Der Hamburger Flughafen ist mit über 13 Millionen Passagieren der fünftgrößte Flughafen in Deutschland. In dem Mikrokosmos arbeiten 1700 Menschen.
Gemessen an der Zahl seiner mehr als 13 Millionen Passagiere ist der Hamburger Flughafen der fünftgrößte in Deutschland. Leider macht dieser Mikrokosmos, in dem 1700 Menschen arbeiten, manchmal ganz schön Lärm. Doch er bemüht sich, ein guter Nachbar zu sein. Dazu gehört auch, dass er nicht mehr allein für Reisende interessant ist, sondern sich auch als attraktives Einkaufszentrum etabliert
Geschichte
Hamburgs Flughafen, der im vergangenen Jahr seinen 100. Geburtstag feierte, wurde am 10. Januar 1911 zunächst als Luftschiffhafen auf einer sumpfigen Wiese gegründet, die zu einem idyllischen Dorf namens Fuhlsbüttel, weit vor den Toren Hamburgs, gehörte. Als erste Fluggesellschaft weltweit nahm die Deutsche Luftreederei (DLR) von hier aus den planmäßigen Linienverkehr nach Berlin und Weimar auf. Damit ist Hamburg Airport der dienstälteste Flughafen der Bundesrepublik. Der Hin- und Rückflug Hamburg-Weimar kostete 700 Mark, ein Vielfaches eines damaligen durchschnittlichen Monatseinkommens.
1920 wurden 241 Passagiere gezählt, fünf Jahre später nutzten bereits 21 499 Passagiere das Flugzeug, dessen technische Entwicklung enorm schnell voranschritt. 1937 war Hamburg Ausgangspunkt der damals längsten regelmäßig geflogenen Langstrecke über Belgrad, Athen, Rhodos und Damaskus nach Bagdad (Länge 4050 Kilometer, Flugzeit 23 Stunden und 40 Minuten). Im Zweiten Weltkrieg war der Flughafen für den zivilen Luftverkehr geschlossen, doch auch die Deutsche Luftwaffe nutzte ihn nicht. So überstand er den Krieg unter Tarnnetzen ohne einen einzigen Bombentreffer. Seinen heutigen offiziellen Namen verdankt Hamburg Airport seit 1945 der englischen Besatzungsmacht.
1964 erreichte der Flughafen bereits seine endgültige und heutige Betriebsfläche von 567 Hektar. Der Flughafenzaun ist 22 Kilometer lang, die Umlaufstraße 18 Kilometer.
1993 wurden im Zuge des Ausbaus als erste von mehreren grundlegenden Neubauten das Parkhaus P 4 und Terminal 2 (damals hieß es noch Terminal 4) in Betrieb genommen. Unter dem Projektnamen HAM 21 wurde Hamburg Airport in den darauffolgenden 18 Jahren zu einem der modernsten und innovativsten Flughäfen weltweit ausgebaut und modernisiert. Für ein Investitionsvolumen von insgesamt 350 Millionen Euro (die Gesamtkosten für die Elbphilharmonie dürften weit darüber liegen) entstanden 2005 das Terminal 1, hinzu kamen neue breite Zufahrten, weitere Parkflächen und die Erweiterung der Flugsteige (Pier) auf 750 Meter Länge und 19 000 Quadratmeter - mit 17 Gates an Brückenpositionen (Finger) und 25 Busausgängen. Pro Stunde können 58 Maschinen abgefertigt werden. Das automatische Gepäckbeförderungssystem verläuft im Keller unter den Terminals.
Ende 2008 wurde die Airport Plaza zwischen Terminal 1 und 2 eingeweiht, zentraler Zugang zur Pier und Einkaufsmeile. Gleichzeitig ging die Flughafen-S-Bahn ab der Haltestelle Ohlsdorf (S 1) in Betrieb. Im Herbst 2009 wurde ein weiteres Parkdeck mit 1600 terminalnahen Stellplätzen fertiggestellt. Außerdem öffnete das Hotel Radisson Blu - fußläufig zu den Terminals.
Gesundheitswesen
Am Hamburg Airport leistet der DRK-mediservice in Zusammenarbeit mit der Flughafenfeuerwehr Erste Hilfe und ist zuständig für die Behindertenbeförderung. Auf 60 Quadratmetern sind 16 mediservice-Mitarbeiter von morgens um fünf bis zur letzten Landung hauptamtlich tätig - im Schichtbetrieb. Sie werden von 39 Aushilfen unterstützt. Außerdem stehen 66 Notrufsäulen in allen Bereichen des Flughafens für Ersthelfer zur Verfügung. 2010 wurden rund 960 medizinische Notfälle betreut. Zusätzlich bietet das DRK Impfberatungen an.
In der Airport Plaza findet man auch eine Hightech-Zahnarztpraxis, die montags bis freitags von 7 bis 21 Uhr, am Sonnabend von 9 bis 17 Uhr, geöffnet ist und selbstverständlich nicht nur Reisenden zur Verfügung steht. Die Flughafenapotheke in der Airport Plaza (Ankunftsbereich) ist montags bis freitags zu denselben Zeiten geöffnet und zusätzlich am Wochenende von 8 bis 21 Uhr.
Um nach langen Flugreisen etwaige Verspannungen zu lösen, hat - ebenfalls in der Airport Plaza - ein Trainingszentrum zur Stärkung des Rückens eröffnet. Auf der Pier gibt's eine Turbo-Entkrampfung per Akupressurmassage "to go" (für 1 Euro pro Minute) bei "Gesunde Impulse".
Konsum & Dienstleistung
Seitdem der zollfreie Einkauf ("Duty Free") stark eingeschränkt ist, greift schon länger das erfolgreiche Shop-Konzept "Travel Value" des internationalen Marktführers Heinemann. Darüber hinaus gibt es rund 50 weitere Einzelhandelsgeschäfte - im Prinzip ist Hamburg Airport damit ein richtiges Einkaufszentrum ("Sky World"), das zunehmend auch von Kunden aus den umliegenden Stadtteilen genutzt wird. Besonders beliebt ist der gut ausgestattete Supermarkt, der an allen sieben Tagen der Woche geöffnet hat und der sich in seiner Preisstruktur nicht von anderen Supermärkten unterscheidet. Und mit insgesamt 28 verschiedenen Reisebüroschaltern liegt Hamburg Airport an der Spitze des norddeutschen Reisemarktes. Darüber hinaus findet man die wichtigsten Dienstleister: ein Postamt, verschiedene Banken, Autovermietungen, einen Friseur, eine Gepäckreparatur und sogar eine Reinigung.
Umwelt- und Lärmschutz
In Hamburg sind die Landeentgelte für Flugzeuge lärmabhängig gestaffelt, das sorgt für weniger Krach. Grundlage dieser Einteilung sind Daten über die Lärmemission der einzelnen Flugzeugtypen. Der Fluglärm wird mithilfe von 15 Messstellen ständig überwacht. In den vergangenen 30 Jahren hat der Flughafen über 38 Millionen Euro in Lärmschutzprogramme investiert. 15 000 Wohnungen innerhalb der Einflugschneisen wurden mit Schallschutzfenstern ausgestattet, dazu wurden 9300 schallgedämpfte Lüftungssystemen in der Nachbarschaft montiert. Die 2002 fertiggestellte, weltweit einzigartige Lärmschutzhalle sorgt bei Triebwerksprobeläufen der benachbarten Lufthansa Technik AG für umfassenden Lärmschutz der unmittelbaren Nachbarschaft.
Zwischen 24 Uhr und 6 Uhr herrschen strengste Nachtflugbeschränkungen. Die Stunde von 22 bis 23 Uhr zählt zur genehmigten normalen Betriebszeit des Flughafens. Allerdings greifen hier schon die lärmabhängigen Start- und Landeentgelte mit einem Aufschlag von 100 Prozent.
Diese Maßnahme soll die Airlines zum pünktlichen Landen animieren und Nachbarn vor unnötigem Lärm schützen. In der Zeit von 23 bis 24 Uhr beträgt der Aufschlag auf die Entgelte bereits 200 Prozent. Diese Stunde dürfen die Airlines nicht einplanen, sondern nur für unentbehrliche Verspätungen nutzen. In der übrigen Zeit dürfen nur verspätete Flüge stattfinden, die vom Hamburger Lärmschutzbeauftragten offiziell genehmigt wurden, sowie Notfälle. Seit dem 1. Januar 2010 gelten darüber hinaus auch zusätzlich emissionsabhängige Landeentgelte.
Ein eigenes Blockheizkraftwerk (BHKW) versorgt die Terminals inklusive der Pier mit Strom, die Abwärme wird zum Heizen und Kühlen genutzt. Das BHKW versorgt außerdem die Flugzeuge an der Pier mit Strom und klimatisierter Luft, damit die Jets ihr Hilfstriebwerk ausschalten können. Dadurch werden Bodenlärm und Emissionen reduziert, auf den Außenpositionen übernehmen Dieselgeneratoren diese Aufgabe. Als erster Flughafen in Europa hat Hamburg die beiden Umweltzertifikate nach ISO 14 001 und EMAS erworben und in den vergangenen Jahren mehrere Preise für sein Umweltengagement erhalten.
Ein eigener Jagdbeauftragter versucht, die Population von Vögeln und anderen Tieren rund um die Start- und Landebahnen vor allem mit natürlichen Methoden gering zu halten, zum Beispiel mit der "Langgrasbewirtschaftung", da Vögel in der Regel offene Flächen mit niedrigem Vegetationsstand bevorzugen. Nur so kann Kollisionen von Flugzeugen und Tieren - im Besonderen dem Vogelschlag - vorgebeugt werden. Nur wenn es gar nicht anders geht, wird scharf geschossen.
Grenzen
Hamburg Airport ist ein echter Stadtflughafen. Er liegt inmitten dicht besiedelter Wohngebiete - Norderstedt, Langenhorn und Fuhlsbüttel, Alsterdorf, Niendorf und Schnelsen. Hamburg Airport bemüht sich um eine intensive und nachhaltige Pflege der nachbarschaftlichen Beziehungen. Um mehr Transparenz zu schaffen, wurde Anfang 1998 die Zeitung "Hamburg Flughafen" für Nachbarn und Kunden gegründet.
Religion
Im Terminal 1 befindet sich ein moderner christlicher Andachtsraum. Für die persönliche Andacht liegen eine Bibel und Gebetstexte aus. Der Andachtsraum ist von 6 bis 22 Uhr geöffnet. Direkt daneben finden muslimische Gläubige eine kleine Moschee. Der evangelische Flughafenseelsorger Björn Kranefuß berät Reisende, Besucher sowie Mitarbeiter aller am Flughafen tätigen Unternehmen in kirchlichen, sozialen und persönlichen Fragen. Alle 14 Tage lädt er, immer mittwochs von 8.15 Uhr bis 8.45 Uhr, zur Morgenandacht ein.
Verkehr
Die Art und Anzahl der Fahrzeuge am Hamburg Airport ist vielfältig und groß: 22 Passagierbusse (davon acht Bioerdgas-Busse) befördern die Fluggäste auf die Außenpositionen des Vorfeldes, 32 erdgasbetriebene Schleppfahrzeuge transportieren auf insgesamt 750 Anhängern das Gepäck.
Diese Flotte von umweltschonenden Schleppern wird seit 2007 von zwei Fahrzeugen mit Brennstoffzellenantrieb im Testbetrieb ergänzt. 13 Flugzeugschlepper ziehen die Flugzeuge von den Fluggastbrücken auf die Rollbahn ("pushback"). Vier Behindertentransporter ermöglichen den Transport Kranker oder Behinderter.
Im Winter kommen bis zu elf Schneeräumer zum Einsatz, für die Enteisung von Flugzeugen gibt es acht Spezialfahrzeuge. Der gesamte Fuhrpark mit seinen insgesamt 500 Fahrzeugen hat einen Wert von über 36 Millionen Euro. Mehr als 200 Fahrzeuge sind auf dem Vorfeld unterwegs.
Feuerwehr
Die Hamburg-Airport-Feuerwehr verfügt über 16 Fahrzeuge, davon vier Flugfeldlöschfahrzeuge des Typs Z8. Die Wurfweite des Werfers liegt bei 70 Metern, der Wassertank fasst 12 400 Liter. Die löschtechnische Ausrüstung jedes Fahrzeuges umfasst 800 Liter Schaum- und 500 Kilogramm Pulverlöschmittel.
Rund 80 hauptberufliche Feuerwehrleute arbeiten in zwei Schichten. Die Feuerwache ist rund um die Uhr mit 20 Mann (drei Führungskräfte, 17 Feuerwehrmänner) besetzt. Die Feuerwehr wacht über 11 000 Brandmelder, 3000 Feuerlöscher, 250 Erste-Hilfe-Kästen und 26 Atemschutzgeräte.
Der Flughafen investiert über fünf Millionen Euro in die Sicherheit seiner Fluggäste. Regelmäßig stehen Brand- und Katastrophenschutzübungen auf dem Dienstplan. Pro Jahr werden rund 2200 medizinische und feuerwehrtechnische Einsätze gefahren. Die Feuerwehr kann jeden Winkel des Flughafens in drei Minuten erreichen.
Der "Bürgermeister"
Seit dem Jahre 2003 ist der 51 Jahre alte Michael Eggenschwiler Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Flughafen Hamburg GmbH und ihrer Tochterfirmen, seit 2007 ist er Vorsitzender der Geschäftsführung. Die Gesellschafter der FHG sind zu 51 Prozent die Freie und Hansestadt Hamburg und zu 49 Prozent die Hochtief Concessions.
An seiner Wahlheimat schätzt der gebürtige Schweizer, er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder, die Weltoffenheit, die kulturelle Vielfalt und die hanseatischen Traditionen, die sich gerade im Dienstleistungsanspruch eines Unternehmens wie Hamburg Airport wiederfinden. Eggenschwilers Credo lautet: "Expandieren, doch nicht um jeden Preis."
Sicherheit
Hamburg Airport ist mit modernster Sicherheitstechnik, wie Kameraüberwachungs- und Zutrittskontrollsystemen ausgestattet. Gemeinsam mit Bundespolizei, Zoll und Polizei zeigen die Sicherheitsdienste der Flughafen Hamburg GmbH 24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr in den Terminals, auf dem Vorfeld und dem gesamten Flughafengelände Präsenz, um die gesetzlichen Sicherheitsaufgaben für den Flughafen zu erfüllen. Neben der Überwachung des gesamten Flughafengeländes werden 100-prozentige Kontrollen der Fluggäste und des von ihnen mitgeführten Hand- und Reisegepäcks sowie aller Mitarbeiter des Flughafens und deren mitgeführten Gegenstände und Fahrzeuge durchgeführt. Dazu werden qualifiziert geschultes Personal und modernste Luftsicherheitskontrolltechnik eingesetzt. Rund 1200 Beschäftigte sind für die Sicherheit am Hamburg Airport zuständig.
Freizeit
Bei der Flughafen-Modellschau erfahren die Gäste am Beispiel eines eindrucksvollen Modells im Maßstab 1:500 alles über den Flughafenbetrieb in Hamburg. Über 8000 Leuchtdioden illuminieren das Modell. "Ready for take off" heißt es täglich an sieben Tagen der Woche um 10, 12, 14 und 16 Uhr. Ab 15 Personen können Airport-Rundfahrten gebucht werden. Für den Blick auf das geschäftige Treiben auf dem Vorfeld gibt es drei Aussichtsterrassen; jeweils eine in den Terminals 1 und 2, integriert in die Gastronomie sowie die Airport-Aussichtsterrasse, die man über die Modellschau ( Zugang zwischen Terminal 1 und dem Terminal Tango - der ehemaligen Charterabfertigungshalle) erreicht. Das Terminal Tango wird heute für (Groß-)Veranstaltungen aller Art genutzt. Ein beliebter Aussichtpunkt für Starts und Landungen ist auch das Café Himmelsstürmer direkt am Geschäftsfliegerzentrum (Weg beim Jäger), das ebenfalls über eine "vollwertige Abfertigung" inklusive Zollkontrolle verfügt und wo täglich durchschnittlich 50 Flugbewegungen registriert werden.
Gastronomie
Reisende und Gäste haben die Qual der Wahl zwischen sieben Bars und Cafés sowie fünf Restaurants im offenen Bereich; acht Cafés, Bars und fünf Restaurants sind es im geschützten Abflugbereich. 100 Millionen Euro hat Hamburg Airport insgesamt in die Airport Plaza investiert. Die hier ansässigen Restaurants bilden das größte zusammenhängende Gastronomie-Areal an einem europäischen Flughafen. Im Durchschnitt nutzen rund 9000 Gäste am Tag das gastronomische Angebot. Davon entfallen mehr als 40 Prozent auf den Sicherheitsbereich.
Nächste Folge: In der Reihe "Die Stadt in der Stadt" entführen wir Sie Anfang April aufs Heiligengeistfeld - auf den Hamburger Frühjahrsdom, das größte Volksfest in Norddeutschland.