwar Wasser!“ Immer wieder kündigten sie den ungeduldigen und schwitzenden Fans an, wie viele Minuten es noch bis zum entscheidenden Spiel dauerte. Hits wie „54, 74, 90, 2010“ der Sportfreunde Stiller oder Shakiras „Waka Waka“ wurden lauthals mitgesungen. Die Band Peilomat präsentierte einen Song, den sie mit TV-Komiker Elton aufgenommen hat, live: „Weltmeister“. Davon träumten am Sonntag auch viele Hamburger.