In diesem Jahr könnte erstmals die Marke von 14 Millionen Passagieren erreicht werden. Potenzial für weitere Langstreckenflüge.
Hamburg. Im 100. Jahr seines Bestehens hat der Hamburger Flughafen einen Rekordgewinn erzielt: Das Ergebnis kletterte um 18 Prozent auf gut 49 Millionen Euro. Auch mit der Passagierzahl von 13,56 Millionen (plus 4,6 Prozent) erreichten die Fuhlsbütteler im Jubiläumsjahr eine neue Höchstmarke. Dabei stehen die Chancen gut, in diesem Jahr erstmals mehr als 14 Millionen Fluggäste begrüßen zu können: Für das erste Quartal meldete Flughafenchef Michael Eggenschwiler einen Zuwachs des Passagierverkehrs um 5,2 Prozent auf 2,97 Millionen. "Wir blicken mit Zuversicht in das Jahr 2012", sagte Eggenschwiler. Untermauert wird dies durch die Planungen der Fluggesellschaften. Die "Top Ten" der Airlines in Hamburg weiten das Sitzplatzangebot im Sommerflugplan um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus.
Für das gesamte Jahr rechnet der Flughafenchef mit einem Passagierplus von 3,7 Prozent. Allerdings gebe es Unwägbarkeiten. "Die hohen Kerosinpreise machen der Branche stark zu schaffen", sagte Eggenschwiler. Wie stark das Geschäft auf externe Ereignisse reagiert, zeigt sich in der regionalen Verteilung der Hamburger Fluggastzahlen des vorigen Jahres: Der Afrikaverkehr brach wegen der Unruhen in Tunesien und Ägypten um 20 Prozent ein. Zwar habe er sich inzwischen deutlich erholt, das frühere Niveau sei aber noch nicht wieder erreicht, hieß es dazu.
+++ Mehr als 13 Millionen Passagiere hoben in Hamburg ab +++
Auffallend ist auch, dass der innerdeutsche Verkehr stagnierte. Zurückgeführt wird dies auf die seit Anfang Januar 2011 geltende Luftverkehrsabgabe, die bei Flügen innerhalb Deutschlands zweimal anfällt - beim Hin- und beim Rückflug. "Diese Steuer hat uns in Hamburg schätzungsweise 200.000 Passagiere gekostet", sagte Eggenschwiler. Es handele sich um eine einseitige Belastung des Luftverkehrs in Deutschland. So reisten deutlich weniger Gäste aus Dänemark an: "Die Bundesregierung täte gut daran, die Abgabe wieder abzuschaffen."
+++ Airport Hamburg mit Passagierrekord - neue Flugziele +++
Der Europaverkehr hingegen legte um knapp neun Prozent zu. Hohe Zuwachsraten verzeichneten unter anderem die Ziele Wien, Amsterdam und Istanbul. In absoluten Zahlen war aber München mit gut 1,7 Millionen der gefragteste Zielort, gefolgt von Frankfurt (knapp 1,6 Millionen) und London (gut 730.000). Sehr zufrieden zeigte sich Eggenschwiler mit der Entwicklung auf den Langstrecken. So gab es auf der Dubai-Strecke, die von Emirates seit September zweimal täglich bedient wird, ein Plus von fast 16 Prozent auf knapp 260.000 Fluggäste.
Sehr stark gefragt ist nach Angaben des Flughafens auch die Verbindung nach New York, auf der United Airlines einmal täglich eine vergleichsweise kleine Boeing 757 einsetzt. "Hier ist Raum für mehr", sagte Eggenschwiler. So nutzten 45 Prozent aller Passagiere, die von Hamburg nach New York reisten, diesen Direktflug. Seit Beginn des Winterflugplans 2011/2012 fliegt China Eastern zweimal pro Woche von Hamburg mit einem Zwischenstopp in Frankfurt nach Shanghai, Hamburgs Partnerstadt. Auch dieses Angebot könnte ausgebaut werden. "Wir sind überzeugt, dass das Potenzial für einen Nonstopflug da ist", erklärte Eggenschwiler. Daneben gebe es eine Reihe von Zielen, die trotz recht hoher Nachfrage bisher nicht direkt von der Hansestadt aus angeflogen werden. Dazu gehörten Bangkok, Miami, Singapur, Hongkong und Los Angeles.
Erfreulich für die Anwohner war der kräftige Rückgang der Flüge zwischen 22 Uhr und 0 Uhr im vergangenen Jahr. Damit habe auch die Zahl der Fluglärmbeschwerden um 20 Prozent abgenommen, sagte der Flughafenchef. Das jüngste Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zum Nachtflugverbot in Frankfurt habe aber wohl keinen Einfluss auf Hamburg: "Ich gehe davon aus, dass wir eine Regelung haben, die dem Urteil entspricht. Insbesondere haben wir in Hamburg zwischen 0 Uhr und 6 Uhr keine Flüge - und es gibt keine Bestrebungen, das aufzuweichen."
Ohnehin werde der Luftverkehr immer effizienter: Die Airlines setzen größere Flugzeuge ein, die besser ausgelastet sind. So ist die Passagierzahl in Hamburg seit 1997 um 57 Prozent gestiegen, die Zahl der Flugbewegungen aber nur um knapp drei Prozent.
Während der Umsatz aus dem Einzelhandel und der Gastronomie im vergangenen Jahr sogar stärker zulegte als der Passagierverkehr, büßten die Bodenverkehrstöchter wegen des geringeren Bedarfs an Flugzeugenteisungen und wegen des härteren Wettbewerbs an Geschäft ein: Im Jahr 2010 hatte sich der spanische Bodenverkehrsdienste-Anbieter Acciona aus Hamburg zurückgezogen, war aber 2011 hier wieder aktiv geworden. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Mitarbeiterzahl, die um 1,5 Prozent auf 1615 Beschäftigte sank.
In diesem Zusammenhang warnte Eggenschwiler vor den Auswirkungen eines EU-Vorstoßes: Flughäfen sollen künftig ein drittes Abfertigungsunternehmen zulassen müssen. "Wir haben große Bedenken, dass die Turbo-Liberalisierung nur dazu führt, dass die betroffenen Mitarbeiter bei gleichbleibender Leistung mit weniger Geld nach Hause gehen", sagte Eggenschwiler.